Companions – Der letzte Morgen

  • Heyne
  • Erschienen: Juni 2021
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André C. Schmechta
77°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2021

Für mich hätten es gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen

Ein Virus hält Kalifornien in Atem. Der gesamte Bundesstaat steht unter strikter Quarantäne. Soziale Kontakte sind auf digitale Wege beschränkt. Da kommen die Companions wie gerufen: Künstliche Körper, in die das Bewusstsein Verstorbener hochgeladen wurde.

Die Companions sollten den Menschen Gesellschaft leisten. Doch werden sie verstärkt zur Unterstützung im Alltag herangezogen und regelrecht wie Sklaven gehalten. Lilac ist eine Companion und lebt mit Dahlia und deren Mutter zusammen. Letztere erwägt nach einem Zwischenfall Lilac wieder abzuschaffen, doch die Companion kann fliehen.

Individuelle Einzelschicksale - eng miteinander verwoben

Vor dem Hintergrund einer verheerenden Virusepidemie entwirft Katie M. Flynn ein spannendes Zukunftsszenario. Die besondere Errungenschaft, das Bewusstsein von Menschen auf andere Körper übertragen zu können, bringt viele Facetten an dramatischen und raffinierten Verwicklungen mit sich. Denn manche Verstorbene werden gegen ihren Willen zu Companions gemacht, andere wiederum planen vorzeitig ihr neues Leben.

Und die Companions sind keineswegs nur Roboter, mit standardisierten Computerprogrammen zur Bewältigung einfacher Tätigkeiten. Sie haben Erinnerungen, entwickeln sich weiter und hinterfragen ihre individuellen Umstände. Und so entstehen immer mehr komplexe Beziehungsgeflechte und neue Wendungen. Das auch, da sich die Möglichkeiten, das Bewusstsein der Companion zu nutzen, weiterentwickeln. Auch die künstlichen Körper werden immer lebensechter und sind bald kaum von echten Menschen zu unterscheiden.

Dabei betont die amerikanische Autorin in ihrem Debütroman zu keiner Zeit technologische Hintergründe, wissenschaftliche Zusammenhänge oder etwa die Ursachen der Pandemie - wenngleich wir erfahren sollen, wer oder was diese ausgelöst hat. Vielmehr stellt Flynn ihre Figuren in den Vordergrund. So wird Lilac auch nicht die einzige Companion sein, deren Schicksal wir verfolgen, auch wenn sie der Mittelpunkt der Geschichte bleibt. Schließlich ist auch ihr persönlicher Hintergrund ein besonderer: Sie wurde als junges Mädchen ermordet. Lilac begibt sich nach ihrer Flucht auf die Suche nach ihrer Mörderin, noch nicht ahnend, dass ihr weiterer Weg noch zahlreiche Überraschungen parat hält.

„Companions - der letzte Morgen“ kreist um Beziehungen, Bindungen, Zwischenmenschlichkeit. Sehnsüchte, Enttäuschungen und Ängste treffen aufeinander und natürlich geht es auch um die Liebe. Wir verfolgen eine Handvoll individueller Einzelschicksale, die in einem eingeschränkten Lebensumfeld eng miteinander verwoben sind. Dennoch bleibt der Roman unerwartet distanziert. Flynn taucht nicht allzu sehr in die emotionalen Tiefen ihrer Figuren ab, treibt die Geschichte eher zügig voran. Dabei wechselt sie die Perspektiven mit jedem Kapitel. Erzählt wird dann stets aus Sicht einer anderen Hauptfigur. So löst sich immer wieder kurzzeitig der noch zuvor gesponnene rote Faden. Weil sich die Geschichte trotzt der knapp 350 Seiten zudem über mehrere Jahre erstreckt - auch über die Quarantäne hinaus - und dabei wesentliche Handlungsstränge enden, andere neu beginnen, fällt es zusätzlich schwer sich auf eine oder mehrere Figuren einzulassen.

Fazit:

Katie M. Flynn wurde für ihre Kurzgeschichten bereits mehrfach ausgezeichnet. Für mich hätten es in ihrem Debütroman gerne ein paar Seiten mehr sein dürfen, welche gerade den Companions und auch den besonderen Lebensumständen in Kalifornien noch mehr Raum hätten geben können. Das interessante Spannungsfeld Mensch vs. Companion wird nicht gänzlich ausgereizt. Erzählerisch entwickelt sich nicht ganz die erhoffte emotionale Dichte und das Schicksal der Hauptfiguren kann nicht durchgängig mitreißen. Trotz dieser Kritikpunkte ist „Companions - der letzte Morgen“ stellenweise überaus packend und vor allem durch die kompakte rund temporeiche Erzählweise sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Companions – Der letzte Morgen

Katie M. Flynn, Heyne

Companions – Der letzte Morgen

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