Die Starfarer-Verschwörung (Die Sax-Chroniken 1)

  • Piper
  • Erschienen: Oktober 2019
  • 6
Die Starfarer-Verschwörung (Die Sax-Chroniken 1)
Die Starfarer-Verschwörung (Die Sax-Chroniken 1)
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Sebastian Fischer
80°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2024

Herrlich bekloppte Science Fiction!

Der deutsche Autor Richard Schwartz ist vor allem für seinen Fantasy-Romanzyklus „Das Geheimnis von Askir“ und die Fortsetzungsreihe „Die Götterkriege“ bekannt. Diese Bücher bieten wirklich hervorragende Unterhaltung und gehören meiner Meinung nach im deutschsprachigen Raum zur Königsklasse der Fantasyliteratur. Mit dem ersten Band der Sax-Chroniken, erschienen in 2019, entführt uns Schwartz in weit entfernte Galaxien und tobt sich nun auch im Genre der Science-Fiction aus. So viel sei vorweg verraten: Mit „Die Starfarer-Verschwörung“ hat Richard Schwartz definitiv einen Fuß in der Tür, um sich als deutsche Genregröße von Weltraumabenteuern zu etablieren.

Zukunft und Vergangenheit

Die Sax-Chroniken spielen in einer fernen Zukunft, in der die Menschheit weit entfernte Galaxien kolonialisiert hat. Auf hochintelligentes außerirdisches Leben sind sie bei ihrem Vormarsch nicht getroffen, und so zieht der Homo Sapien weiterhin einsam seine Kreise an der Spitze der Nahrungskette. Die Geschichte dieses Werkes ist fernab unserer Erde angesiedelt, auf dem Planeten Karstein. Wir erkunden die Welt, wie schon in weiten Teilen des Askir Universums, durch die Ich-Perspektive. Als Protagonistin bekommen die Leser die Diebin und Trickbetrügerin Sax vorgesetzt. Sie ist eine junge Frau, die von einem liebenswürdigen Ganoven aufgezogen wurde und so ihr Handwerk erlernte. Sie versteht sich gut genug auf ihre Talente, um über die Runden zu kommen.

Doch als sie eines Tages unfreiwillig und zufällig in einen Mordanschlag involviert wird (die gute Sax wollte dem reich wirkenden Mordopfer lediglich seine Brieftasche entwenden, als um sie herum die Hölle losbricht), verändert sich ihr Leben schlagartig. Auf ihrer Flucht vor den Behörden stößt die Diebin auf Artefakte aus der Vergangenheit. Auch wenn hier von Vergangenem die Rede ist, können solche Artefakte auf überlegene Technologien hindeuten. Denn aufgrund von Kriegen und Rebellionen und den damit verbundenen Zerstörungen laufen Karstein und andere Sektormächte dem einstigen technischen Fortschritt der Menschheit hinterher. Verständnishalber sei eingeordnet, dass Sax‘ Epoche unserer Zeit, liebe Leser, gleichwohl meilenweit voraus ist.

Sax staunt also nicht schlecht, als sie unter anderem auf eine Art künstliche Intelligenz stößt, die Unglaubliches zu vollbringen vermag. Für sich genommen wäre das erstaunlich genug, denn die Funde aus der Vergangenheit sind höchstwahrscheinlich ein Vermögen wert. Doch unsere Protagonistin „stolpert“ noch einen Schritt weiter und geht versehentlich eine Art Symbiose mit dieser KI ein (ja, Sax hat wirklich ein Händchen dafür, sich unfreiwillig in prekäre Situationen zu manövrieren) und verfügt auf einmal über wahrlich erstaunliche Fähigkeiten.

Unsere Protagonistin beschließt, ihre Funde zu sichern und ihr Leben in bessere Bahnen zu lenken. Ihre Entdeckungen bleiben jedoch nicht unbemerkt und sie gerät in das Visier mehrerer Regierungen und Verschwörer, die nicht unbedingt das Beste für unsere Heldin im Sinn haben. Deswegen beginnt Sax mit der Zeit, eine Crew zusammenzustellen, um sich unter dem Radar ihrer Feinde samt ihrer Eroberungen von Karstein davonzustehlen.

Dabei wird sie dermaßen vehement mit ihrer nebulösen Vergangenheit konfrontiert, dass sich ihre Ziele das ein oder andere Mal deutlich verschieben.

Eine tolle Crew!

Wer das Abenteuer rund um Askir gelesen hat, weiß, dass Richard Schwartz ein Händchen dafür hat, eine interessante und abwechslungsreiche Truppe zusammenzustellen, die den Lesern eine Menge Spaß bereitet. Auch in diesem Werk beweist der Autor sein Talent, bunt gemischte und zum Teil auch schräge Charaktere aufeinander treffen zu lassen. Diese Zusammenstellung macht einen großen Reiz dieses Romans aus. Deswegen möchte ich an dieser Stelle nicht zu sehr ins Detail gehen. So viel möchte ich aber verraten: Die Crewmitglieder, die sich im Laufe der Handlung um Sax scharren, bringen alles mit, was das Abenteuerherz begehrt. Da wäre zum einen ein Personenschützer, der auf sehr unmenschliche Art und Weise an Sax gebunden ist. Zum anderen trifft Sax auf eine mysteriöse junge Frau aus dem asiatisch anklingenden Teil der Bevölkerung Karsteins, die eine gefährliche familiäre Bindung zu einer fernen Regierung aufweist. Außerdem schließt sich der Crew ein Gangmitglied aus den Armenvierteln Karsteins an, das im starken Kontrast zu den anderen Mitwirkenden steht. All diese Charaktere kommen auf ihre besondere Art mit Facettenreichtum und der ein oder anderen Prise Humor daher. Das größte Highlight ist aber ohne Zweifel Sax selbst, die in Verbindung mit der künstlichen Intelligenz „Maya“ zu einer vollkommenen Allzweckwaffe wird. Sicherheitssysteme hacken? Kein Problem! Fremde Sprachen verstehen und sprechen? Check! Mit Wissen glänzen? Absolut! Zu einer Kampfmaschine werden und Gegner im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Einzelteile zerlegen? Wird gemacht!

Mit purer Freude verfolgen wir, wie unsere Protagonistin und ihre neu gewonnenen Freunde sich jeder Herausforderung stellen und ihren Verfolgern das Leben schwer machen.

Sax und ihre Verbindung zu Maya müssen sich jedoch der Kritik stellen, ziemlich übermächtig zu sein. Je weiter der Handlungsstrang voranschreitet, desto mehr beschleicht einen das Gefühl, dass Sax wirklich jeder Herausforderung gewachsen ist und komme, was wolle. Dieser Umstand mindert ein Stück weit die Spannungsmomente der Geschichte. Im Gegenzug ist es auf eine morbide Art und Weise faszinierend, wie brutal und effizient Sax ihre Feinde aus dem Weg räumen kann. Ihre Überlegenheit ist wie der Fels in der Brandung, der die Spannungswelle zwar bricht, ihr jedoch genug Geltung überlässt, um die Leser mit ausreichend Nervenkitzel zu umspülen. Der Lesespaß wird dementsprechend nur geringfügig beeinträchtigt.

Toller Lesefluss

Diesen Roman umgibt eine angenehme Leichtigkeit, die gleichzeitig eine knisternde Sogwirkung entfaltet.

Auch wenn das Buch mit durchaus brutalen und tragischen Abschnitten daherkommt, führt das Lesen, bis auf sehr wenige Ausnahmen, zu keinen wehmütigen Atempausen. Die vorhandenen Strukturen geben den Figuren genug Tiefe, um sie lieben zu lernen und angemessen mitzufiebern. Der Leserschaft wird durch die kunterbunte Mischung der Protagonisten und dem freigesetzten Humor eine Atmosphäre vorgegaukelt, in der man überwältigende Gänsehautmomente und Herzschmerz vergeblich sucht. Obwohl diese Tatsache, die mit Ablauf und Aufbau der Erzählung korrespondiert, schlichtweg gewollt ist und Richard Schwartz in seinen Abenteuern rund um Askir bewiesen hat, dass er das epische Erzählen erfolgreich meistert, reißt einen das Finale dann doch aus der oben beschriebenen Atmosphäre und schleudert einem genug Tragik entgegen, um die Tränendrüsen gehörig wachzurütteln.

Dessen ungeachtet bleibe ich bei meiner These, dass dieses Werk überwiegend mit einer unterhaltenden Schwerelosigkeit aufwartet, die ungemein zu einem tollen Lesefluss beiträgt.

Fazit:

Ich bin und bleibe ein Fan von Richard Schwartz. Mit dem ersten Band der Sax-Chroniken beweist er wiederholt sein kreatives und sprachliches Talent und kredenzt uns ein wirklich gelungenes Weltraumabenteuer. In Kürze widme ich mich mit Freude dem zweiten Band, und das ist immer ein gutes Zeichen für ein gutes Buch. Wer den Romanzyklus „Das Geheimnis von Askir“ lieben gelernt hat, wird trotz Genrewechsels auch seine Freude an diesem Buch haben.

Die Starfarer-Verschwörung (Die Sax-Chroniken 1)

Richard Schwartz, Piper

Die Starfarer-Verschwörung (Die Sax-Chroniken 1)

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