Tote Dinge

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2016
  • 1
Tote Dinge
Tote Dinge
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Petra Meyeroltmanns
74°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2015

Nichts wirklich Neues, aber unterhaltsam

Eric Carter hat, wie viele andere, ein magisches Talent. Doch seine Art Magie ist anders als die meisten und weder ansprechend noch nützlich, es ist Todesmagie. Er kann die Toten nicht nur sehen, was schon alleine unangenehm ist, denn die Welt ist voll von ihnen, er kann sie auch herbeirufen und nutzen. Schließlich hat er sein Talent zum Beruf gemacht und ist "Kammerjäger" geworden, er beseitigt bösartige Tote. Zu seinen Kunden zählen so hochrangige Wesen wie der Voodoo-Loa Baron Samedi.

Als seine Schwester Lucy grausam ermordet wird, kehrt er nach 15 Jahren zurück in seine Heimatstadt L. A., die er damals auch deshalb verlassen hat, um Lucy zu schützen. Hat ihn nun die Vergangenheit, die er eigentlich hinter sich lassen wollte, eingeholt? Lucys Tod entpuppt sich als Lockruf an ihn, doch wer will ihn wieder in L. A. sehen - und warum? Eric trifft alte Freunde und alte Feinde wieder, und kommt dem Täter nur langsam auf die Spur. Auch die Toten können nur bedingt helfen.

Dafür trifft Eric Santa Muerte, "einer Skelettversion der Jungfrau Maria" (S. 29), ehemalige Aztekengöttin, jetzt die Schutzpatronin von Drogenhändlern und deren Kunden. Sie ist gewillt, ihm zu helfen, wenn er ihr einen Gefallen tut, doch Eric steht der Wunsch nicht danach, sich mit ihr einzulassen.

Schon nach wenigen Seiten hatte ich Assoziationen zu Laurell K. Hamiltons Anita Blake (ohne den Sex) und Jim Butchers Harry Dresden, dies verringerte sich etwas im Laufe des Romans, hielt aber dennoch bis zum Ende an. Auch Eric Carter ist eine Art gebrochener Held, mit Talenten, die er nicht wirklich mag, mit denen er sich aber arrangiert hat, mit schwierigen Beziehungen und einer gewissen Schnoddrigkeit. Eric Carters Geschichte wird in ich-Form und im Präsens erzählt, so dass der Leser seine Emotionen, seine Gedanken und seine Motive aus erster Hand erfährt. Dieser Erzählstil passt hier sehr gut, vor allem, da sich die Schnoddrigkeit des Protagonisten auch dort wiederfindet. Eric lernt man als Leser gut kennen, aber eben nur aus seiner eigenen Sicht.

Die anderen Charaktere bleiben eher oberflächlich, auch diejenigen, die Eric näher stehen, da er sie jedoch alle lange nicht gesehen hat, ist das verständlich. Manche davon sind interessant, es bleibt zu hoffen, dass man sie in weiteren Bänden wiedertrifft. So gefällt vor allem Darius, der seit Jahrhunderten in seiner eigenen kleinen Welt, urigerweise einer Kneipe, lebt, die nur durch spezielle Türen erreicht werden kann, über seine Hintergründe wüsste ich gerne mehr.

Antagonisten gibt es mehrere und sie machen ihre Sache recht gut: Sie sind vor allem böse. Das ist ok, denn unter den "guten" Charakteren gibt es genug, die ambivalent gezeichnet sind, allen voran Eric, der ganz sicher nicht nur zu den Guten gehört, mehr als eine Szene zeigt das ganz deutlich. Einer der faszinierendsten Charaktere ist sicher Santa Muerte, die man mit Sicherheit im Nachfolgeband wiedertreffen wird und von der man dann hoffentlich weitere tiefe Einblicke bekommt.

Düster und blutig, mit Galgenhumor und Ekelfaktor

Wirklich neu erscheint die Geschichte um Eric Carter bisher nicht, aber sie unterhält, nicht nur, weil sie einigermaßen spannend ist. Es gibt mehrere Kämpfe, die ordentlich und relativ knapp beschrieben werden, und ein paar mehr oder weniger überraschende Wendungen. Die Geschichte ist düster und blutig, mit einigem Ekelfaktor, für zarte Gemüter so gar nicht geeignet.

Gut gefällt mir die Idee um Erics Uhr, die die Zeit manipuliert, aber schwer zu handhaben ist und seine speziellen Tattoos. Auch, dass Humor einziehen durfte, wenn auch vorwiegend als Galgenhumor, gefällt und lockert etwas auf. Besonders gelungen sind die Namenszettel, mit denen Eric Anderen Bestimmtes vorgaukeln kann, z. B., dass er als ermittelnder Polizist den Tatort selbstverständlich betreten darf. Allerdings fühlte ich mich auch hier an eine andere Geschichte erinnert, nämlich an Dr. Who und seinen leeren "Ausweis".

Der Roman unterhält, packt aber nicht so, dass man ihn nicht mehr aus der Hand legen möchte. Der Protagonist gefällt, spricht aber wahrscheinlich eher den männlichen Leser an, wie wohl der ganze Roman, der keinen Funken Romantik zu bieten hat. Mal sehen, was der zweite Band zu bereithält, der sich, schon alleine wegen der Veränderungen gegen Ende von Tote Dinge, viel versprechend entwickeln könnte.

Wer Fantasy mag, die in unserer Welt angesiedelt ist, also Contemporary oder Urban Fantasy, Horrorelemente zu bieten hat, ohne Romantik auskommt, vor blutigen Szenen nicht scheut, und sich vom Klappentext, der gut gelungen ist, angesprochen fühlt, sollte einen Blick in den Roman wagen. Der zweite Band, Gehässige Geister ist bereits erschienen.

Tote Dinge

Stephen Blackmoore, Bastei-Lübbe

Tote Dinge

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