Donnie Darko

Film-Kritik von Marcel Scharrenbroich / Titel-Motiv: © Studiocanal. All Rights Reserved.

28 : 06 : 42 : 12

„Teenage Rampage“; The Sweet (1974)

Es gibt Filme, die die Gefühle ganzer Generationen auf rund 90 Minuten runterbrechen und das Kunststück schaffen, mit ihren Aussagen zielsicher ins Schwarze zu treffen. Nehmen wir beispielsweise John Hughes‘ „Breakfast Club - Der Frühstücksclub“ (OT: „The Breakfast Club“) aus dem Jahr 1985. Darin schaffte es der Komödien-Garant, Hollywoods damals heißeste Newcomer zum Samstagmorgen-Nachsitzen zu versammeln, wo die komplett gegensätzlichen Charaktere in ehrlichen Gesprächen herausfinden, dass sie gar nicht so verschieden sind. Untermalt mit einem kraftvollen Soundtrack und geprägt durch unaufgesetzte, geschliffene Dialoge und ein stark aufspielendes Darsteller-Ensemble, wurde „Breakfast Club“ schnell zum oft zitierten Kultfilm der 80er-Jugend. Wo „Easy Rider“ Ende der 60er das Freiheitsgefühl auf den Asphalt brachte, knallte „Trainspotting“ von Danny Boyle die Zuschauerinnen und Zuschauer 1996 zurück auf den harten, siffigen Boden der Tatsachen. So, wie es im Jahr zuvor bereits Larry Clarks dramatisches Generationen-Porträt „Kids“ tat. Was dem einen sein „Grease“, ist dem anderen sein „Saturday Night Fever“. „Eiskalte Engel“, „Heathers“, „Reality Bites - Voll das Leben“ und Amy Heckerlings quietschbunte 90’s-Upper-Class-Comedy „Clueless - Was sonst!“ nicht zu vergessen. Diese Liste ließe sich lange fortsetzen. Je nachdem, was man als Gradmesser nimmt. Der letzte Film, der einen solchen Eindruck wie einst „Breakfast Club“ bei mir hinterließ, war Stephen Chboskys „Vielleicht lieber morgen“ (OT: „The Perks of Being a Wallflower“), der 2012 entstand und auf dessen gleichnamigen Buch (alternativer Titel: „Das also ist mein Leben“) basiert. Vieles, was danach mehr sein wollte, wirkte zu verkrampft und… ja, gewollt. Oftmals generisch und nichtssagend. Man kann Kult halt beim Schreiben nicht planen oder gar voraussagen. Hast du was zu erzählen, erzähl es einfach… es wird schon an die richtigen Hörer gelangen. Mal früher, mal später. Einen Kultfilm stellt man nicht nach bestimmten Formeln her. Dieses Prädikat muss er sich verdienen… und zwar verliehen vom Publikum. Heute soll es aber um den ersten richtigen Einschlag des neuen Jahrtausends gehen: „Donnie Darko“.

Ein Film, der zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt veröffentlicht wurde. Kurz nach den Anschlägen am 11. September 2001. Und dann spielte auch noch ein Flugzeug eine nicht ganz unwichtige Rolle. Drehbuchautor und Regisseur Richard Kellys Mystery-Drama ließ sich zudem nur schwer in eine Schublade pressen, was es potentiellen Geldgebern nicht wirklich einfacher machte, seine verschachtelte Coming-of-Age-Geschichte mit Horror- und Sci-Fi-Einflüssen zu finanzieren. Glücklicherweise hatte die US-Schauspielerin Drew Barrymore einen Narren an der Story gefressen und produzierte den Film zusammen mit ihrer Geschäftspartnerin Nancy Juvonen und deren gemeinsamer Produktionsfirma Flower Films. Zuvor gingen aus dieser bereits die Komödie „Ungeküsst“ (OT: „Never Been Kissed“) und das Serien-Remake „3 Engel für Charlie“ (OT: „Charlie’s Angels“) hervor. Barrymore ließ es sich dann auch nicht nehmen, gleich eine Rolle in Kellys Spielfilm-Debüt zu bekleiden. So stolperte der in nur 28 Tagen abgedrehte „Donnie Darko“ seinerzeit recht unspektakulär durch die amerikanischen Kinos und konnte selbst durch die weltweiten Einspielergebnisse keine nennenswerten Gewinne einfahren… doch der große Hype trat 2002 mit der Heimkino-Veröffentlichung ein. Und das, obwohl die Story alles andere als massentauglich war und noch immer ist.

„It's the End of the World as We Know It (And I Feel Fine)“; R.E.M. (1987)

Donnie (Jake Gyllenhaal) könnte ein stinknormaler Teenager sein. Im Grunde ist der Highschool-Schüler dies auch, doch hinter der Fassade sieht es reichlich düster aus… was bei diesem Nachnamen nicht verwunderlich ist. Psychisch labil, besucht der Vorstadt-Junge regelmäßig eine Therapeutin (Katharine Ross) und wird unterstützend mit Medikamenten behandelt. Sein Schlafwandeln sorgt dafür, dass er morgens gerne mal aushäusig erwacht. Mal auf einer - scheinbar mäßig befahrenen - Landstraße, dann auf dem örtlichen Golfplatz. So auch in einer schicksalhaften Nacht im Oktober 1988. Von einer inneren Stimme aus dem Bett gelockt, entpuppt sich das nächtliche Umherirren als wahrer Segen… zumindest anfänglich. Wie aus heiterem Himmel stürzt eine Flugzeugturbine Richtung Erde und kracht durch das Dach der Darko-Familie. Und zwar genau auf Donnies Bett. Donnies Eltern Rose (Mary McDonnell) und Eddie (Holmes Osborne) sowie seine beiden Schwestern Elizabeth (Maggie Gyllenhaal) und Samantha (Daveigh Chase) sind entsetzt, befürchten sie doch, dass es Donald J. Darko mit einem Knall aus dem Leben gerissen hätte. Doch dank Frank (James Duval), einer mysteriösen Gestalt in einem seltsam-bedrohlichen Hasenkostüm, überlebte er das Unglück. Frank ist ein wiederkehrender Charakter in Donnies Träumen und übt Einfluss auf den Teenager aus. Außerdem nennt er ihm eine Abfolge von Zahlen… 28 : 06 : 42 : 12. Laut Frank wird die Welt in 28 Tagen, 6 Stunden, 42 Minuten und 12 Sekunden ihr Ende finden.

Tolle Info. Dass ein eh schon mental angeschlagener Teenager mit solchen Neuigkeiten leicht überfordert sein könnte, dürfte sich von selbst verstehen. Donnie sieht die Sache dafür überraschend locker. Er findet sogar Zeit für eine sich anbahnende Romanze mit der neuen Mitschülerin Gretchen (Jena Malone). Und das, während er mit dem überdimensionalen Hasen mit der Eisenmaske über lapidare Themen wie Zeitreisen philosophiert. Seine Eltern und Dr. Thurman, die Therapeutin, sehen Donnies psychische Auffälligkeiten jedoch mit zunehmender Sorge. Zeitgleich gewinnt der Life-Coach und selbsternannte Lebensratgeber-Guru Jim Cunningham (Patrick Swayze) immer mehr Einfluss in der Stadt. Selbst an Donnies Highschool hält er seine hochtrabenden Reden, was dem unangepassten Schüler gehörig gegen den Strich geht. Er traut Cunningham uns seinen anbiedernden Weisheiten keinen Meter weit. Als Donnie dann von seinem Physiklehrer Dr. Kenneth Monnitoff (Noah Wyle) das Buch „Die Philosophie des Zeitreisens“ in die Hand gedrückt bekommt, wird er mehr als nur neugierig. Verfasst wurde es von Roberta Sparrow (Patience Cleveland). Einer verschrobenen alten Dame, die man lokal nur als „Grandma Death“ kennt. Donnie will der Sache auf den Grund gehen… und während er unter Franks Einfluss auf gefährlich dünnem Eis wandelt, tickt die Weltuntergangs-Uhr immer weiter…

„White Rabbit“; Jefferson Airplane (1967)

Wenn man sich vornimmt, einen Film über Zeitreisen und Parallelwelten auf die Beine zu stellen, wagt man sich eigentlich immer auf einen schmalen Grat. Ist man dann noch ein ambitionierter Drehbuchautor und nimmt sein verschachteltes Skript, um dies als Debütant auch noch selbst zu verfilmen, grenzt das fast an Größenwahn. Die Fallhöhe für Film und damit auch die startende Karriere ist immens. Umso erfreulicher, dass Kellys Regie-Einstand inhaltlich in allen Belangen über jeden Zweifel erhaben ist. So blieb er dem Genre weitestgehend treu, konnte jedoch nicht mehr an den Erfolg und den Kult, der sich im Laufe der Jahre um „Donnie Darko“ aufbaute, anknüpfen. War seine überlange Sci-Fi-Apokalypse „Southland Tales“ mit Dwayne Johnson, Sarah Michelle Gellar, Seann William Scott, Justin Timberlake, Miranda Richardson, Holmes Osborne, Mandy Moore, Bai Ling, Kevin Smith, Zelda Rubinstein, Amy Poehler, John Lovitz und Christopher Lambert zwar bis in die Nebenrollen überdurchschnittlich besetzt, war er mindestens ebenso überambitioniert. Kein schlechter Film, den man auf Grund seiner skurril-satirischen Story schon mögen kann, aber halt nichts für die breite Masse. 2009 folgte mit „The Box“ noch ein feiner Mystery-Thriller, der sich erst im letzten Drittel in krude Sci-Fi-Elemente verwickelt. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Richard Matheson (1926 – 2013), welcher auch die literarischen Vorlagen für die Filme „The Last Man on Earth“ (und damit gleichzeitig für „Der Omega-Mann“ und „I Am Legend“), „Hinter dem Horizont“ und „Echoes“ schuf (und unrühmlicherweise sogar am Drehbuch zu „Der weiße Hai 3“ mitwerkelte), waren an der Cast-Front mit Cameron Diaz, James Marsden und Frank Langella wieder Hochkaräter am Start. Dennoch läutete „The Box“ das vorzeitige Karriereende als Regisseur ein. Kelly war danach nur noch bei einigen Projekten in der Produzentenrolle tätig, was eigentlich schade ist. In einer Zeit, wo es nur noch selten unangepasste Filmemacher gibt, die sich gegen die formelhaften Null-Risiko-Projekte der „Großen“ stemmen, wäre ein wenig frischer Wind von der mutig-abgedrehten Seite mal wieder wünschenswert. Gerne auch abseits von oft unter dem Radar fliegenden Independent-Perlen.

2009 entstand - ohne Richard Kellys Mitwirken – der Independent-Film „S. Darko“. Hier rückt Donnies jüngere Schwester Samantha in den Vordergrund, die in diesem losen Sequel erneut von Daveigh Chase verkörpert wird. Ein mehr als enttäuschender Versuch, ein Franchise um den Kultfilm von 2001 herumzubasteln, was bei Fans und Kritikern gleichermaßen durchfiel. Es sei auch nur der Vollständigkeit halber erwähnt, denn selbst Richard Kelly, der den Streifen nach eigenen Angaben nie gesehen hat (und dies auch nicht beabsichtigt), hasst es, wenn er nur auf diesen Film angesprochen wird. Regie führte Chris Fisher, der nach „S. Darko“ nur noch den lahmen „Street Kings 2: Motor City“ und die Adaption des Thomas Berger-Thrillers „Meeting Evil“ inszenierte.

„The Kids Aren't Alright“; The Offspring (1998)

Als ich damals zum ersten Mal von „Donnie Darko“ hörte, war ich sofort von der Story angefixt. Ich bestellte mir blind die US-DVD, was die erste Sichtung gleich noch eine Ecke komplexer ausfallen ließ. Von einer deutschen Veröffentlichung gab es zu dieser Zeit noch keine Spur. Auch unsere Videothek (das waren noch Zeiten…) konnte mir keine hilfreichen Infos geben. Nach der Frage nach dem Hauptdarsteller, tippte sie diesen erfolglos in die Such-Maske des Rechners ein und fragte mehrmals „Jake wer…???“. Ich kann mich noch erinnern, dass ich sagte, dass man von dem Bengel noch häufiger hören wird, was sich bewahrheiten sollte. Jake Gyllenhaal hat eine kometenhafte Karriere hingelegt, ohne sich dabei auf ein Rollenbild abonnieren zu lassen. Heutzutage sehr selten, wenn man sich Kollegen wie Ryan Reynolds anschaut, der seit den frühen 2000ern zu 99% immer die gleiche Rolle unter verschiedenen Namen spielt, oder Vin Diesel, der könnte, wenn er wollte, sich dann aber namentlich angepasst hat, und nur noch „Familie hier…, Familie da…“ in eine „Fast & Furious“-Kamera brummt. Gyllenhaal dreht Bombast-Blockbuster wie Emmerichs „The Day After Tomorrow“, „Prince of Persia“ und „Spider-Man: Far From Home“, erntet aber auch regelmäßig Kritiker-Lob für Filme wie „Nightcrawler“, „Nocturnal Animals“, „End of Watch“ und den mehrfach Oscar-prämierten „Brokeback Mountain“. Für Letzteren war er 2006 selbst für einen Goldjungen nominiert. Herausragend war er vor allem in Denis Villeneuves Ausnahme-Thriller „Prisoners“ und David Finchers XL-Serienkiller-Drama „Zodiac“. Definitiv einer von Hollywoods vielseitigsten Schauspielern, der seine Leistung mit Sicherheit irgendwann mit einem Academy Award krönen wird. Das Talent scheint bei den Gyllenhaals in der Familie zu liegen, denn seine große Schwester Maggie ist ebenfalls in der Schauspiel-Branche tätig.

Die 1977 geborene New Yorkerin war nicht von Anfang an als Donnies Schwester Elizabeth geplant und stieß erst verspätet hinzu. Dass die Bruder/Schwester-Chemie dennoch auf Anhieb stimmte, sollte anhand des familiären Hintergrunds klar sein. Nach ihrem Durchbruch mit „Donnie Darko“ arbeitete Maggie Gyllenhaal noch im selben Jahr erneut mit Drew Barrymore zusammen, die im Film eine rebellische Highschool-Lehrerin verkörpert. Nach der Tragikomödie „Unterwegs mit Jungs“ spielte sie in George Clooneys Star-gespicktem „Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind“, bevor sie im schwarzhumorigen SM-Drama „Secretary“ an der Seite von James Spader ihre erste Hauptrolle bekleidete. Des Weiteren sah man sie in „Mona Lisas Lächeln“, „Schräger als Fiktion“ und „World Trade Center“, bevor sie Katie Holmes in Christopher Nolans „Batman Begins“-Fortsetzung „The Dark Knight“ als Rachel Dawes ersetzte. Für das Drama „Crazy Heart“ mit Jeff Bridges und Robert Duvall wurde Maggie Gyllenhaal 2010 für einen Oscar in der Kategorie Beste weibliche Nebenrolle nominiert. Zuletzt sah man sie in der Serie „The Deuce“. Erst im September feierte ihr Langfilm-Regie-Debüt „The Lost Daughter“ bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig Premiere.

„Any Way You Want It“; Journey (1980)

Zuvor sprach ich davon, dass Richard Kellys Regie-Debüt über jeden Zweifel erhaben ist. Das stimmt… und ich werde den Teufel tun und davon abweichen. Allerdings gilt das nur für die ursprüngliche Kinofassung. Die 113-minütige Version, die es in den Staaten in die Kinos schaffte, verlangt zwar Einiges an Aufmerksamkeit und Hirnschmalz, liefert aber auch perfekt ab. Es bleibt genügend Raum für Interpretationen. Mehrfache Sichtungen sind durchaus erwünscht und es wird Euch überraschen, wie viele neue Details mit jedem Durchlauf aufploppen. Wie kleine Zahnräder, die den wissbegierigen Hirn-Motor immer weiter und geschmeidiger am Laufen halten, lichtet sich der Schleier der Verwunderung (und vielleicht beim ersten Schauen sogar Überforderung), ohne jedoch den EINEN in Stein gemeißelten Weg offenzulegen. Den Weg müsst Ihr schon selber pflastern… und dabei ist es schon notwendig, dass man den einen oder anderen Ziegel dreht und wendet, bis er ins Muster passt. Genau darin liegt für mich der Reiz des Films. Und genau das kann ich vom 2004 erstellten Director’s Cut nicht behaupten.

In den 134 Minuten der Wunschfassung des Regisseurs gibt es einige erweiterte sowie gänzlich neue Szenen. Diese schaden dem Film zwar nicht, enthalten aber keine offenbarenden Details, die man als Zuschauer dringend benötigen würde. Ebenfalls neu sind zwischenzeitliche Texteinblendungen, welche optisch eher semi-gut hineingequetscht wurden. Schafft man es, diese in gegebener Kürze zu lesen, steht noch auf einem anderen Zettel, ob man deren kryptische Inhalte denn auch entziffern oder gar deuten kann. Die Texte stammen nämlich aus dem im Film extrem wichtigen Buch „Die Philosophie des Zeitreisens“ von Roberta Sparrow. Generell begrüße ich es, wenn Studios ihren Regisseuren freie Hand beim endgültigen Schnitt gewähren. Das trifft wohl auf geschätzt 90 bis 95% aller Fälle zu. Wenn ein Werk aus Kostengründen auf eine lukrativere Laufzeit runterreduziert wird, um eine Kinovorführung mehr pro Tag zu platzieren, geht das meiner Meinung nach im Interesse des Endkunden vorbei und wird lediglich durch die finanzielle Brille betrachtet. Schon klar, die Studios müssen Gelder einspielen, um weiterhin produzieren zu können. Wenn finanzorientierte Bosse aber über alle Köpfe hinweg entscheiden und die Vision eines Filmemachers mit der stumpfen Schere kastrieren, geht bei mir aber automatisch das Interesse an dem Stückwerk flöten. Eine Unart, die sich wenigstens durch den Heimkino-Markt im zweiten Anlauf begradigen lässt… sofern dem Regisseur wenigstens für diese Auswertung das Zepter zurückgegeben wird. Nun, im Falle von „Donnie Darko“ wurde der vielschichtige Streifen leider seiner Mehrdeutigkeit beraubt. Es ist zwar nicht so, dass alle Fährten geradewegs ans Ziel führen, aber Kellys Marschrichtung ist schon klar vorgegeben. Es bleiben noch genügend Kopfnüsse vorhanden, an denen man sich das Hirn verrenken kann, jedoch würde ich für eine Erstsichtung ganz klar die Kinofassung empfehlen. Wer dann noch tiefer eintauchen oder dem Plan des Regisseurs folgen möchte, kann sich an den zusätzlichen 21 Minuten versuchen.

Neben erweiterten und zusätzlichen Szenen wurde auch am Soundtrack geschraubt. So wollte man für die ursprüngliche Filmfassung bereits den Song „Never Tear Us Apart“ der australischen Rockband INXS, konnte sich aber die Lizenz nicht leisten. Stattdessen leitet den Film „The Killing Moon“ der britischen Band Echo & the Bunnymen ein. Weitere Stücke des Soundtracks wurden für den Director’s Cut an andere Stellen der Handlung platziert. Die Tears for Fears-Cover-Version von „Mad World“ ist in beiden Filmfassungen enthalten. Die entschleunigte Balladen-Version von Michael Andrews und Gary Jules wurde nicht nur in Deutschland ein Chart-Erfolg, sie schoss in Großbritannien auf Platz 1 und wurde zum depressiven Weihnachts-Dauerbrenner. Unterm Tannenbaum sehe ich die Nummer jetzt nicht zwingend, was aber nichts daran ändert, dass „Mad World“ ein bockstarker Song ist, der dem Film wie die Faust auf beide Augen haut.

„Celebration“; Kool & The Gang (1980)

Nach einer kurzzeitigen Kinoauswertung, um das 20-jährige Jubiläum gebührend zu feiern, hat STUDIOCANAL „Donnie Darko“ Ende September 2021 in seinem ARTHAUS-Programm komplett restauriert fürs Heimkino veröffentlicht. Gleich zwei Steelbooks kamen auf den Markt, die sich nicht nur optisch sehen lassen können. Ich habe mir die 4K-Variante angeschaut, in der gleich zwei UHDs Platz finden. Kinofassung und Director’s Cut bekamen jeweils eine Disc spendiert und dazu gibt es noch haufenweise Bonusmaterial. Insgesamt finden sich dort drei Audiokommentare, für die Regisseur Richard Kelly sich gleich mehrere interessante Gesprächspartner an die Seite geholt hat. Unter anderem Jake Gyllenhaal, Drew Barrymore, Jena Malone oder Ober-Nerd und Hobby-Lälles Kevin Smith (Ihr wisst schon… der für NETFLIX „Masters of the Universe“ vor die Wand gefahren und allen Kids der 80er vor die Tür geschissen hat). Weiter geht es mit den Dokumentationen „Deus Ex Machina: Die Philosophie von Donnie Darko“ und „The Donnie Darko Production Diary“, Archiv-Interviews mit Cast und Crew, den Featurettes „They Made Me Do It“, „They Made Me Do It Too“ und „#1 Fan: A Darkomentary“ (sehr skurril!). Neben geschnittenen und alternativen Szenen mit einblendbaren Kommentaren des Regisseurs, finden sich Kellys Kurzfilm „The Goodbye Place“, ein Storyboard/Film-Vergleich, Behind the Scenes-Material, Trailer, die Cunning Visions Infomercials, die schon im Film zu sehen sind und witzigerweise von Patrick Swayze in Privat-Garderobe auf dem heimischen Anwesen entstanden, und das Musikvideo zu „Mad World“ von Michael Andrews feat. Gary Jules. Unterm Strich kommt man damit auf mehr als vier Stunden an Extra-Material.

Die Bildqualität (2,35:1 – 2160p/Dolby Vision) ist ein Quantensprung im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen. Trotz des düsteren Grundtons sind die Farben natürlich. Das Bild ist sauber und wurde von zuvor deutlich sichtbaren Verschmutzungen befreit. Viele Details sind nun erstmalig sichtbar, da diese früher regelrecht weggefiltert wurden. Für einen kostengünstigen Independent-Film ist der neue Transfer mehr als nur akzeptabel. Sehr gute Arbeit, die von Kameramann Steven Poster und Regisseur Richard Kelly überwacht und abgesegnet wurde. Der Ton liegt in Deutsch und Englisch in 5.1 DTS-HD Master Audio vor. Deutsche Untertitel sind auf Wunsch zuschaltbar.

HD-Gucker gehen aber auch nicht leer aus. Ein identisches Steelbook mit zwei Blu-ray-Discs (Kinofassung & Director’s Cut + Bonusmaterial) wurde von STUDIOCANAL ebenfalls auf den Markt gebracht. Im hauseigenen ARTHAUS-Shop gibt es für Die-Hard-Fans noch eine „Limited Collector’s Edition“. Diese üppige Box enthält neben den HD- und UHD-Varianten (also vier Discs) noch ein rund 40-seitiges Booklet, 3 Poster, einen Kühlschrankmagneten, 3 Zeichnungen, 2 Tattoos und 5 Postkarten.

Fazit

„Donnie Darko“ war und ist kein leichter Film. Er fordert seine Zuschauer auf gleich mehreren Ebenen, glänzt dafür aber mit einer cleveren Story und Top-Darstellern. Ein surreal-düsterer Trip mit nur wenigen Lichtblicken… was in diesem Kontext durchaus positiv zu verstehen ist. Menschliche Abgründe, apokalyptische Prophezeiungen, dramatische Entwicklungen, Zeitreisen und Parallelwelten, großartiger Musik-Untermalung und unausweichliche Schicksale. Aus dem Takt schlagendes Film-Herz, was willst du mehr… so lasset den Weltuntergang kommen.

Fotos: © Studiocanal. All Rights Reserved.

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