Die Nebelsängerin

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2004
  • 6
Die Nebelsängerin
Die Nebelsängerin
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Katharina Lewald
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2006

Monika Felten begeistert mit kleinen Details

Als ich begann, Fantasy-Romane zu lesen, wurde mir sehr schnell klar: Die meisten Bücher dieses Genres folgen einem bestimmten Schema und das geht so: Man nehme eine auserwählte Person (optional auch einige Freunde dieser), schicke ihn auf eine gefährliche Mission und lasse ihn dadurch ein Land oder Volk retten. Je nach Gutdünken des Autors muss diese/r Auserwählte entweder Ringe zerstören, Steine finden, ein heiliges Schwert zusammensetzen – und natürlich dürfen allerlei Gefahren wie Mörder, Ungeheuer und die erbitterten Widersacher nicht fehlen. Zack, fertig ist der Fantasy-Roman. Aber zugegeben – eine gute Geschichte lässt sich nicht mit Patentrezept schreiben.

Ein singendes Schmuckstück

Die Auserwählte ist im Falle von ";Die Nebelsängerin"; die Halbelfe Ajana. Sie lebt zunächst in unserer Welt und weiß natürlich gar nichts von ihren Fähigkeiten, bis sie eines Tages ein Amulett vererbt bekommt. Plötzlich beginnt das Kleinod zu ";singen"; und Ajana findet sich in Nymath wieder. Einst lebten dort die orkähnlichen Uzoma, die aber schließlich von menschlichen Wesen verdrängt und von Elfen durch Zauber verbannt wurden. Es kommt zum Krieg zwischen Gut und Böse, Ajana ist nämlich die legendäre Nebelsängerin.

Monika Felten versuchte ihrem Roman etwas Tiefgang zu verleihen und zumindest in Grundzügen hat dies auch geklappt: Bald schon plagen Ajana Gewissensbisse – schließlich waren die Uzoma zuerst in Nymath. Haben die Menschen und Elfen das Recht, sie aus ihrer Heimat zu verbannen? Das junge Mädchen soll die sagenumwobenen Nebel neu weben, mit Hilfe ihres Amuletts – nur so kann sie verhindern, dass die Einwohner von Nymath von den Uzoma überrannt werden.

Einige originelle Ideen…

Monika Felten hatte einige tolle Ideen, die das Herz eines jeden Fantasy-Liebhabers höher schlagen lassen. Hierzu gehören nicht nur die Lagaren, echsenähnliche Flugtiere, die großes Unheil anrichten können, sondern auch die verschiedensten Stämme, die in Nymath zu Hause sind. Vor allem die Raiden, Falkner, die eine unglaublich tiefe, seelische Bindung zu ihren Schützlingen eingehen, sind interessante Wesen. Auch faszinieren die Wunand-Amazonen, bei denen das Kämpfen den Männern untersagt ist – männliche Wunand, die in die Schlacht ziehen wollen (natürlich muss der Leser auch einen solchen Charakter nicht missen), müssen sämtlichen Spott über sich ergehen lassen.

Monika Feltens Schreibstil kann man ebenfalls nur loben, besticht er doch durch Ausgewogenheit und eine beinahe perfekte Ausdrucksweise. Wohingegen man manchmal bei anderen Büchern das Gefühl hat, der Autor würde das, was er eigentlich ausdrücken wollte, nur anreißen, kann man sich bei Felten sicher sein, dass sie sowohl sprachlich, als auch inhaltlich nichts auslässt.

… werden leider von einem allzu durchsichtigen Ende überschattet

Jedoch gehen die positiven Aspekte aus ";Die Nebelsängerin"; in einer Handlung unter, bei der nahezu jede nächste Wendung vorhersehbar ist. Auch das Ende ist keine Überraschung und nur wenige Fragen, die Raum für eine Fortsetzung lassen, werden aufgeworfen. Einige Leser werden sogar in das Dilemma kommen und überlegen, ob sie überhaupt Interesse am Lesen der Fortsetzung(en) haben, erscheint das Ende dieses Romans doch recht abgeschlossen für den ersten Band einer Trilogie.

Zwar ist ";Die Nebelsängerin"; super ausgestattet, denn neben einer schönen Karte findet der Leser auch eine CD (zumindest in der Hardcover-Ausgabe), auf der die Sängerin Anna Kristina dem Geschehen ein musikalisches Gesicht verleiht. Es gibt sogar drei Puzzles mit Motiven aus dem Buch und eine eigene Website, die unter www.daserbederrunen.de zu finden ist. Ob all diese Marketing-Methoden das Buch besser machen, bleibt zu bezweifeln.

Ich kann nur den unerfahrenen Fantasy-Lesern den Konsum von ";Die Nebelsängerin"; empfehlen; denen, die von dem für phantastische Romane allzu typischen Handlungsablauf noch nicht zu gesättigt sind. Begeistern kann Monika Felten immerhin mit kleinen Details, neuen Stämmen und Kreaturen. Diejenigen, die schon viel aus dem Genre gelesen haben und Neues erwarten, sollten entweder die Finger von diesem Roman lassen oder wenigstens nicht das Geld ins Hardcover, sondern nur ins Taschenbuch investieren. Bleibt nur zu hoffen, dass der nächste Teil etwas besser wird und dass darin auch einige unvorhergesehene Augenblicke das Lesen versüßen.

Die Nebelsängerin

Monika Felten, Piper

Die Nebelsängerin

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