Die bleiche Maske

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  • Erschienen: Januar 2015
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Die bleiche Maske
Die bleiche Maske
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Carsten Kuhr
79°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2015

Der gelbe König ist zurück!

Simon Kernoucs Leben geriet in einem einzigen, winzigen Moment aus seinen Fugen. Erst war sie, Camilla noch da, voller Leben, voller Pläne und Lachen, dann einen Moment später lag eine leere Wodka Flasche und eine geleerte Pillendose auf dem Boden neben einer Frau, die seitdem im Wachkoma liegt. Hirnschäden sind nicht ausgeschlossen, sogar zu erwarten. Verständlich, wenn ein Mann, ein Liebhaber nach einem solchen Schicksalsschlag sein Leben nicht mehr einhundert prozentig im Griff hat, wenn er seine Vorlesungen über E.T.A. Hoffmann und E. A. Poe nur mehr herunter spult und immer abwesend scheint.

Wenn eine solch geschundene Seele aber dann noch von Träumen heimgesucht wird, Träumen voller seltsamer Gestalten, fremder Welten und einem absonderlichen Buch, dann ist der Bruch mit der Realität nicht fern. Simon driftet gedanklich immer mehr ab, wird in das Reich des Königs in Gelb gezogen, besucht Carcosa, die tote Stadt unter den zwei Sonnen und den schwarzen Sternen. Und er begeht, aus Notwehr, aus Liebe und Raserei Morde, zum Teil bestialische Morde – oder bildet er sich all dies nur ein?

Ein modernes, verstörendes Prosa-Theaterstück

Wahnsinn und Tod geben sich ein Stelldichein in Daniel Schenkels neuestem Roman. Grundlage des Werkes ist der erst Kürzlich bei Festa neu aufgelegte Episodenroman The King in Yellow (Der König in Gelb) von Robert W. Chambers. Vor, in und mit diesem Hintergrund baut der Autor seine ganz eigene Handlung auf.

Zunächst scheint alles ganz in der Realität zu fußen. Wir lernen einen vom Schicksal arg gebeutelten Akademiker kennen, beobachten, wie er, angesichts der Sorgen und Verzweiflung, die ihn überkommt immer mehr den Halt verliert, wie er sich in Tag- und Nachtträumen – oder doch in der Wirklichkeit? - verliert, sich hineinsteigert in Gewaltorgien, in die Vorstellung einer morbid-phantastisch fremden Welt.

Geschickt deutet Schenkel hier viel nur an, lässt dem Leser die Möglichkeit selbst zu entscheiden, was Real was Einbildung ist. So spielt er gekonnt mit den Erwartungshaltung des Rezipienten, überrascht durch immer neue Szenen und Aufzüge – vieles erinnert im Roman an ein Theaterstück – und schafft so eine sehr eigene, unwirkliche Atmosphäre. Der Untertitel "Die Tragödie von Carcosa" könnte gar darauf hinweisen, dass eine Fortsetzung im Raum steht.

Die bleiche Maske

Daniel Schenkel, -

Die bleiche Maske

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