Ganz gewöhnliche Monster - Dunkle Talente

  • Heyne
  • Erschienen: Oktober 2022
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Ganz gewöhnliche Monster - Dunkle Talente
Ganz gewöhnliche Monster - Dunkle Talente
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André C. Schmechta
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2022

Ein atmosphärisch dichtes und packendes Werk

Alice Quicke und Frank Coulton sind auf der Suche nach besonderen Kindern, um sie nach Schottland in das abgelegene Cairndale-Institut zu bringen. Nur hier sollen sie den Schutz und die Zuwendung genießen, die sie benötigen. Denn diese jungen Menschen besitzen besondere Fähigkeiten, die sie zu Außenseitern und Einzelgängern machen.

Charlie Ovid und der achtjährige Marlowe sind zwei solcher Kinder, die an unterschiedlichen Orten auf der Welt aufwachsen. In eher mittellosen Zuständen - abgewiesen, teils ausgebeutet, gedemütigt, geschunden - fristen sie meist ein eher trostloses Dasein. Charlie und Marlowe sind nicht die einzigen, denen wir begegnen werden. Alice Quicke und Frank Coulton sind auch nicht die einzigen die nach ihnen und anderen „Talenten“, wie diese Kinder in Cairndale genannt werden, suchen. Doch diese Anderen führen ganz und gar nichts Gutes im Schilde…

Eintauchen in ein lebendiges 19. Jahrhundert

J.M. Miro ist das Pseudonym des kanadischen Schriftstellers Steven Price, der bereits mit „Die Frau in der Themse“ seine Leserinnen und Leser in das Ende des 19. Jahrhunderts entführte. Mit bildhafter und nuancierter Sprache entwirft er eine überaus atmosphärische, lebendige und detailreiche Welt. Die Suche nach den Talenten führt uns beinahe um den ganzen Globus. Wien, London, Tokyo und New York… bis wir schließlich länger in Schottland verweilen. Denn hier liegt das vom seltsamen Dr. Berghast und seiner Mitarbeiterin Margaret Harrogate geleitete Cairndale-Institut. Ein außergewöhnlicher Ort, wie wir später erfahren sollen.

Unweigerlich muss man kurz ein paar Parallelen zu Harry Potter ziehen. Und das nicht nur wegen dieser Lehranstalt für Kinder mit beachtlichen Fähigkeiten. Wenngleich es hier weniger um Zauberei geht und einem möglicherweise eher das „Institut für begabte Jugendliche“ in den Sinn kommen mag, wo in X-Men talentierte Mutanten ausgebildet werden. Denn Selbstheilung und Unsichtbarkeit sind in „Ganz gewöhnliche Monster“ dann schon eher geläufigere Talente der Kinder. Wenn zu Beginn der kleine Marlowe mit seinem blau leuchtenden Körper in einem Zirkus eine ganz besondere Attraktion darstellt, dann erinnerte mich die Szenerie für einen Momentan an den US-amerikanischen Horror-Film „Freaks“ aus dem Jahr 1932, der Menschen mit Fehlbildungen und Behinderungen effektvoll gegen Geld zur Schau stellte.

Gegen eine dunkle Macht

Zugegeben, Miros Detailverliebtheit bremst auch mal den einen oder anderen Handlungsstrang aus, durchbricht manch aufgeladenen Spannungsmoment und führt so zu etwas zäheren Abschnitten. Doch das fällt nicht allzu stark ins Gewicht, denn Miro versteht es wunderbar seine Leserinnen und Leser immer tiefer in die Geschichte hineinzuziehen. Das liegt auch an den sehr gut gezeichneten Figuren. Dank vielfältiger, sehr greifbarer Charaktere, die er langsam und beständig weiterentwickelt, sowie gut ausbalancierten Dialogen, entsteht schon bald ein dichtes Geflecht miteinander verbundener Personen. Doch es ist ein fragiles Konstrukt und Miro macht deutlich, dass es bei den anstehenden Konfrontationen um das Schicksal Einzelner nicht gut bestellt ist. Etwas Böses bedroht die Existenz des Cairndale-Instituts und das Leben aller Talente.

Die Ereignisse sind dabei nicht durchgehend chronologisch erzählt. Durch Rückblenden verknüpft Miro die losen Enden seiner Geschichte. Phantastische Elemente, Horror und Fantasy werden geschickt ineinander verflochten. Daneben erinnern insbesondere die Geschehnisse im viktorianischen London durchaus an die dunklen Momente in Arthur Conan Doyles Kriminalromanen um seinen Detektiv Sherlock Holmes. Die Dramatik nimmt bis zum furiosen Finale zu. Und natürlich hat Miro dabei so manche Überraschung parat.

Fazit:

Alles andere als gewöhnlich ist der Roman „Ganz gewöhnliche Monster“. J.M. Miro gelingt ein atmosphärisch dichtes und packendes Werk. Auf fast 800 Seiten heißt es eintauchen in eine düstere und facettenreiche Welt voller Magie, phantastischer Ereignisse, besonderen Menschen und einem geheimnisvollen Ort, an dem sich eine dunkle Macht ihren Weg bahnt.

Ganz gewöhnliche Monster - Dunkle Talente

J. M. Miro, Heyne

Ganz gewöhnliche Monster - Dunkle Talente

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