Happy Hour in der Hölle

  • Klett-Cotta
  • Erschienen: Januar 2014
  • 3
Happy Hour in der Hölle
Happy Hour in der Hölle
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Petra Meyeroltmanns
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2015

Ein Engel, der eine Dämonin liebt und in die Hölle reist

Bobby Dollar, der Anwaltsengel, ist nach den Ereignissen in Die dunklen Gassen des Himmels erst einmal von seinem Job frei gestellt, seine Beteiligung ist den höheren Engeln noch unklar, die Ermittlungen sind noch im Gange. Das Nichtstun lässt ihn Caz, die Dämonin in die er sich verliebt hat, noch schmerzlicher vermissen, aber Caz ist unerreichbar weit weg, denn Bobbys Erzfeind, der Dämonenfürst Eligor hat sie in die Hölle verschleppt.

Als ein Kollege Bobbys in seiner Gegenwart einem Mordanschlag zum Opfer fällt und der Täter es danach auf Bobby selbst abgesehen hat, liegt die Vermutung nahe, dass Eligor ein weiteres Mal einen höllischen Attentäter auf Bobby angesetzt hat, immerhin besitzt Bobby immer noch etwas, das eigentlich Eligor gehört. Bobby reicht es, er beschließt, in die Hölle zu reisen und sich Caz zurück zu holen. In die Hölle kann er natürlich nicht als Bobby Dollar, also leiht er sich einen Dämonenkörper und los geht es über die Neronische Brücke (ja, genau, die wurde nach Kaiser Nero benannt, der im Roman sogar einen Gastauftritt hat).

Der Leser leidet mit

Der Roman knüpft zeitnah am Vorgängerband an und führt die dort begonnene Geschichte fort, es ist daher sehr zu empfehlen, Die dunklen Gassen des Himmels gelesen zu haben. Tad Williams lässt Bobby selbst die Geschichte in Ich-Form erzählen, wodurch man als Leser wieder hautnah dabei ist - und das ist die Crux dieser Geschichte, denn Bobby erzählt sehr ausführlich und sehr plastisch. Als Leser erfährt man mehr, als man vielleicht möchte, über die Hölle, ihre Bewohner und deren Qualen, über Bobbys Gefühle und seine Qualen. Der Besuch in der Hölle macht einen großen Teil des Romans aus und ist einfach zu lang, es gibt zu viele Wiederholungen, immer wieder kommt Bobby vom Regen in die Traufe, und irgendwann hat man einfach keine Lust mehr auf weitere Beschreibungen der unangenehmen Umgebung, der verunstalteten Bewohner und der Folterqualen - und hofft nur noch, dass Bobby endlich wieder in seinem normalen Leben landet. Ob ihm das gelingt? Naja, es gibt noch einen dritten Band, man kann also hoffen ...

Zum Glück erzählt Bobby aber auch wieder mit viel, oft selbstironischem, Humor, das rettet immer wieder die Stimmung und man muss bei allem Grauen doch immer wieder auch schmunzeln. Zudem hat der Roman eine Sammlung sehr skurriler Charaktere, angefangen mit Bobby und seinen Freunden in der "normalen Welt", von denen keiner wirklich "normal" ist, da gibt es neben einer ganzen Reihe eigenwilliger Anwaltsengel u. a. ein ganz besonderes Werschwein, das Bobby als Informationsbeschaffer dient, besonders hervorzuheben sind in diesem Band aber natürlich die Höllencharaktere mit denen es Bobby zu tun bekommt.

Ein Engel, der eine Dämonin liebt und in die Hölle reist

Bobby selbst ist kein Engel, wie man ihn sich gemeinhin vorstellt, einen Heiligenschein hat er wohl kaum, er wirkt eher heruntergekommen und mit den höheren Engeln hat er so seine Probleme (und sie mit ihm). Bevor er ein Anwalt des Himmels wurde, war er bei den himmlischen Kampftruppen, was ihm jetzt ein paar Vorteile bringt. Im Vorgängerband ist er auf einige Dinge gestoßen, die seinen Glauben an einen guten Himmel auf die Probe gestellt haben, unter der Hand gibt es Deals zwischen Himmel und Hölle und womöglich Verräter auf beiden Seiten. Am Ende dieses Romans sind noch viele Fragen offen, die hoffentlich in Spät dran am jüngsten Tag, dem Abschlussband der Trilogie geklärt werden. Caz scheint er wirklich zu lieben, nicht nur die eingeschobenen Erinnerungen an sie lassen das vermuten, doch ein bisschen erstaunt das auch, zwar hat sich Bobby auch schon im Vorgängerband sehr zu ihr hingezogen gefühlt, dass die Gefühle aber so tief sind, war nicht zu vermuten. Im Grunde ist das aber egal, denn die Liebesgeschichte zwischen Engel und Dämon hat eine gewisse Brisanz und gibt der Geschichte zusätzliche Würze. Man darf gespannt sein, wie dieser Erzählstrang enden wird.

Nach dem überzeugenden ersten Teil der Trilogie ist dieser Band eine kleine Enttäuschung, die Haupthandlung wird nur unwesentlich weitergeführt, der Höllenpart ist zu lange geraten. Immerhin gibt es ein paar überraschende Wendungen, die auf den Abschlussband hoffen lassen. Die Auflösung des großen Rätsels steht noch aus, ebenso wie die Frage nach Bobbys zukünftigem Schicksal.

Happy Hour in der Hölle

Tad Williams, Klett-Cotta

Happy Hour in der Hölle

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