Vampyria - Der Hof der Wunder (Die Vampyria-Saga 2)

  • Blanvalet
  • Erschienen: August 2023
  • 1
Vampyria - Der Hof der Wunder (Die Vampyria-Saga 2)
Vampyria - Der Hof der Wunder (Die Vampyria-Saga 2)
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Sebastian Fischer
80°1001

Phantastik-Couch Rezension vonDez 2023

Zwei Könige sind einer zu viel

Mit „Der Hof der Wunder“ geht die wilde Fahrt durch das vampirverseuchte Frankreich in die zweite Runde. Fortsetzungen sind ein hartes Pflaster. Oft neigen sie dazu, im Schatten des Vorgängers unterzugehen oder eine völlig falsche Richtung einzuschlagen. Hat ein erster Band noch mit innovativen Neuerungen geglänzt und Lob geerntet, sehen sich Autoren nun vor dem Problem, der Vorfreude und den Erwartungen der Leser und Kritiker Herr zu werden. Gibt schlimmeres, wird nun der ein oder andere Lesende dieser Buchbesprechung (zurecht) behaupten. Der Härtegrad einer Herausforderung liegt immer im Auge des Betrachters, halte ich dagegen.

So genug geschwafelt, gucken wir uns mal an, was Herr Dixen uns da gezaubert hat.

Auf nach Paris

Jeanne Froidelac hat es geschafft. Sie wurde im Kreise der Reiter des Königs der Finsternis aufgenommen. Sie ist ihrem Ziel, Ludwig XIV. zu töten, erheblich nähergekommen. Zusammen mit den anderen Mitstreitern erhält sie einen Schluck des königlichen Blutes. Während hierdurch bei ihren Mitstreitern neue Fähigkeiten zum Vorschein treten, scheint sich bei Jeanne nicht viel geändert zu haben. Sie scheint den Blutsaugern weiterhin maßlos unterlegen zu sein.

Als in Paris eine geheimnisvolle Akteurin, die sich selbst die Wunderdame nennt, in Erscheinung tritt und sich erdreistet, die Herrschaft über die Hauptstadt für sich zu beanspruchen, schickt Ludwig Jeanne und zwei weitere Reiter los, um die Dame der Wunder dingfest zu machen.

Leichter gesagt als getan. In Paris stoßen unsere Protagonisten auf einige Schwierigkeiten. Zudem ist das Miteinander des Trios von Misstrauen geprägt. Für eine erfolgreiche Mission wenig förderlich.

Jeanne erkennt schnell, dass sich im Auffinden der Wunderdame eine Chance verbirgt, eine mächtige Verbündete für den Widerstand zu gewinnen. Sie tut alles, um Ludwigs Gegenspielerin vor den anderen zu erreichen.

Im Auftrag Ihrer Majestät

Im Laufe der Handlung trifft unsere Protagonistin auf den geheimnisvollen Lord Sterling. Er ist ein Spion der englischen Krone und hat ein ganz eigenes Interesse, die Wunderdame zu finden. Sterling ist ein vielschichtiger Charakter und somit ein Trumpf im Ärmel des Autors. Im Gegensatz zu seinen untoten Zeitgenossen ist Sterling ein Vampir, dem es an der häufig skizzierten Arroganz und Überheblichkeit fehlt. Sein Blick auf die sterbliche Bevölkerung scheint tiefer zu reichen als die des untoten Adels. Er sieht in den Menschen nicht nur eine potentielle Nahrungsquelle, vielmehr ist es ihm ein Anliegen, sich seiner menschlichen Vergangenheit jederzeit bewusst zu sein. Da wundert es nicht, dass Sterling in Jeanne Sympathien erweckt, obwohl sie sonst nur Abscheu für seinesgleichen übrig hat. Gemeinsam machen sie sich daran, Paris auf den Kopf zu stellen. Die Wunderdame muss gefunden werden.

Lord Sterling steht sinnbildlich für eine grundlegende Änderung mit Blick auf den Vorgänger. Victor Dixen drosselt sein Erzähltempo in Band 2 erheblich. Er widmet sich mehr der Tiefe seiner Erzählung und sorgt für die richtige Portion Nahbarkeit. An Spannung fehlt es dem Roman deswegen keinesfalls.

Schwächelnde Protagonistin

Jeanne scheint ihre Rachegelüste nun endgültig kanalisiert zu haben und sieht im Widerstand die einzig greifbare Möglichkeit, das Joch der Unterdrückung abzuwerfen. Sie agiert besonnener als noch in Band 1. Mit der Zeit kristallisieren sich auch Jeannes neugewonnene Fähigkeiten heraus, die bei den Reitern mitunter ziemlich unterschiedlich ausfallen. Unsere Rebellin hat intensive Träume, die ihr zukünftige Ereignisse zu zeigen scheinen. Natürlich sind die Träume genügend verklausuliert, sodass es Jeanne schwerfällt, sie richtig zu deuten. Alles andere wäre ja auch zu einfach.

Um Jeannes grundlegenden Kampffähigkeiten scheint es weniger gut gestellt zu sein. Bei der prestigeträchtigen Position als Reiterin des Königs wäre eine gewisse Widerstandsfähigkeit zumindest gegenüber menschlichen Widersachern wünschenswert, schließlich hat Jeanne im ersten Band eine intensive Ausbildung durchlaufen. Für den Leser birgt Jeannes Stellung ein gewisses Bedürfnis an Überlegenheit. Leider ist davon im Laufe der Handlung wenig zu spüren. Ständig lässt sich unsere Protagonistin überrumpeln, entwaffnen oder sogar entführen. Oft benötigt sie die Hilfe anderer, um sich aus der einen oder anderen Misere zu befreien. Hier driftet die Erwartungshaltung an die vom Autor geschaffene Legende rund um die Reiter des Königs mit den Fähigkeiten Jeannes ziemlich auseinander. Ihr hätte mit Sicherheit eine Prise mehr an Souveränität gut zu Gesicht gestanden.

Paris, du wunderschöne Stadt

Auch Band 2 glänzt wieder durch seine Idee des durch Vampire beherrschten Frankreichs des 18. Jahrhunderts. Die düstere Atmosphäre ist zum Greifen nah, und Paris ist mit seiner geschichtsträchtigen Architektur der perfekte Schauplatz für Victor Dixens Erzählung. Hier greift ein Puzzlestück ins andere und beschert den Lesern ein rundum gelungenes Ambiente. Es scheint unmöglich das Buch aus der Hand zu legen, wenn sich Jeanne und ihre Kumpanen dem immer lauter werdenden Getrampel der Ghule ausgesetzt sehen, die sich aus den berühmt berüchtigten Pariser Katakomben an die Oberfläche kämpfen, um Angst und Schrecken zu verbreiten.

Fazit:

„Der Hof der Wunder“ ist eine gelungene Fortsetzung und braucht sich keinesfalls hinter Band eins zu verstecken. Wir erhalten mehr Tiefgang, bei gleichbleibendem Spannungsniveau. Die Vorfreude auf das Finale der Trilogie ist geweckt. Victor Dixen hat seine Hausaufgaben gemacht und lässt die Lesenden zufrieden zurück.

Vampyria - Der Hof der Wunder (Die Vampyria-Saga 2)

Victor Dixen, Blanvalet

Vampyria - Der Hof der Wunder (Die Vampyria-Saga 2)

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