Die Dynastie der Maschinen

  • Knaur TB
  • Erschienen: Februar 2019
  • 1
Die Dynastie der Maschinen
Die Dynastie der Maschinen
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Carsten Kuhr
64°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2019

Sie leben und lenken uns seit Jahrtausenden – die Maschinenwesen sind unter uns

Sie leben mitten unter uns, und das nicht erst seit gestern. Die Rede ist von mechanischen Wesen, menschenähnlichen Gebilden, die vor Jahrhunderten, einige gar vor Jahrtausenden von einer untergegangenen Rasse geschaffen wurden. Seitdem begleiten sie die Menschheit, sollten sie eigentlich anleiten und zu zivilisatorischen Höhen führen, allein, ihre Zahl nimmt immer weiter ab. Der Zahn der Zeit nagt auch an den Awtomaten, wie sie sich selbst nennen, ihr Äußeres können sie erneuern, mit modernen Materialien immer menschenähnlicher werden, doch ihr innerer Antrieb, die Energie, die sich antreibt neigt sich ihrem Ende zu.

Da ist es nicht eben hilfreich, das sich die zwei mächtigsten Awtomat bekriegen. Auf der einen Seite steht Leizu, Mutter der Seidenraupen, die Gemahlin des seit Jahrtausenden schlafenden Gelben Kaisers Huangdis. Ihr Widerpart und Hüter des Relikts des Kaisers ist der frühere General Lu Yan, Pjotre, Peter wie er sich mittlerweile nennt.

Dieser eilt einer jungen, menschlichen Frau zur Hilfe, die seit Jahren ein Relikt hütet und sich als Archäologin auf die Suche nach vergessenen Überbleibseln mechanischer Dinge spezialisiert hat. Gemeinsam machen sie sich auf, das verschollene Grab des Kaisers zu finden um mit Hilfe eines gerüchteweise dort versteckten Artefakts die Awtomat mit neuer Lebensenergie und mit ihren Erinnerungen zu versorgen.

Ein Wettlauf beginnt, denn Leizu sucht selbst nach dem Grab und den Relikten ihres verschollenen Gemahls …

Awtomaten und Menschen – beide innerlich verletzlich – einander so ähnlich und doch so verschieden

Was ist das für ein Roman, den uns Knaur hier anbietet? In alternierenden Kapiteln verfolgen wir sowohl in der Jetztzeit, als auch in der Vergangenheit das Leben von Peter, einem Awtomaten.

Zusammen mit seiner „Schwester“ fand man seinen beschädigten Körper im Jahr 1709 in China und brachte beide Gefäße nach Moskau an den Hof des Zaren. Peter der Große ließ von einem findigen Tüftler die Gefäße instand setzen und erfreute sich an seinen Spielzeugen.

Nach dessen Tod flohen die Beiden nach London, Peter ging später im Auftrag des Königs nach Indien und diente dort den Briten im Heer. Insoweit nutzt der Autor seine grundlegende Prämisse von denkenden, fühlenden Maschinenwesen, die alterslos unter uns weilen dazu und auch eine Geschichtsstunde zu erteilen. In kurzen Aufzügen lernen wir so den Zarenhof, das alte London, den Indienfeldzug der Briten und die Schlacht um Stalingrad kennen, ohne dass uns hier eine trockene Aneinanderreihung von Daten und Figuren langweilen würde. Statt dessen stellt der Autor uns seinen Peter in einem historischen Rahmen vor, zeigt uns dessen Haltlosigkeit, und setzt sein Zurückziehen auf die Pflicht, seinem – aktuellen – Monarchen zu dienen in den Vordergrund.

Über die in der Jetztzeit angesiedelten Kapitel kommen wir dann nach und nach der Existenz und den Geheimnissen der Maschinenwesen auf die Spur. Hier wird recht bald deutlich, dass diese nicht rein logisch und emotionslos agierende Roboter sind, sondern Gefühle haben, und von ihren mittels eines eingravierten Wortes bestimmten Wesenszügen motiviert werden. Die Suche nach den ausgestorbenen Schöpfern, der Versuch, die Menschheit durch Beeinflussung auf ein technisch, wie kulturell höheres Niveau zu heben läuft unterschwellig während der packenden Geschehnisse mit.

Natürlich ist hier auch die Frage – wo komme ich her, was will ich mit meiner Existenz anfangen, wozu nutze ich meine Existenz – immer spürbar. Wilson, selbst Doktor für Robotik, rührt hier an ganz existenziellen Fragen, die sich jeder Mensch früher oder später stellt. Er hat diese durchaus tiefschürfenden Fragen geschickt in eine mitreißende Action-Handlung verpackt, die uns packt.

Allerdings sind einige Brüche erkennbar und das große Finale in sich unbefriedigend, weil unlogisch. Hier scheint der Autor gemeint zu haben unbedingt ein Happy End liefern zu müssen. Das sinnlose Aufeinandertreffen zweier Armeen bildet den Rahmen für ein letztlich unglaubwürdiges Ende des Buches.

Fazit:

So bleibt ein zwiespältiger Eindruck. Zum Einen warten interessante Ideen, gar merkwürdig andere Wesen und ein interessanter Plot auf den Rezipienten, zum anderen werden die guten, zum Teil tiefschürfenden Ansätze leider nicht folgerichtig fortgesetzt und zu einem runden Ende gebracht.

Die Dynastie der Maschinen

Daniel H. Wilson, Knaur TB

Die Dynastie der Maschinen

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