Book of Night

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: November 2022
  • 8
Book of Night
Book of Night
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Andrea Betschart
57°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2023

Beurteile niemals ein Buch nach seinem Einband

Den meisten Sprichwörtern wohnt ein wahrer Kern inne. Das musste ich bei der Lektüre des "Book of Night" feststellen. Vom wunderschönen Cover sofort in den Bann gezogen, war ich überzeugt, dass der Inhalt mindestens genauso gut, wenn nicht noch besser sein wird!

Gestatten: Charlie Hall, Meisterin der schlechten Entscheidungen

Geld und Stabilität, beides könnte unsere Hauptfigur Charlie Hall gut brauchen. Die Studiengebühren ihrer jüngeren Schwester sind bereits überfällig, ihr schäbiger Toyota Corolla droht nächstens abzusaufen und einen bezahlten Job längerfristig zu behalten ist nicht Charlies Stärke. Umso dankbarer ist sie daher, in einer Bar Arbeit gefunden zu haben, die ihr regelmässig Geld einbringt.

In früheren Tagen verdiente sich Charlie ihren Lebensunterhalt als Diebin sowie Trick-Betrügerin und arbeite oft für Gloamisten. Das sind diejenigen, die Schatten mit Magie manipulieren können. Daneben gibt es noch Alterationisten, die Schatten kosmetisch aufhübschen, Puppeteers... ach lassen wir das, sonst wirds zu kompliziert. Zurück zu Charlie, dem Naturtalent was Schlösser oder Safes knacken angeht. Nach einem lebensgefährlichen Zwischenfall beschliesst sie, ihre Berufung an den Nagel zu hängen und ein Leben weit weg von der Unterwelt zu führen. Einer Welt, wo Schatten gestohlen und magisch verändert werden können. Wo Leute bereit sind zu töten, nur um einen modifizierten Schatten zu erhalten.

Beschaff mir das Liber Noctem!

Auf dem Nachhauseweg von einer Nachtschicht findet Charlie eine übel zugerichtete Leiche. Anstatt diesen Vorfall einfach auf sich beruhen zu lassen, kommt es wie es kommen muss: Sie beschliesst, eigene Ermittlungen anzustellen und trifft dabei die eine oder andere ganz schlechte Entscheidung. Anstatt ein ruhiges Dasein fernab von Mördern und sonstigen Gauner zu führen, ist Charlie plötzlich wieder mittendrin und sieht sich mit der unmöglichen Aufgabe konfrontiert, innert einer Woche das Liber Noctem zu beschaffen. Dieses legendäre Buch, welches die bestgehüteten Geheimnisse der Schattenmagie enthält. Ihr Auftraggeber ist dabei niemand geringeres als der schwerreiche Lionel Salt. Jener Mann, der Charlie als Teenager fast umgebracht hätte. Sie tut also gut daran, dieses Buch in den nächsten sieben Tagen zu beschaffen. Andererseits würde sich hier eine einmalige Chance auf Rache bieten, aber nein, das wäre sicher die falsche Entscheidung...

Geniale Grundidee zu komplex präsentiert

Die Story wird uns hauptsächlich aus der Sicht von Charlie erzählt. Dabei wechseln sich Passagen aus der Gegenwart mit Rückblenden in ihre Vergangenheit ab. So erfahren wir nach und nach, in was für Verhältnissen sie aufgewachsen ist und zu der jungen Frau wurde, die sie heute ist. Durch Charlie machen wir auch Bekanntschaft mit der Welt der Schatten und deren Magie. Genau dieses Setting ist es, welches für mich den Stolperstein des Buches ausmacht. So genial die Idee von Holly Black im Ansatz ist, so ungenügend ist sie meiner Meinung nach umgesetzt. Schon früh in der Geschichte werden wir mit allen möglichen Begriffen konfrontiert, ohne dass Erklärungen folgen würden. Blights, Gloamisten, Puppeteers... ich tat mich schwer damit, all diese Ausdrücke richtig einzuordnen und musste mehr als einmal wieder zurückblättern, um zu sehen, ob ich nicht vielleicht eine Information überlesen hatte. Ein Glossar am Ende, welches etwas Licht ins Dunkel gebracht hätte, existiert nicht. Dies alles führte dazu, dass ich während der gesamten Lektüre nie richtig in den "Lese-Flow" kam und das Buch einige Male leicht genervt wieder zur Seite legte. Erst gegen Schluss, als endlich einige klärende Informationen folgten und die Spannungskurve deutlich nach oben schnellte, war ich voll dabei.

Ich möchte nicht bestreiten, dass Holly Black eine geniale Grundidee hat und mit dem Thema der belebten Schatten und der damit verbundenen Magie neue und spannende Pfade in der Fantasy betritt (wobei Peter Pan sicher ebenfalls den einen oder anderen Tipp zum Thema "Schatten annähen" beisteuern könnte). Es bräuchte aber zwingend ein paar "Wegweiser" mehr, da man ansonsten ziemlich verloren durch die Geschichte irrt.

Fazit:

"Book of Night" hat mich erst zum Schluss gepackt. Zuvor bleibt die Handlung zäh, die Charaktere flach und das Worldbuilding und die darin vorkommende Magie zu komplex. Schatten, die ein Eigenleben führen, die man stehlen kann..., was für innovative Ansätze! Leider liefert Holly Black viele Erklärungen gar nicht oder erst sehr spät. So bleibt eine mittelmässige Geschichte mit toller Grundidee in einer hübschen Verpackung.

Book of Night

Holly Black, Droemer-Knaur

Book of Night

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