Wie man einen Prinzen tötet

  • Eichborn
  • Erschienen: April 2023
  • 3
Wie man einen Prinzen tötet
Wie man einen Prinzen tötet
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Lisa Reim-Benke
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2023

Nicht jedes Mädchen wartet auf seinen Prinzen …

Prinzessin Marra ist die jüngste von drei Schwestern. Um einen Krieg zu verhindern, wurde die älteste von der Mutter an den Thronfolger des gefährlichen Nachbarkönigreichs verheiratet. Als sie jedoch wenig später stirbt, wird die mittlere Schwester Kania geschickt, die fortan von dem Prinzen misshandelt wird und deren einzige Aufgabe darin besteht, für einen Thronfolger zu sorgen. Marra wird als jüngste kurzerhand in ein Kloster gesteckt, doch das schwere Schicksal ihrer Schwester lässt sie nicht los. Sie fasst einen Plan, wie sie Kania retten könnte, doch dafür braucht sie die Unterstützung von mächtigen Verbündeten. Denn für Marra gibt es nur eine Lösung: Sie muss den grausamen Prinzen töten.

Eine stickende Nonne als Heldin

Beklemmend, ein bisschen verrückt, erstaunlich witzig und gleichzeitig richtig spannend – so lässt sich das Märchen von T. Kingfisher wohl am besten auf den Punkt bringen. Als Prinzessin, die sich in ihrer Rolle als unbedeutende Nonne eigentlich ganz wohl fühlt, sieht sich Marra gezwungen, sich auf einen gefährlichen Weg zu machen. Der Grund für ihren Aufbruch mag ernst sein, doch der Weg zu ihrem Ziel ist äußerst unterhaltsam. Die Reiche dieser Welt stecken nämlich voller bemerkenswerter Gestalten: Neben Kannibalen trifft Marra auch auf einen treuen Knochenhund, auf Ertrunkene, die ihr den Weg weisen, einen Krieger mit einer katastrophalen Hintergrundgeschichte, eine schlagfertige Staubfrau mit einem dämonenbesessenen Huhn und eine mächtige Fee, die die Weltherrschaft an sich reißen könnte – sich aber für das Gärtnern entscheidet.

Die Buchwelt braucht mehr von T. Kingfisher

T. Kingfisher hat sich auf dem englischen Buchmarkt bereits als erfolgreiche Autorin etablieren können. „Wie man einen Prinzen tötet“ ist ihr erstes Werk, das auf Deutsch erschienen ist, und es bleibt zu hoffen, dass sie es damit schafft, auch auf dem deutschsprachigen Markt Fuß zu fassen. Denn wer einmal in Kingfishers Buch-Wundertüten reingeschaut hat, wird davon kaum genug bekommen.

Es ist schwierig, über dieses Buch zu schwärmen, ohne zu viel zu verraten. Denn gleich auf den ersten Seiten legt die Autorin schon los und reißt die Leser mit in eine Geschichte, die so einiges auf den Kopf stellt: vom Erzählkonzept über die Handlung bis hin zum Setting. Aber keine Sorge, auf die schriftstellerischen Fähigkeiten von T. Kingfisher kann man sich verlassen.

Neben altbekannten Elementen aus den Märchen der Gebrüder Grimm bedient sich Kingfisher auch an der irischen sowie slawischen Folklore. Dass ihr das Spiel mit den Klischees große Freude bereitet, merkt man recht schnell; beinahe jedes Details versieht sie mit einem ganz eigenen Twist, und sie präsentiert dabei eine Vorstellungskraft, wie ich sie in der Fantasy schon lange vermisst habe. Das faszinierende Setting wird aber erst durch die großartigen Figuren so richtig zum Leben erweckt.

Freunde fürs Leben … und Töten

Kingfishers Charaktere sind richtige Individuen. Da ist es beinahe ein Frevel, sie als „Figuren“ zu bezeichnen. Marra und ihre Verbündeten bilden eine Heldentruppe, wie man sie nur selten gesehen hat – sogar mit der kleinen Liebesgeschichte am Rande habe ich mitgefiebert! Zusammen kämpfen sich Marra und ihre drei ungleichen Mitstreiter tapfer zum fulminanten Ende ihres verzwickten Vorhabens durch – dabei kommt die Geschichte sogar (fast) ohne Gemetzel aus. Hier herrschen eher ruhige Töne vor, die es aber in sich haben. Hat man den grandiosen Schluss erreicht, möchte man Marra und die anderen eigentlich gar nicht mehr gehen lassen. Doch leider handelt es sich um einen Einzelband, zu dem anscheinend (?) keine Fortsetzung geplant ist.

Neben dem Inhalt sorgt auch die sprachliche Gestaltung dafür, dass man das Buch schnell durchgelesen hat. Die Sprache ist recht schlicht gehalten, und tatsächlich hatte ich den Eindruck, dass die Raffinesse des englischen Originals an ein paar Stellen verlorengegangen ist. Trotzdem sollte man sich Marras Geschichte auch auf Deutsch nicht entgehen lassen.

Fazit:

Tolles Märchen-Abenteuer mit unglaublichen Ideen und Figuren, von denen man nicht genug bekommt. T. Kingfisher versteht ihr Handwerk und sorgt für frischen Wind im Fantasy-Genre. Wer außergewöhnliche Phantastik mag, kann ohne Bedenken zugreifen!

Wie man einen Prinzen tötet

T. Kingfisher, Eichborn

Wie man einen Prinzen tötet

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