Krieg der Frauen (Seven-Wells-Trilogie I)

  • Golkonda
  • Erschienen: November 2019
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Krieg der Frauen (Seven-Wells-Trilogie I)
Krieg der Frauen (Seven-Wells-Trilogie I)
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Andrea Betschart
93°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2020

Gut, besser, Jenna Glass

Die Sonne scheint, die Tage werden länger, alles grünt, alles blüht... Die erwachende Natur weckt Frühlingsgefühle, und auch ich bin verliebt. Jenna Glass alias Jenna Barlow hat mein Herz im Sturm erobert. Ihr Auftaktband zur "Seven Wells Trilogie" hat mir den Kopf verdreht, für Herzklopfen gesorgt und eine ordentliche Gefühlsachterbahn beschert.

Eine "magische" Nacht

In der Welt von Seven Wells sind die Rollen klar verteilt: Die Männer stehen über allem. Sie herrschen, haben freien Zugang zu Bildung und dürfen ihr Geistauge nach Lust und Laune benutzen, um Magie zu wirken. Frauen hingegen sind nur dafür gut, männliche Erben zu gebären und sich um Heim und Herd zu kümmern. Zwar verfügen Frauen ebenfalls über magische Fähigkeiten, es ist ihnen jedoch nicht erlaubt diese anzuwenden. In Seven Wells ist es zudem völlig legitim, Frauen aufgrund von politischen und wirtschaftlichen Interessen zu verkaufen oder zu tauschen. Und sollten sie nicht willig sein, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen, darf man(n) selbstverständlich mit Gewalt nachhelfen.

Um die Strukturen dieser patriarchalischen Gesellschaft zu brechen, hat eine von Rache geplagte Äbtissin einen mächtigen Zauber entfesselt. In der Nacht, als sie die magischen Worte spricht, ändert sich alles. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Hier ist dies durchaus wörtlich zu nehmen: Ein Erdbeben erschüttert unmittelbar nach der Beendigung des Zaubers weite Teile von Seven Wells. In der Folge ist es Frauen möglich, magische Elemente zu nutzen, welche bis anhin nicht existierten.

Frauen auf dem Vormarsch

Der Zauber zeigt jeden Tag mehr von seiner Wirkung und lässt alte Hierarchien aufbrechen. Im Königreich Rhozinolm war geplant, Interimskönigin Ellin möglichst bald durch eine Heirat wieder vom Thron zu holen. Doch die junge und intelligente Frau denkt keineswegs daran, ihre neu gewonnene Macht an die Männer zurückzugeben. Oder nehmen wir die Witwe Alys. Einst Königstochter wurde sie von ihrem eigenen Vater zum Bastard degradiert, als dieser sich neu vermählte. Nun entdeckt sie ihr unglaubliches Potenzial für Magie und hat vor, dieses auszuschöpfen. Nicht zu vergessen Chanlix. Sie wurde zusammen mit anderen als "unwürdig" erachteten Frauen ins Exil verbannt, um dort im Namen der Krone eine neue Abtei zu errichten. Sie rechnet mit einer kargen Einöde, welche zahlreiche Entbehrungen für sie bereithalten wird. Dass Chanlix gerade hier einen Fund machen wird, der das Fundament für Womens Well bilden wird, damit hat niemand gerechnet.

Frauen überall beginnen damit, ihren Platz in dieser sich neu bildenden Gesellschaft zu suchen. Es droht aber erbitterter Widerstand, da die Männer nicht bereit sind, ihre Vormachtstellung kampflos aufzugeben. An vorderster Front steht Delnamal, der Halbbruder von Alys. Gerade erst zum König ernannt, will er um jeden Preis die alte Ordnung wiederherstellen.

Ein mitreissender Page-Turner

Selten habe ich mich so beherrschen müssen, während der Lektüre nicht schon bis zum Ende vorzublättern um zu sehen, ob es ein Happy End gibt. Das liegt vor allem an den tollen Charakteren in "Krieg der Frauen". Bis anhin unterdrückte Figuren wie Alys oder Ellin empfinden auf einmal Freiheit. Und dieses Gefühl wollen sie nicht gleich wieder aufgeben. Sie kämpfen für ihr neues Reich Womens Well. Ein Reich, in dem Frauen plötzlich Macht haben und nicht mehr nur die Marionetten der Männer sind. Ein Reich, dass die Stellung der Frau völlig neu definiert.

Erbitterter am Patriarchat festhalten will König Delnamal. Dabei bedient er sich so unsagbar widerlichen Methoden, dass ich am liebsten ins Buch gegriffen hätte um ihn höchstpersönlich durchzuschütteln...

Jenna Glass scheut nicht vor menschlichen Abgründen zurück. Vielmehr werden wir in der vorliegenden Geschichte öfters Zeugen von Gewalt gegenüber Frauen. Egal ob körperlich oder seelisch, die Protagonistinnen müssen so viel einstecken, dass sich während der Lektüre ein regelrechter Hass auf gewisse Figuren entwickelt.

Die Sprache in "Krieg der Frauen" ist flüssig, das Magiesystem innovativ und gut verständlich dargestellt. Geschickt wechselt die Autorin zwischen den einzelnen Erzählperspektiven ohne dabei das grosse Ganze aus den Augen zu verlieren. Ihr gelingt ein echter Page-Turner, dessen Ende viel zu schnell kommt und der einem von Anfang bis Ende mitreisst.

Fazit:

Jenna Glass hat mit "Krieg der Frauen" eine packende Geschichte in einem tollen Setting geschaffen. Ihre Fähigkeit Figuren zu zeichnen, die beim Lesen einen gewaltigen Gefühlsmix auslösen, ist herausragend. Dazu kommt ihr Talent, aktuelle Themen wie Selbstbestimmung oder Gleichberechtigung in einer phantastischen Welt zu präsentieren. Die Fortsetzung "Königin der Unerwünschten" soll am 9.10.2020 erscheinen. Ich kann es kaum erwarten und freue mich jetzt schon auf Frühlingsgefühle im Herbst.

Krieg der Frauen (Seven-Wells-Trilogie I)

Jenna Glass, Golkonda

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