Das Feuerzeichen

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2015
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Das Feuerzeichen
Das Feuerzeichen
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Petra Meyeroltmanns
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2015

Eine interessante Welt, deren Entwicklung vorstellbar scheint

Als Zwillinge geboren, aber grundverschieden, getrennt, aber dennoch von einander abhängig

400 Jahre zuvor gab es eine gewaltige Explosion, bei der viele Menschen starben, in der Folge kamen die meisten Kinder missgebildet zur Welt, bis eines Tages ausschließlich Zwillinge geboren wurden, jeweils ein Junge und ein Mädchen, jeweils ein Kind perfekt (Alpha genannt) und eines mit einem Makel (Omega genannt). Neben den offensichtlichen Missbildungen wie z. B. fehlende Gliedmaßen, gibt es auch eine sehr seltene Mutation: Diese Kinder hatten Visionen und werden Seher genannt. Den Omegas wird nachgesagt, sie hätten das ganze Gift im Mutterleib in sich aufgenommen, daher könnten sie die Alphas verunreinigen, aus diesem Grund werden Omegas gebrandmarkt und nach dem Abstillen weggeschickt, um in Omegasiedlungen aufzuwachsen. Omegas sind zudem unfruchtbar und werden von den Alphas unterdrückt, sie erhalten z. B. weniger fruchtbares Land. Mit ihren Zwillingen sind sie dennoch eng verbunden, wird ein Zwilling krank, bewusstlos, leidet Schmerzen oder stirbt gar, ereilt seinen Zwilling das gleiche Schicksal.

Cass wird als Seherin geboren, doch da dieser Makel nicht offenkundig ist, kann sie ihn lange verstecken. Ihre Umwelt, inkl. ihrer Eltern, begegnen Cass und ihrem Zwillingsbruder Zach mit Misstrauen, einer von beiden muss ein Omega sein und so werden beide beinahe wie Ausgestoßene behandelt, sie dürfen nicht in die Schule, die anderen Kinder wollen nichts mit ihnen zu tun haben, der Zustand ist einfach anormal. Als Cass dann als die Omega erkannt wird, ist sie fast erleichtert. Sie lebt fortan in einem Omegadorf, bis sie einige Jahre später von dort entführt wird.

Gerüchte besagen, dass es eine Insel gebe, auf der Omegas friedlich und frei leben können. Cass hat Visionen von dieser Insel, die nicht nur die Alphas interessieren, sondern die sie auch selbst motivieren, diese Insel zu suchen.

Eine Protagonistin, die sich der Indoktrination von außen entzieht

Die Autorin lässt Cass ihre Geschichte selbst in Ich-Form erzählen, so dass der Leser hautnah dabei ist, aber nie mehr weiß, als Cass auch. Mir gefällt das sehr gut, so erfahren wir, wie Cass, erst nach und nach, was in ihrer Welt los ist, lernen andere Charaktere mit ihr zusammen kennen und teilen ihre Gefühle. Nur ihre starke Beziehung zu ihrem Bruder, der sich nicht immer als nett und loyal entpuppt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Dass sie eine andere Einstellung hat als die meisten anderen Omegas dagegen ist verständlich, denn sie hat viel länger bei ihrer Familie gelebt als die meisten anderen, ist ihr daher auch emotional verbunden und verschließt sich so ein weites Stück der Indoktrination von außen.

Die Charaktere sind der Autorin gut gelungen, sie handeln kontextuell nachvollziehbar. Mit den Protagonisten, neben Cass gibt es im Laufe des Romans einen weiteren Hauptcharakter, fühlt man sich schnell emotional verbunden. Insgesamt ist das Figurenensemble überschaubar, sieht man von Charakteren ab, die nur kurz auftreten. Auch die Nebencharaktere sind klar definiert und gut durchdacht dargestellt.

Eine interessante Welt, deren Entwicklung vorstellbar scheint

Es dauert ein bisschen, bis man sich in Francesca Haigs Romanwelt eingelesen hat, zunächst gibt es mehr Fragen als Antworten, doch nach und nach erschließen sich die Hintergründe. Was die Autorin aus unserer Erde gemacht hat, ist durchaus vorstellbar und daher noch ein bisschen eindrücklicher als im manch anderen Dystopien. Die Autorin erzählt ausführlich und mit wenig Action, dennoch nicht ohne Spannung. Der Roman lebt davon, dass man sich gut in Cass hineinversetzen kann und zusammen mit ihr eine Reihe Entdeckungen macht, Freunde findet, Rückschläge erleidet und die Welt kennen lernt. Gelangweilt habe ich mich auf keiner Seite, ich fand die Geschichte sehr interessant und habe mich öfter gefragt, wie ich wohl in einem solchen System handeln würde. Hier zeigt sich einmal wieder, wie sehr man Menschen manipulieren kann und wie wenig oftmals reflektiert wird.

Francesca Haigs Roman ist der erste Band einer Trilogie, die weiteren sind schon auf Deutsch angekündigt. Auch eine Verfilmung ist schon in Planung. Das Feuerzeichen endet nicht mit einem Cliffhanger, aber mit genug losen Enden und ausreichend Stoff für eine Fortsetzung, Band 2 wird noch in diesem Jahr erscheinen, man darf gespannt sein, wie sich Cass' Geschichte und die ihrer Welt weiterentwickelt.

Der Roman ist eine gelungene All-Age-Dystopie, die weniger auf Spannung als auf eine interessante Welt mit vorstellbarer Entwicklung und gut durchdachten Charakteren setzt. Lesenswert!

Das Feuerzeichen

Francesca Haig, Heyne

Das Feuerzeichen

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