Company Town

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  • Erschienen: Januar 2017
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Company Town
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Petra Meyeroltmanns
83°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJan 2017

Fesselnder Roman mit interessanten Charakteren, dystopischen und science-fiction-haften Komponenten und spannendem Krimielement, der Geduld und Konzentration erfordert

Man braucht ein bisschen, um sich in Hwas Welt einzulesen, doch es lohnt sich. Hwa, eigentlich Go Jung-hwa, Halbkoreanerin, lebt auf einer Bohrinsel und verdingt sich als Bodyguard für Prostituierte. Sie hat zwar, wahrscheinlich als Einzige, keine Verbesserungen, Implantate, wie etwa bessere Augen, stärkere Arme, definiertere Bauchmuskeln, ist also komplett organisch, und wurde zudem mit einer Krankheit, dem Sturge-Weber-Syndrom, geboren, beherrscht aber perfekt Taekwondo.

Als der Lynch-Konzern die Bohrinsel übernimmt, bietet dieser ihr einen Job an: Sie soll Joel Lynch, den jüngsten Spross der Familie, gegen den es Todesdrohungen gibt, beschützen und ihn in Selbstverteidigung trainieren. Dass sie keine Implantate hat, sieht Zachariah Lynch, der Firmeneigner, als Vorteil, denn so kann sie nicht gehackt werden.

Als eine ihrer früheren Kundinnen ermordet wird, gibt sich Hwa einen Teil der Schuld dafür, denn ihre frühere Klientel muss nun ohne Begleitung arbeiten, und stellt Ermittlungen an. Gleichzeitig scheint ein Phantom hinter ihr und Joel her zu sein – und dann gibt es noch weitere Tote...

Eine Zukunft, die man sich nur bedingt wünschen sollte

Es ist der Debütroman der Autorin, die vorher Essays und Kurzgeschichten verfasste. Dass die Autorin zudem Zukunftsforscherin ist, merkt man dem Roman sehr an, er spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft, einer Zukunft, die man sich nur bedingt wünschen sollte. Der menschliche Körper kann zwar verbessert werden, und wer wünscht sich das nicht hin und wieder einmal, doch das ist nicht nur positiv zu sehen, denn durch seine Implantate wird der Mensch nicht nur, z. B. durch Hacker, angreifbar, er wird auch regelrecht gläsern. Hwa, die keine Implantate, und zudem noch klar erkennbar eine Krankheit hat, ist eine Außenseiterin in einer Welt, in der sie noch nicht einmal von ihrer Mutter geliebt wird. Dass es aber doch Menschen gibt, die sie trotzdem mögen, muss sie erst noch lernen.

Die Bohrinsel – ein Gleichnis der Gesellschaft

Der Roman spielt fast ausschließlich auf der Bohrinsel, die eine Stadt für sich ist. Was im Rest der Welt vorgeht, erfährt der Leser so gut wie gar nicht. Die Hierarchie auf der Bohrinsel drückt sich darin aus, in welchem Wohnturm man lebt, die Lebensverhältnisse in den einzelnen Türmen unterscheiden sich stark. Hwa gehört zur armen Bevölkerung, dass sie keine Verbesserungen hat, liegt nicht daran, dass sie keine möchte, sie kann sie sich schlicht nicht leisten. Durch ihren neuen Job wird ihr nicht nur Einblick in bessere Verhältnisse, sondern auch ein gesellschaftlicher Aufstieg gewährt, den sie jedoch vorerst ablehnt.

Sehr gut sind der Autorin die Charaktere gelungen. Besonders Hwa, die mehrdimensional angelegt ist und durchaus als Identifikationsfigur dienen kann, aber auch Joel und Daniel Síofra, der Hwa nicht nur für den Lynch-Konzern rekrutiert, sondern dann auch ihr Vorgesetzter ist, sind sehr gut ausgearbeitet. Dazu kommen eine ganze Reihe lebendig gestalteter Nebenfiguren, die die Bohrinsel und den Roman beleben.

Neben der spannenden Handlung um Joels Schutz und die Mordermittlung, hat der Roman auch eine wissenschaftliche Komponente, die sich zum einen rund um Gesundheit und Krankheit dreht, zum anderen in Richtung Science Fiction geht. Man muss sich auf den Roman konzentrieren, er ist nichts für schnelles Zwischendurchlesen, und hin und wieder driftet er sehr ins Theoretische ab. Die Auflösung der Morde wird womöglich nicht jedem gefallen, sie ist dicht verwoben mit der wissenschaftlichen Komponente, das wird schon im Verlauf der Ermittlung immer deutlicher. Betrachtet man den Roman im Ganzen, passt sie sehr gut.

Als Leser muss man etwas Geduld mitbringen und bereit sein, sich auf den Roman einzulassen, dann erhält man einen fesselnden Roman, der sowohl dystopische als auch science-fiction-hafte Komponenten erhält, mit interessanten Charakteren punktet, ein spannendes Krimielement mitbringt – und noch eine Zeit lang im Gedächtnis bleiben wird.

Company Town

Madeline Ashby, -

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