Zwischen den Zeiten

  • Bertelsmann
  • Erschienen: Januar 2006
  • 0
Zwischen den Zeiten
Zwischen den Zeiten
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Jörg Kijanski
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2007

Ein großer Roman für alle, die keine Zeit haben

In dem kleinen irischen Städtchen Kinvara leben die Menschen in immer größerer Hektik. Die Zeit vergeht wie im Flug, so als würde sie den Menschen gestohlen. Folglich wünscht sich JJs Mutter nichts sehnlicher zu ihrem Geburtstag als einfach mehr Zeit zu haben. Der 15-jährige JJ verspricht seiner Mutter ihr diese zu schenken, nicht ahnend was er damit auslöst, denn wenig später gerät er durch eine Erdkammer in eine Parallelwelt, das legendäre Land der ewigen Jugend, Tir na nOg.

In Tir na nOg angekommen merkt JJ schnell, dass auch hier nicht mehr alles so ist wie es bislang war. Denn anders als die Menschen kannte man bis vor kurzem in Tir na Nog keine Zeit. Es gab keine Vergangenheit und auch keine Zukunft. Es gab nur das Jetzt und Hier. Doch plötzlich gibt es Zeit, die Sonne bewegt sich langsam aber unaufhaltsam ihrem Untergang entgegen und so könnte es nach hunderten von Jahren wieder einmal Nacht werden.

JJ macht sich auf die Suche nach der Ursache für diese seltsamen Ereignisse und stellt fest, dass die beiden Welten eng miteinander verbunden sind. Offenbar gibt es ein Leck, durch welches die Zeit von der Erde in die Sagenwelt eindringt. Eine tödliche Gefahr, die unbedingt aufgehalten werden muss. Und ganz nebenbei enträtselt dabei JJ auch noch ein altes Familiengeheimnis…

Gelungene Fantasy vor dem Hintergrund unserer schnelllebigen Zeit

Dieser mit mehreren Preisen ausgezeichnete Roman der Engländerin Kate Thompson ist wahrlich eine wundervolle Geschichte, die sich tendenziell an Jugendliche richtet, aber auch für Erwachsene einen ebenso kurzweiligen wie interessanten Lesespaß bietet. Was könnte man nur alles machen, wenn  man mehr Zeit hätte? Und wäre es nicht eine geniale Idee, Menschen, die einem besonders wichtig sind, Zeit zu schenken?

";Nimm dir so viel Zeit, wie du willst.";
";Okay. Und wie nehme ich sie mit?";
";Das weißt du nicht?";
";Nein.";
";Wir auch nicht.";
";Ich dachte mir schon, dass die Sache einen Haken hat.";

So beginnt JJs Abenteuer im Land der ewigen Jugend. Was für ein Paradies. Es gibt keine Zeit in Tir na nOg und so erspart man sich einige lästige Dinge wie beispielsweise Arztbesuche, denn wer gesund ist bleibt gesund, es gibt ja nur die Gegenwart, kein früher oder später.

Eine Liebeserklärung an Irland, seine Musik und seine Mythen

Tir na nOg ist aber nicht nur ein vormals zeitloses Land, hier lebt das Feenvolk weiter, jene Magier, die sich vor langer Zeit mit den Menschen einen verheerenden Krieg geliefert haben. Vor dem Hintergrund eines alten irischen Mythos erzählt die Autorin JJs Suche nach der Zeit schwungvoll und in einem beeindruckenden Erzählstil. Alle Kapitel haben durchgehend weniger als zehn Seiten und in jedem davon darf eines nicht fehlen, die Musik. Von einem Ceili (Musikabend) zum nächsten und zwischendurch wird gefiedelt, dass einem das Herz aufgeht. Selbstverständlich dürfen auch die anderen klassischen Instrumente des Irish Folk wie Concertina oder Bodhran nicht fehlen. Wer jemals in Irland war und dort die unglaubliche Stimmung erleben durfte, die entsteht, wenn sich mehrere Menschen spontan ihre Instrumente greifen und gemeinsam eine Session spielen, der ahnt, was dieser kleine Roman an Kraft entfalten kann. Am Ende eines jeden Kapitels folgt die Notation eines traditionellen Musikstückes, welches passgenau auf den Inhalt abgestimmt ist.

Natürlich könnte man an dieser Stelle noch vieles über die vorliegende Geschichte sagen, aber dies würde angesichts des geringen Buchumfanges zu viel der Lesefreude vorwegnehmen. Lassen Sie sich einfach in das Land der ewigen Jugend verführen und begleiten Sie JJ auf der Suche nach der Zeit und wundern Sie sich nicht, wenn ein Musikabend damit beginnt, dass eine Ziege in eine Bodhran verwandelt wird.

Wie fragte einst Karl Kraus: ";Woher nehme ich nur all die Zeit, so viele Bücher nicht zu lesen?";. Kate Thompsons ";Zwischen den Zeiten"; sollte man lesen, auch wenn man dafür eigentlich keine Zeit hat.

Zwischen den Zeiten

Kate Thompson, Bertelsmann

Zwischen den Zeiten

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