Kompression

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2006
  • 1
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Peter Kümmel
10°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2006

Ein Manga ohne Bilder

In seiner japanischen Heimat wird der junge Schriftsteller To Ubukata bereits als Star gefeiert und seine SF-Romane wurden preisgekrönt. Der Heyne-Verlag lobt seine Kultserie MARDOCK als ";einzigartige Mischung aus Matrix und Manga, die Millionen von Fans begeistert";. Science Fiction aus Japan ist auf dem deutschen Markt bislang noch relativ dünn gesät. Kann Ubukatas Bestsellerserie da bereits für Abhilfe sorgen?

Mardock City, Namensgeber von Ubukatas SF-Reihe, ist eine Industriehafenstadt Japans in ferner Zukunft. Die Technologie ist hoch entwickelt, ihre Nutzung jedoch gesetzmäßig eingeschränkt, um die großen Verbrecherorganisationen, die Drogen und Glücksspiel kontrollieren, in Schach halten zu können. Dem Kampf gegen die mächtige October Company verschrieben hat sich der Agent Doc Easter, der mit dem Tech-Robot Oeufcoque Panteano zusammenarbeitet. Sechs junge Mädchen sind bereits verschwunden. Im Verdacht, damit etwas zu tun zu haben, steht der Spieler Shell Septinos. Bei dessen Beschattung können ihn die Agenten auf frischer Tat ertappen. Septinos hat die jugendliche Prostituierte Rune Balot in seinem Fahrzeug eingesperrt und für eine Explosion gesorgt. Das junge Mädchen kann stark verbrannt gerettet werden. Mit neuester Technik kann ihr künstliche Haut transplantiert werden. Zudem wird sie mit übermenschliche Fähigkeiten ausgestattet, um die Agenten im Kampf gegen die Verbrecher unterstützen zu können.

Die Technologie ist auf hohem Niveau ausgeglichen

Soweit die dünne Story, die uns Ubukata auftischt. Im weiteren Verlauf des Geschehens wird dann gesnarkt und gemorpht, was das Zeug hält, um schließlich im letzten Drittel des Buches in einem einzigartigen Gemetzel zu enden. Eine Gruppe von Killern wird beauftragt, Rune Balot zu töten. Der technologische Stand beider Seiten ist jedoch auf so hohem Niveau nahezu ausgeglichen, daß Munition im Flug abgeschossen wird und die Spitzen geworfener Messer exakt aufeinander treffen. Dennoch gibt es auch Leichen, und zwar mit großem Brimborium. Da platzen Hände auseinander, bevor sie mitsamt der gehaltenen Pistole abfallen und die Muskulatur platzt mit hellblauen Flammen auf. Augenflüssigkeit spritzt, wenn die Linsen mit Blut und Tränen vermischt zu einer sämigen Suppe abfließen.

Vielleicht sollte man bei diesen Beschreibungen dankbar sein, daß die in Art eines Mangas aufgebaute Handlung ohne Bilder auskommt. Doch wer außer Manga-Fans sollte das Zielpublikum für die Japanische SF-Reihe sein? Die aber legen wohl wenig gesteigerten Wert auf – wenn auch teilweise nur in Manga-Art – ausformulierte Sätze ohne zugehörige Zeichnungen.

Bei der Beschreibung von Rune Balot jedoch hätten ein paar Bilder wohl ausgereicht. Man hätte damit die ausführliche Einkleidung der Schönheit mit hautenger Kleidung etwas abkürzen können.

Japanischer Humor oder Fetischismus?

In Sachen Humor muß man sich bei SF aus Japan wohl auch etwas umstellen. Die als Viehzüchter getarnte Killergruppe nutzt ihre Opfer als Resteverwertung, um sich zu verschönern. Während einer der Killer sich die Augen seiner Opfer überall an seinen Körper transplantieren lässt, steht Welldone the Pussyhand mehr auf Vaginas. Eine in die Hand implantierte Vagina in pink lässt sich prima als Handtasche nutzen.

Fehlt eigentlich nur noch die Erklärung der beiden im Roman am häufigsten gebrauchten Begriffe, für die auch das dreiseitige Glossar am Ende des Buches recht nützlich ist. ";Snarken"; ist die geistige Manipulation von elektronischen Geräten, quasi eine telekinetische Fernsteuerung. Durch ";morphen"; kann Materie verändert werden. So kann der Robot Oeufcoque seinen Körper in jedes beliebige technische Gerät verwandeln. Durch diese beiden Möglichkeiten stehen also dem Autor alle Türen offen, die Handlung jederzeit beliebig auszugestalten, ohne dabei in Erklärungsnotstand geraten zu können.

Ob Ubukatas Serie auch in Deutschland seine Fans findet, mag angesichts dieses dürftigen Auftakts stark bezweifelt werden.

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To Ubukata, Heyne

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