Orphan Black - Staffel 2
Film-Kritik von Jana Jeworreck

Ein Klon ist niemals allein

Sarah ist das Resultat eines einzigartigen genetischen Experiments. Ein Selbstmord, den sie unmittelbar beobachtet hat, führt sie zufällig auf die Spur zu ihrer wahren Identität – und zugleich zu den Klonen ihresgleichen. Und irgendjemand versucht sie nun auszuschalten. Einen Klon nach dem anderen …

Zu Beginn der zweiten Staffel ist Sarah in höchster Gefahr: Sie ist auf der Flucht, ihre Verfolger sind ihr dicht auf den Fersen. Sie sucht verzweifelt nach ihrer Tochter Kira und vermutet, dass der Pro-Klon Rachel für ihr Verschwinden verantwortlich ist. Denn Rachel, die Teil des Systems und ein mächtiges Mitglied der Dyad Organisation ist, hat die Aufgabe bekommen die Loyalität zwischen Sarah und den anderen Klonen zu unterwandern. Doch ohne ihre Tochter hat Sarah nichts zu verlieren und ist fest entschlossen, Rachel mit allen Mitteln zu bekämpfen.

Die kleine Kira ist verschwunden und Sarah verdächtigt Rachel Duncan, Leiterin des Dyad Instituts und ein weiterer Klon, ihre Tochter entführt zu haben, damit Sarah einen Vertrag mit der Organisation unterschreibt. Rachel und ihre Handlanger, zu denen inzwischen auch Paul Dierden gehört, spielen das Spiel zunächst mit, um Sarah in ihre Fänge zu locken.

Doch noch während Sarah nach ihrem Kind sucht und dabei versucht, Rachel auszutricksen, wird sie von zwei Männer angegriffen. Die Attentäter entpuppen sich als religiöse Fanatiker, die einer Sekte angehören. Der ukrainische Klon Helena, der als Waffe Gottes alle anderen Klone umbringen sollte, wird von den Anhängern der Sekte aus dem Krankenhaus geholt. Sie hat die Schüsse durch Sarah überlebt, da ihre gesamten Organe spiegelverkehrt in ihrem Körper angeordnet sind. Jetzt wird sie von der Sekte als mögliche Erlöserin gefeiert, da sie eine tatsächliche Zwillingsschwester von Sarah ist, die als einzige von allen Klonen ein Kind bekommen konnte. Mittels künstlicher Befruchtung soll Helena nun auch schwanger werden.

Cosima wird inzwischen von den Symptomen einer Lungenkrankheit geplagt, die bereits mehrere Klone das Leben gekostet hat. Um den Ursachen hierfür auf den Grund zu gehen, lässt sich Cosima schließlich auf das Angebot von Dr. Leekie, dem verantwortlichen Arzt vom Dyad Institut, ein. Mit einem eigenen Labor und gewissen Freiheiten kann sie an den Genen der verschiedenen Klone forschen, natürlich zusammen mit Delphine, ihrer Bewacherin und Geliebten.

Als Sarah sich nicht mehr zu helfen weiß, zieht sie Arthur Bell, den Polizeikollegen der toten Beth Childs ins Vertrauen. Dieser versucht, nachdem er die Wahrheit kennt, seine neue Kollegin Detective Angela Deangelis von dem Fall abzubringen. Doch mit untrüglichem Instinkt das an Sarah etwas faul ist, heftet sich diese eigenmächtig und ohne Erlaubnis des Vorgesetzen an die Spur von Alison Hendrix.
Die Vorzeige-Vorstadthausfrau hat jedoch ihre ganz eigenen Probleme, die nur indirekt etwas mit Sarahs und Cosimas Aktivitäten zu tun haben. Durch die Hauptrolle in einem Musical, in dem es um Mord und Vertuschung geht, wird sie daran erinnert, ihrer Nachbarin keine Hilfe geleistet zu haben, als diese sich durch einen Schal im elektronischen Reste-Zerkleinerer selbst erwürgt hat. Alisons Vorsätze, nüchtern und ohne Pillen durch die Tage zu kommen, gehen schnell den Bach runter und haben ihre Folgen. Außerdem erkennt sie, dass die tote Nachbarin gar nicht ihr Bewacher der Dyad Organisation war, sondern doch Donnie, der Ehemann.

Auch die zweiten Staffel ist voller hochkomplexer, dicht gewebter Strukturen.

Besonders die kleinen Nebenfiguren, die in anderen Serien gerne charakterlich etwas stiefmütterlich behandelt werden, zeigen hier, wie man es auch machen kann. Als Beispiele dafür stehen sowohl die Polizistin Angela Deangelis, als auch Victor Schmidt, Sarahs gewalttätiger Ex-Freund.

Deangelis könnte ausschließlich als Handlangerin von Detective Arthur Bell fungieren. So simpel ist sie jedoch nicht gebaut. In der zweiten Staffel gehen die beiden Detectives unterschiedliche Wege. Arthur Bell wird von Sarah in das Klonthema eingeweiht, hilft ihr bei der Suche nach Kira und kümmert sich später um Helena.
Gewissermaßen mit ungutem Bauchgefühl allein gelassen, übergeht Deangelis Anweisungen von oben und observiert auf eigene Faust Alison Hendrix. Sie beweist starke Eigenwilligkeit und gewinnt dadurch enorm an Profil. Im weiteren Verlauf erfährt man auch, dass Deangelis Sarahs Ex-Freund Vic als Spion auf Alison angesetzt hat. Dabei ist auch Vic für manche Überraschung gut, der sich unbeirrt an Alisons Fersen heftet, auch nachdem vieles schief läuft.

Alle folgen einem Gefühl, nicht die ganze Wahrheit zu kennen und keine und keiner lässt locker. Doch jede Information schürt auch die Neugier der Beteiligten. Dadurch entsteht fast immer ein Notzustand, man könnte es auch Krisenhopping nennen, der die Figuren zu tragischen und lustigen Aktionen zwingt, wie beispielsweise die Situation, in der Sarah in der Entzugsklinik als Alison eine Therapiegespräch mit dem Ehemann Donnie führen muss. Als ob die Klone für sich nicht schon Herausforderung genug sind. Hier wird die Ebene nochmals gedoppelt und zeigt ein weiteres Mal die Virtuosität von Tatjana Maslany.

Die vielen Handlungsstränge verzahnen sich clever, treiben den Mainplot, die kleinen Nebengeschichten und die Charaktere geschickt an, beantworten einiges und schüren zugleich weiter die Neugier. So entsteht in jeder Folge ein Handlungsgeflecht, das keine Sekunde Langeweile aufkommen lässt.

Fazit:

Wie auch schon bei Staffel eins, die man vielleicht zum Einstieg besser gesehen haben sollte, auch hier – be brave, become part of the Clone-Club!

Wertung: 98

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