Der Prinz der Wüste (Dämonenzyklus 7)

  • Heyne
  • Erschienen: September 2021
  • 1
Der Prinz der Wüste (Dämonenzyklus 7)
Der Prinz der Wüste (Dämonenzyklus 7)
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Sebastian Fischer
82°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2025

Einmal Dämonengeschnetzeltes, bitte

Mit „Der Prinz der Wüste“ kehrt Peter V. Brett an seine alte Wirkungsstätte zurück. Sein Dämonenzyklus rund um Arlen, den tätowierten Mann, Jadir, den Gotteskrieger aus der Wüste, und Leesha, die mutige Heilerin, um nur ein paar Namen zu nennen, war ein großer Erfolg. Grund genug für den Bestseller-Autor, einen Generationswechsel zu vollziehen, um neue Protagonisten in den Kampf gegen die nie enden wollenden Horden der Horclinge (Dämonen) zu entsenden.

An den Ruhm alter Tage anzuknüpfen, ist nicht ohne Risiko. Vielen Autoren gelang es nicht, das Niveau ihrer ursprünglichen Werke zu halten. Ein aktuelles und prominentes Beispiel hierfür ist Brent Weeks, der sich mit seiner Wiedererweckung der Nachtengel-Saga meiner Meinung nach ziemlich die Finger verbrannt hat.

Wie dieses Vorhaben Peter V. Brett gelungen ist, erfahrt ihr in der nachfolgenden Analyse:

Magie, Dämonen und Sex

Mit diesen Worten lässt sich Bretts Dämonenzyklus hervorragend zusammenfassen. Die zur Anwendung kommende Siegelmagie, welche die Menschheit vor den nächtlichen Invasionen der Dämonen beschützt, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Die Helden der Vorgängerbände schafften es, die Magie wieder zum Leben zu erwecken und sich erfolgreich gegen die Ausgeburten des Horcs zu verteidigen. Der Rausch des Kampfes und die Verlockungen der menschlichen Lust standen im Fokus dieser Bücher wie Farbschnitte bei aktuellen Neuerscheinungen. Neben dem gemeinsamen Kampf gegen die Horclinge hatten die Menschen von Thesa nicht viel gemein. Im Norden intrigierten die Adelshäuser gegeneinander und im Süden stritten die Krasianer um Ruhm und Ehre für ihren Gott Everam. Für das Volk der Krasianer hat sich Peter V. Brett alles fundamentalistisch Negative unserer Weltreligionen zum Vorbild genommen und in der Kultur der Wüstenbewohner aufblühen lassen.

Im Laufe der Vorgängerhandlung kam es zur Spaltung der Krasianer, und der überwiegende Teil der Bevölkerung, inklusive ihres Anführers Jardir, verließen die Wüste und standen Modernisierungsentwicklungen, insbesondere der Gleichberechtigung der Frau und zarten Säkularisierungsprozessen, offener gegenüber.

Den Helden der 1. Generation des Dämonenzyklus gelang es gemeinsam, trotz kultureller Unterschiede die Anführer der Dämonen zu besiegen und die Plage ein für alle Male einzudämmen.

Dass Peter V. Brett nun an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist und die Kinder unserer Helden nun den Kampf gegen die blutrünstigen Dämonen fortsetzen müssen, legt offen, dass der Herkulesakt der vergangenen Helden scheinbar nicht in Gänze gelungen ist.

In dieser Neuerscheinung betreten vor allem zwei neue Gesichter das Scheinwerferlicht der Bühne: Der Sohn von Arlen und Renna und die Tochter von Leesha und Jardir. Ich komme gleich noch dazu, was diese beiden Protagonisten besonders auszeichnet. Vorab möchte ich noch eine Leseempfehlung aussprechen.

Peter V. Brett wünscht sich nicht nur, seine hartgesottenen Fans zu begeistern, sondern auch neue Leser dazuzugewinnen. Die Frage steht im Raum, ob es sich lohnt, mit der neuen Generation der Dämonen-Saga einzusteigen oder ob das Vorwissen aus den Vorgängern unentbehrlich für den Lesespaß ist. Hiermit bescheinige ich Bretts neuem Buch sowohl für erfahrene Dämonenschlächter als auch für Schlächter in der Ausbildung eine vollkommene Leseerfahrung. Die Einflüsse und Gegebenheiten der Vergangenheit werden in „Der Prinz der Wüste“ elegant in die Geschichte eingewoben und ergänzt durch Stammbäume, Karten, Siegelverzeichnisse und ein krasianisches Lexikon. Hier hat man alles dafür gegeben, den Leseeinstieg für Neu- und Wiedereinsteiger so angenehm wie möglich zu gestalten. Das bedeutet, die Chronologie der Romane ist nebensächlich. Wer möchte, kann gerne direkt mit der neuen Saga einsteigen und sich dann den älteren Romanen in der entsprechenden Reihenfolge widmen. Die Dämonen-Saga der ersten Generation ist dabei absolut zu empfehlen!

Eine neue Generation

Olive wird als Tochter aufgezogen. Sie lebt bei ihrer Mutter Leesha, die über das Tal der Holzfäller herrscht. Das Besondere an Olive ist, dass die Magie des Horcs (dem Ursprungsort der Dämonen) auf den Entstehungsprozess im Mutterleib eingewirkt hat. Leesha, die ursprünglich mit Zwillingen schwanger war, bekam lediglich ein Baby mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen. Um Olive zu schützen, wurde sie als Prinzessin aufgezogen. Außerdem besitzt Olive dank der Einwirkung von Magie eine übermenschliche Kraft.

Darin wächst bei seiner Mutter Renna, ohne seinen verstorbenen Vater auf. Auch er ist geprägt durch die Magie der Siegel und Dämonen. Seine Sinnesorgane sind äußerst ausgeprägt und er kann sich beispielsweise in eine Art Glibber verwandeln und sich so erfolgreich aus den Fängen seiner Feinde befreien.

Beide haben gemeinsam, dass sie ihren Platz in der Welt erst noch finden müssen. Darin leidet sehr unter dem Erbe seines Vaters, der von vielen als eine Art Erlöser gepriesen wird, der die Welt aus den Fängen der Dämonen befreit hat. Im Gegensatz zu seinem Vater sieht sich Darin nicht als großen Krieger. Im Gegenteil, Darin ist äußerst schüchtern und führt ein zurückgezogenes Leben.

Olive leidet wegen ihrer Gleichgeschlechtlichkeit. Ist sie ein Mann oder eine Frau? Oder beides? Wofür soll sie sich entscheiden? Diese Fragen bestimmen ihr Leben als junge Erwachsene.

Positiv ist, dass die beiden in Zeiten aufwachsen, in denen man sich vor den Horclingen kaum noch in Acht nehmen braucht. Siegel schützen die Häuser und Grafschaften. Viele Heranwachsende haben Dämonen noch nie zu Gesicht bekommen. Die Heldentaten der Eltern sind zu Legenden geworden, denen Darin und Olive kaum noch Glauben schenken.

Doch der Schein trügt. Als Olive und Darin in das Visier eines Dämonenangriffs geraten, wird Legende zur Realität. Auch wenn die beiden im Kampf ausgebildet sind, unterscheiden sich Theorie und Praxis massiv. Der Angriff fordert Opfer und ihr Leben ändert sich schlagartig.

Peter V. Brett beschreibt seine Helden als die originellsten, die er je skizziert habe. Dem kann ich im Rahmen der Dämonen-Saga nur zustimmen. Olives und Darins Selbstfindungen sind eine gelungene Abwechslung zu den weiterhin vorkommenden blutigen Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Dämonen. Auch die Fähigkeiten unserer neuen Helden reihen sich nahtlos und gelungen in die vielfältige Magie der Siegel ein. Ob Olive und Darin ihre Eltern im Laufe der Zeit in den Schatten stellen, bleibt abzuwarten. Entscheidend ist jedoch viel mehr, dass die beiden Protagonisten genug Eigenleben aufweisen, um die Leserschaft erneut an die Handlung der Dämonensaga zu binden.

Für Fans der ersten Stunde bietet dieses Werk herzerwärmende Aufeinandertreffen von alten Bekannten, was Grund genug ist, sich dieses Buch zuzulegen.

Die Handlung ist spannend skizziert, auch wenn die weltlichen Prozesse, also der Kampf gegen die Dämonen und die Auseinandersetzung mit den Majah, einem fundamentalistischen Stamm der Krasianer, der als Überbleibsel in der Wüste sein Dasein fristet, nichts wirklich Neues sind. Aber was in der Vergangenheit funktioniert hat, kann auch in der Zukunft glänzen. Die Kämpfe mit den vielschichtigen Dämonen beispielsweise sind brutal und fesseln die Leserschaft erneut mit ihrer Intensität an die Seiten dieses Buches. Auch die vorkommenden gesellschaftlichen bzw. religiösen Themen sorgen dafür, dass dieser Roman neben seiner rasanten Action mit genug Tiefgang daherkommt, um längerfristig zu überzeugen.

Fazit:

Dieses Buch bringt alles mit, um Fans spannender Fantasy-Literatur zu unterhalten. Das Ansetzen an vergangenen Erfolgen ist geglückt und die Vorfreude auf den Folgeband geweckt. Was will man mehr?!

Der Prinz der Wüste (Dämonenzyklus 7)

Peter V. Brett, Heyne

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