Prey

Film-Kritik von Marcel Scharrenbroich / Titel-Motiv: © 20th Century Studios

Keine leichte Beute

„Du willst etwas jagen, das dich jagt.“

Wir schreiben das Jahr 1719 und eine uns nicht ganz unbekannte Rasse bläst zur Jagdsaison. Zeugin davon, wie etwas Ungewöhnliches aus den Wolken poltert, ist die junge Comanche Naru (Amber Midthunder). Entgegen aller Richtlinien ihres Stammes, hält Naru nicht viel davon das Lager zu hüten, sich um die Verpflegung zu kümmern und ihre Kenntnisse als angehende Heilerin zu verfeinern. Viel lieber geht sie auf die Jagd. Eine Tätigkeit, die sonst nur ihren Stammesbrüdern vorbehalten bleibt. Dafür wird sie oft belächelt, doch ihr Bruder Taabe (Dakota Beavers) nimmt ihre Absichten als Einziger für bare Münze und gibt ihr eine Chance. Naru hat allerdings noch viel zu lernen. Als sie während ihrer Expedition in den Wäldern auf ausgeweidete Tierkadaver stößt, folgt sie eigenmächtig der mysteriösen Spur. Mit dem Hang, sich selbst in verzwickte Situationen zu manövrieren, geht Naru ungewollt auf Tuchfühlung mit einem ausgewachsenen Bären. Und gerade als die Lage ausweglos erscheint, kommt „Hilfe“ von unerwarteter Seite. Ein schemenhaftes Wesen tötet den Bären mit bloßen Händen, doch von Rettung in letzter Sekunde kann nicht die Rede sein. Vielmehr sieht Naru sich Auge in Auge mit einer völlig neuen Spezies von Jäger. Ein ungleiches Duell auf Leben und Tod beginnt.

Jägerlatein

Inszeniert wurde „Prey“, der erste Predator-Film, der die Bezeichnung der blutrünstigen Jäger aus dem All nicht im Titel trägt, von Dan Trachtenberg. Der Amerikaner landete 2016 mit „10 Cloverfield Lane“ einen Genre-Überraschungshit, was ihn für die Regie einer „Black Mirror“-Episode und den Serien-Auftakt der immer beliebter werdenden Comic-Adaption „The Boys“ qualifizierte. Mit dem insgesamt fünften Ableger der „Predator“-Reihe - die beiden „Alien vs. Predator“-Crossover von 2004 und 2007 nicht mitgerechnet - wollte man wieder zurück zu den Wurzeln der langjährigen Marke.

Diese wurde 1987 mit dem Ur-„Predator“ von Action-Veteran John McTiernan ins Leben gerufen, der anschließend mit „Stirb Langsam“, „Jagd auf Roter Oktober“, dem unterschätzten „Last Action Hero“, „Stirb Langsam - Jetzt erst recht“ und „Der 13te Krieger“ mal mehr mal weniger große Erfolge feiern konnte. Als Mischung aus Kriegsfilm und knüppelhartem Sci-Fi-Horror spielte der Streifen rund das sechsfache seiner Produktionskosten ein und wurde sogar in der Sparte „Beste visuelle Effekte“ für einen Oscar nominiert. Rund um Arnold Schwarzenegger, der mit den beiden „Conan“-Filmen, „Terminator“, „Das Phantom-Kommando“ und „Der City-Hai“ bereits reichlich Action-Erfahrung (und das eine oder andere Muskelpaket) mitbrachte, versammelten sich der aus der „Rocky“-Reihe bekannte Carl Weathers, Sonny Landham („Die Warriors“, „Nur 48 Stunden“, „Feuerwalze“), Bill Duke („Car Wash“, „Ein Mann für gewisse Stunden“, „Das Phantom-Kommando“), Schauspiel-Debütant und späterer Gouverneur von Minnesota Jesse Ventura (spielte anschließend mit Schwarzenegger in der recht freien Stephen King-Adaption „Running Man“) sowie Shane Black, den man heute hauptsächlich als Drehbuchautor und Regisseur (dazu gleich mehr) kennt. Dieser bestens ausgebildete Söldnertrupp begibt sich auf eine Rettungsmission im Dschungel Mittelamerikas, stößt in der Wildnis aber auf einen außerirdischen Jäger. Perfekt getarnt, beinahe lautlos und äußerst tödlich. Der „Predator“ killte derart effektiv und drastisch, dass der Film in seiner ungeschnittenen Form satte 22 Jahre auf dem Index verbrachte, bevor die FSK ihm im Jahr 2010 nach erneuter Vorlage die Freigabe ab 16 Jahren attestierte.

Ähnlich erging es der 1991 in deutschen Kinos gestarteten Fortsetzung „Predator 2“. Nur dass dem Film von Stephen Hopkins („Nightmare on Elm Street 5“ und später „Explosiv - Blown Away“, „Der Geist und die Dunkelheit“ und „Lost in Space“) nach seiner Rehabilitierung 2014 das FSK 18-Siegel erhalten blieb. Die Handlung wurde vom echten Dschungel in den Großstadtdschungel eines tropisch-heißen Los Angeles der nahen Zukunft verlegt, wo Drogenbanden sich harte Kämpfe mit der Polizei und einem Voodoo-Kult liefern. Mittendrin der überforderte Cop Mike Harrigan, gespielt vom „Lethal Weapon“-Star Danny Glover. In die künstliche Haut des Predators, welcher die stickige Metropole als idealen Spielplatz für seine blutige Jagd nutzt, schlüpfte abermals der 2,20m große Kevin Peter Hall, der nur wenige Monate nach Ende der Dreharbeiten im jungen Alter von 35 Jahren verstarb. Unmaskiert konnte man ihn kurz als Hubschrauberpiloten im ersten „Predator“-Film sowie in einer Hauptrolle der kurzlebigen (aber kultigen!) TV-Serie „Die Spezialisten unterwegs“ (OT: „Misfits of Science“) sehen. Außerdem steckte er im haarigen Kostüm in „Bigfoot und die Hendersons“ und spielte das Alien in der kleinen Horror-Perle „Das Geheimnis der fliegenden Teufel“. „Predator 2“ ist auch heute noch mein Lieblingsfilm der gesamten Reihe. Nichts gegen Dschungel-Arnold & Co., aber die atemlose Hetzjagd in der Stadt und das grandiose Finale sind einfach unerreicht. Abwechslungs- und actionreich und gore- und bleihaltig inszeniert. Eine Fortsetzung, die eine logische Weiterentwicklung ist und hervorragend auf eigenen Beinen steht. Außerdem (durch ein Easter-Egg) die filmische Geburtsstunde des weitreichenden „Alien vs. Predator“-Franchises, welches kurz zuvor in Comic-Form bei DARK HORSE Premiere feierte.

Danach wurde es lange ruhig um die Jäger aus dem All. Es sollte bis zum Jahr 2010 dauern, bis der ungarisch-amerikanische Regisseur Nimród Antal („Kontroll“, „Motel“) einen weiteren Film in Szene setzte. Antal führte zuletzt Regie bei den Folgen 5 und 6 der aktuellen „Stranger Things“-Staffel. Immerhin ein Zeichen, dass er sein Handwerk versteht, denn die Staffel ist durchweg großartig. Für „Predators“ stützte er sich auf einen frühen Drehbuch-Entwurf von Autor und Regisseur Robert Rodriguez („Desperado“, „From Dusk Till Dawn“, „The Faculty“, „Sin City“, „Alita: Battle Angel“), der von Alex Litvak und Michael Finch in Form gebracht wurde. Rodriguez ließ es sich nicht nehmen, das Action-Spektakel dann selbst zu produzieren. Für den bunten Trupp harter Hündinnen und Hunde, die von der Erde entführt und auf einem entfernten Planeten zu Jagdzwecken abenteuerlustiger Predators ausgesetzt werden, konnte man nicht nur Oscar-Preisträger Adrien Brody („Der Pianist“, „The Village“, „King Kong“), der sich einige Kilos an Muskelmasse antrainierte, gewinnen, sondern auch Kolleginnen und Kollegen wie Alice Braga („City of God“, „I Am Legend“), Topher Grace („Die wilden Siebziger“, „Spider-Man 3“), Walton Goggins („Cowboys & Aliens“, „Django Unchained“, „The Hateful Eight“), Danny Trejo („From Dusk Till Dawn“, „Spy Kids“, „Machete“) und Laurence Fishburne („Event Horizon“, „Matrix“, „Man of Steel“). Schon hier versuchte man, wieder den Kurs des Originals von 1987 einzuschlagen. Die Survival-Schlachtplatte blieb zwar recht plump, konnte dem Franchise aber durchaus gerecht werden. Atemlos und schnörkellos inszeniert.

Das kann man von „Predator - Upgrade“ (OT: „The Predator“) leider nicht behaupten. 2018 setzte Shane Black, einer der Darsteller des ersten Films, das Drehbuch, welches er zusammen mit Fred Dekker verfasste, um. Meine eigenen Erwartungen waren immens hoch, denn Black hat nicht nur die Drehbücher zu den Action-Granaten „Lethal Weapon“ (1 bis 3), „Last Boy Scout“ und „Last Action Hero“ geschrieben, sondern auch Regie bei den beiden genialen Buddy-Movies „Kiss Kiss, Bang Bang“ und „The Nice Guys“ geführt. Ach ja, für „Iron Man 3“ war er ebenfalls verantwortlich. Wenn jemand solch eine Vita vorweisen kann, rechnet man doch nicht im Entferntesten damit, dass dieser Filmemacher ausgerechnet einen „Predator“-Film komplett gegen die Wand fährt, oder? Nun ja, er hat’s geschafft. Womöglich mit ein Grund dafür, warum der Streifen der bislang letzte war, für den er engagiert wurde. An dem Debakel, in dessen Handlung ein abgestürzter Predator eine Militäreinrichtung aufmischt, um sich dann mit seinem genetisch modifizierten Verfolger zu fetzen, konnten auch die menschlichen Statisten nicht mehr viel retten. Darunter Boyd Holbrook („Run All Night“, „Logan“ und ganz aktuell „Sandman“), Olivia Munn („Erlöse uns von dem Bösen“, „X-Men: Apocalypse“), Thomas Jane („Deep Blue Sea“, „Dreamcatcher“, „The Punisher“, „Der Nebel“), Yvonne Strahovski („Chuck“, „Dexter“, „The Handmaid’s Tale“) und Jung-Talent Jacob Tremblay („Raum“, „The Book of Henry“, „Wunder“, „Doctor Sleeps Erwachen“). Eingestreuter Humor zum Fremdschämen und eine hanebüchene Handlung. Ein Wunder, dass danach überhaupt noch an der Marke festgehalten wurde.

Ob „Prey“ sich unter diesem Namen zum eigenen Franchise entwickelt, bleibt abzuwarten. Sollten die Zahlen stimmen - und die mediale Aufmerksamkeit scheint dies bereits anzudeuten -, könnten durchaus weitere Epochen Besuch aus dem All kriegen. Um einen sinnvollen Bogen zu „Predator 2“ zu schlagen, zu dem in „Prey“ bereits eine Verbindung hergestellt wird, wäre aber mindestens noch ein Besuch bei Naru und ihren Gefährten notwendig. Auf eine After-Credit-Szene wurde zwar verzichtet, jedoch lohnt es sich, die Abspann-Grafiken im Höhlenmalerei-Stil genauer zu betrachten. Vielleicht gibt es ein schnelleres Wiedersehen, als gedacht…

Aus dem Dschungel in den Dschungel

Erwartungsgemäß dauerte es nicht lange, bis die ersten Kritiken des am 5. August auf DISNEY+ gestarteten Sci-Fi-Abenteuers durchs Netz schwirrten. Einige Kritiker, die „Prey“ bereits vorab sehen durften, überschlugen sich regelrecht vor Begeisterung, was zugegebenermaßen ziemlich überraschend war, hatten viele das Franchise nach „Predator - Upgrade“ doch längst abgeschrieben. So wurde der Film selbstverständlich mit schlagkräftigen Fetzen jener Positiv-Reviews gepusht. Nicht selten lautete der Tenor, dass es sich bei „Prey“ um den besten Ableger seit dem Original handelt. Manche gingen sogar so weit, dass sie den aktuellsten Teil gar als Speerspitze des gesamten Franchises sehen. Dass mit solchen Lobhudeleien vorsichtig umgegangen werden sollte, versteht sich fast von selbst. Dementsprechend versuchte ich meine Euphorie noch in Zaum zu halten, bis ich mir mein eigenes Urteil bilden konnte… was selbstredend alle Zuschauerinnen und Zuschauer tun sollten.

So ging ich also - dezent erwartungsvoll - an „Prey“ heran. Ein Glück, denn sonst wäre die Enttäuschung wohl noch größer ausgefallen. Sagen wir es, wie es ist: „Prey“ ist alter Wein in neuen Schläuchen. Soll heißen, dass der Film uns nichts zu bieten hat, was wir bisher nicht kannten. Ja, wir haben ein frisches Setting. Und ja, wir haben auch eine weibliche Heldin, die dem außerirdischen Störenfried die Stirn zu bieten versucht. Das war es dann aber auch schon mit der ach so innovativen Neuausrichtung. Hervorzuheben sind die schön gefilmten Landschaftsaufnahmen. Da macht „Prey“ es besser als manch anderer aktuelle Film, der zwar quer über den Erdball verteilt spielen soll, jedoch nur allzu offensichtlich komplett im Studio gedreht wurde… siehe „Red Notice“ oder „Tod auf dem Nil“. Somit hat man schon mal die Grundlage geschaffen, eine atmosphärische Hatz durchs Dickicht zu erleben. Bis es soweit ist, dauert es allerdings eine Weile. Heldin Naru und der Predator agieren erstmal aneinander vorbei. Und genau da liegt das größte Problem des Films. Wir wissen zu 100%, dass die beiden früher oder später aufeinandertreffen werden und sich gegenseitig nach dem Leben getrachtet wird. Alle anderen Charaktere sind Kanonenfutter. Das wird sofort klar, da diese nicht gerade um die Zuschauer-Sympathie buhlen und geradezu darum betteln, nach allen Regeln der Kunst um die Ecke gebracht zu werden. Da ist „Prey“ dann auch nicht zimperlich, was jedoch meist von vielen und hastigen Schnitten kaschiert wird. Hier und da fliegen mal ein paar Körperteile vorbei, wovon sich das meiste aber nur erahnen lässt. Der Weg zum Finale ist allerdings nicht mehr als Füllmaterial, was dem Streifen mit seiner knapp 100-minütigen Laufzeit noch so manch zähen Moment beschert. Hauptdarstellerin Amber Midthunder („Legion“, „Roswell, New Mexico“, „The Ice Road“) ist da als Naru noch ein Lichtblick. Vor allem wenn es physisch wird, ist sie stets präsent und spielt im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten gegen die Schwächen des Drehbuchs an. Dieses stammt vom bislang nur durch wenige TV-Episoden in Erscheinung getretenen Patrick Aison. Inhaltlich sehr oberflächlich und einfach gedacht, gibt es Standard-Action, wenige Spannungsmomente und sprunghafte Charakterentwicklung auf Kommando.

Der CGI-Einsatz ist nicht auf Top-Niveau. Das wird besonders bei der animierten Tierwelt deutlich. Positiv überrascht war ich dafür vom Creature-Design, denn der Predator im Jahr 1719 unterscheidet sich immens von seinen Vorgängern… beziehungsweise Nachfolgern. Nicht nur optisch, sondern auch in der Verwendung seines Waffenarsenals. Technisch zwar immer noch überlegen, scheint das Alien sich seiner erhofften Beute angepasst zu haben. Von einem Kampf auf Augenhöhe darf dennoch nicht gesprochen werden. Zumindest… bis Wonder Woman Naru auf Knopfdruck ihren Killerinstinkt entdeckt. Aisons Drehbuch sei Dank.

Frauenpower…

…ist einer der In-Begriffe, den sich gefühlt jedes Studio groß auf die Fahne geschrieben hat. Bei jeder neuen Produktion, die von einer weiblichen Leitfigur getragen wird, wird getan, als hätte man gerade das Rad erfunden. Sorry Hollywood, das habt ihr nicht. Und starke Frauenfiguren gibt es nicht erst seit „Wonder Woman“, „Captain Marvel“ oder „Black Widow“. Lynda Carter spielte die strahlende DC-Amazone bereits in den wilden 70ern mehr als erfolgreich. Lindsay Wagner steckte als Jaime Sommers in diesem Jahrzehnt ebenfalls ihr männliches Pendant in „Die Sieben-Millionen-Dollar-Frau“ budgettechnisch in die Tasche (der verdammte Steve Austin kostete nämlich nur läppische sechs Millionen Kröten!). Und da sind wir noch gar nicht bei den großen Kino-Produktionen angelangt! Man denke nur an die Vorzeige-Ein-Frau-Armee überhaupt: Ellen Ripley. Quer durch drei Jahrzehnte pustete sie „Aliens“ durch vier Filme, nahm es mit Facehuggern, unzähligen Xenos, experimentellen Hybriden und einer gebärfreudigen Queen auf, dass es nur so schepperte. Weitere starke Frauen sahen wir in Luc Bessons „Nikita“, dem US-Remake „Codename: Nina“, „Die Akte Jane“, „Red Sonja“, „Das Schweigen der Lämmer“, „Matrix“, „3 Engel für Charlie“, „Die Tribute von Panem“, „Kill Bill“, „The 355“ , „Ghostbus… okay, schlechtes Beispiel. Aber was ist mit Charlize Theron in „Mad Max: Fury Road“ und „Atomic Blonde“? Was mit Kate Beckinsale in der „Underworld“-Reihe? Oder der sechsfachen Zombie-Veteranin Milla Jovovich? „Scream“-Queen Neve Campbell oder ihre Lehrmeisterin im Geiste Jamie Lee Curtis? Starke Frauenfiguren gibt es nicht nur in Actionfilmen. Hat man in der Traumfabrik etwa schon „Erin Brockovich“, „Million Dollar Baby“, „Die Farbe Lila“, „Hidden Figures“, „Thelma & Louise“ oder die großartige Frances McDormand in „Fargo“ und „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ vergessen?

Ich könnte noch stundenlang so weitermachen, aber in Hollywood meint man scheinbar, dass selbst Genre-Filme ohne Botschaft nicht mehr auskommen dürfen. Dass man sich dafür allerdings ein Franchise wie „Predator“ aussucht, ist mehr als abenteuerlich. Und zwar aus den folgenden Gründen:

Erstens ist es vielleicht das falsche Genre, um zu vermitteln, dass junge Frauen alles schaffen können, was sie wollen. Erinnern wir uns nur an den Originalfilm, wo ein grunzender Macho-Trupp - vollgepumpt mit Testosteron bis unter die Hutkrempe - schwitzend, One-Liner-schwingend und mit unhandlichen, meterlangen Ballermännern durch den Dschungel stampfte, um alles zu Klump zu schießen, was einen Schatten wirft. Und danach wurde es ja nicht besser. Große Wummen, kernige Sprüche und jede Menge abgezogene Haut und entfernte Wirbelsäulen. Da brauchte es keine Moralkeule. Keine lehrreichen Botschaften, die zu dieser Zeit dem Epilog fast jeder Zeichentrickserie spendiert wurden, damit wir Kinderchen nicht blöder aus der TV-Stunde gingen als wir reingegangen sind. Was ist aus dem guten alten Hirn-aus-Action-Kino geworden? Diese Frage darf man sich gerne mal stellen. Ich möchte nach einem Ballerfilm mit einem blutrünstigen Alien keinen Stuhlkreis bilden, um herauszuarbeiten, ob auch wirklich jedes Detail politisch korrekt wiedergegeben wurde, und anschließend analysieren, ob und warum sich jemand auf den Schlips getreten fühlen könnte. Darauf läuft es aber oft hinaus, während der reine Unterhaltungswert auf der Strecke bleibt. Die Wahrheit ist leider, dass nun mal nicht jeder alles schaffen kann. Es gibt Dinge, in denen ist man gut, in anderen eben nicht. Dann lasst es bleiben, versucht was anderes. So werde ich beispielsweise nie ein anerkannter Glasbläser mit außergewöhnlichem Talent für Neurochirurgie werden. Erschütternd, aber da muss ich durch. Hier fragt man sich, ob irgendein Studio-Praktikant die Drehbücher von „Prey“ und „Pocahontas“ beim Kopieren durcheinandergebracht hat. Dass der Fokus eher auf eine gendergerechte Repräsentation ausgelegt ist, anstatt sich auf eine clevere und spannende Handlung zu konzentrieren, ist leider zu offensichtlich.

Zweitens werden die männlichen Charaktere in „Prey“ allesamt als unsympathische Vollidioten und Arschlöcher mit schlechten Absichten dargestellt. Das fängt bei den Stammesbrüdern an, zieht sich über die französischen Trapper, bis hin zum Predator selbst (gut, alles andere wäre zugegebenermaßen auch verwunderlich…). Nicht das größte Problem, aber wenn die von Amber Midthunder gespielte Naru dann nach einigen Fehlschlägen genau im richtigen Moment über sich hinauswächst, ihre Stärke entdeckt (ihren Sarkasmus hat sie immerhin schon von Beginn an) und im sehr schnell heruntergekurbelten Finale zur abgebrühten Profi-Jägerin mutiert, ist das schon mehr Hollywood-Garn, als ich zu ertragen bereit war. Da darf dann auch der altbekannte Spruch „Wenn es blutet, kann man es töten“ nicht fehlen, um zu zeigen, dass man einen austrainierten Arnie dank von sich zu sehr überzeugten Drehbuchautoren locker in die Tasche stecken kann.

Alles in allem also kein großer Wurf, sondern ein recht ideenloses Prequel mit einigen netten Momenten, welches streng nach Vorschrift allen gängigen Hollywood-Regeln folgt.… aber die Hoffnung auf einen würdigen Ableger habe ich bezüglich der „Predator“-Reihe insgeheim schon länger begraben.

Fazit

Die zweifelhafte Ehre der Franchise-Gurke bleibt zweifelsohne „Predator - Upgrade“ vorbehalten, doch darauf braucht „Prey“ sich nicht allzu viel einzubilden. Um originell zu sein, hätte es mehr gebraucht. Die denkbar dünne Story zieht sich bis in den dritten Akt, der dann auch zu sehr ans Original erinnert. Brauchte es 1987 aber noch einen überpowerten Arnold, reicht heute eine unerfahrene Comanchen-Jägerin in Ausbildung, um eine mit High-Tech-Waffen ausgerüstete Großwild-Killermaschine aus dem All in eben selbiges zurück zu ballern. Das gehört vielleicht mittlerweile zum guten Ton… macht aber noch lange keinen herausragenden Film.

Wertung: 5

Bilder: © 20th Century Studios

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