Das eherne Buch

  • Klett-Cotta
  • Erschienen: Januar 2015
  • 1
Das eherne Buch
Das eherne Buch
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Carsten Kuhr
84°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2015

Vom Bibliothekarslehrling, der auszog dem Krieg zu beenden

Der junge Jaarn wächst im Turm der königlichen Bibliothek auf. Hier lernt er nicht nur große Folianten zu schleppen, Texte zu kopieren sondern auch zu gehorchen. Als er eines Nachts geweckt und zum Leiter der Bibliothek befohlen wird, weiß er wirklich nicht, was er ausgebrochen haben könnte. Doch statt für einer Missetat belangt zu werden, wartet der alternde König auf ihn und eröffnet Jaarm, dass er der letzte verbleibende Spross des Königsgeschlechts und damit Thronerbe wäre.

Damit nicht genug hätte ihn das Schicksal auserkoren, ein verschollenes, legendäres Schwert, das eherne Schwert, das aus Geschichten geschmiedet wurde, zu vervollständigen und dem Gott des Krieges zu Fuße zu legen. Der Weltfrieden hängt anscheinend von einer kleinen, unsportlichen Leseratte ab, die mit der Aufgabe offenbar massiv überfordert ist. Ihm zur Seite stellt der König, der kurz danach verraten und gemeuchelt wird, einen legendären Abenteurer und Dieb.

Zusammen brechen sie auf, die Queste zu erfüllen – verfolgt, gejagt und bedroht von allen, die ein Interesse am Krieg haben – und das sind Viele ...

Auf den ersten Blick eine Fantasy-Queste im Stil der 70er Jahre, doch dann ...

Christian von Aster ist einer der interessantesten Autoren der deutschsprachigen Phantastik. Wer ihn einmal live erleben durfte – und er ist viel unterwegs in deutschsprachigen Gegenden – weiß mit welcher Freude und Intensität der Autor seine literarischen Preziosen vorträgt.

Leider ist sein Oeuvre, auch dank seines Engagements im Bereich Film, eher klein geraten. Zumeist finden kürzere, pointierte Texte Aufnahme in seine Sammlungen, die er im Eigenverlag herausgibt.

Nach einer etwas anderen, besonderen, fast bin ich geneigt zu sagen absonderlichen aber auf jeden Fall vergnüglichen Zwerge-Trilogie im Egmont-Lyx Verlag erschien vor ein paar Jahren ein ersten Phantastik-Roman in der Hobbit-Presse von Klett-Cotta. Dieser Roman - Der letzte Schattenschnitzer - scheint sich glücklicherweise so gut verkauft zu haben, dass der Verlag nun ein weiteres Werk aus der von Aster´schen Werkstatt auflegt.

Die Handlung kommt uns auf den ersten Blick leidlich bekannt vor – ein junger, überforderter Mann wird auserwählt eine Queste zu erfüllen, die seine Welt retten soll. Es geht um Frieden für die Welt, um alten Hass, um Geheimnisse und Götter, die ihre Schöpfung verlassen haben.

Wie wir dies von von Aster erwarten, erweist sich die Queste in der Tradition der 70er Jahre jedoch auf den zweiten Blick als ein wenig anders, als erwartet. Statt der Jagd auf einen Schatz oder die Mühe sich selbst zum natürlich gerechtem Herrscher eines Reiches aufzuschwingen, geht es vorliegend um etwas weit profaneres – um den Weltfrieden! Wenn dem Gott des Krieges das legendäre eherne Schwert zu Füssen gelegt wird, dann soll endlich wieder Friede auf Erden herrschen – so zumindest die Mär.

Eine wahrhaft verantwortungsvolle, wichtige und anerkennenswerte Queste, allein, es gibt, wie im realen Leben auch, immer Kriegsgewinnler. Menschen, die sich vom Krieg Profit versprechen, die ihre merkantile Zukunft vom Fortsetzen des ewigen Schlachtens abhängig gemacht haben. Dass es sich hierbei immer um die Reichen, die Mächtigen der Welt handelt, die ihre Ziele durchzusetzen gewohnt sind sorgt für einen rauen Gegenwind für unsere Erzähler.

Mit hinein verwoben hat der Autor alte Familienfehden, ehrbare Gauner, Diebe und Leichenfledderer, wobei er immer mit wachem Auge auf menschliche Schwächen und Unzulänglichkeiten schielt.

Unterschwellig hat er viel in seine spannend aufgezogene Handlung hineingepackt. So geht es um wirtschaftliche Macht und verantwortungslose Politiker / Könige, um die Angst vor Veränderung, um die Automatismen des Krieges und der Unfähigkeit von Menschen sich zu ändern. Und es geht – einmal mehr – um die Kraft der Liebe und der Hoffnung und um Götter, denen ihre Gläubigen herzlich egal sind.

Das hat Pepp, bietet jede Menge Verwicklungen, faszinierende Gestalten und reichlich Dramatik so dass sich der Roman bestens für eine Urlaubslektüre eignet. Eine Fortsetzung scheint möglich, ich denke aber, das von Aster so viele Geschichten mit sich herumträgt, dass er uns lieber zu neuen Ufern entführen wird.

Das eherne Buch

Christian von Aster, Klett-Cotta

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