Das Kloster des geheimen Baumes - Die Drachenreiterin (A Day of Fallen Night 2)

  • Penhaligon
  • Erschienen: August 2023
  • 1
Das Kloster des geheimen Baumes - Die Drachenreiterin (A Day of Fallen Night 2)
Das Kloster des geheimen Baumes - Die Drachenreiterin (A Day of Fallen Night 2)
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Sebastian Fischer
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2023

Ein fulminantes Finale? Leider nein

Während ich beginne diese Zeilen zu schreiben, sitze ich in einem Flugzeug Richtung Heimat. Hier ist es angenehm warm und die Kabinencrew kümmert sich um mich. Grundsätzlich würde ich meinem Sitzplatz trotzdem jeglichen Komfort absprechen, aber verglichen mit einem Sattel auf dem Rücken eines Drachen, ist so eine Boeing 737 doch recht luxuriös.

Dumai hingegen kämpft auf Furtias schuppigen Rücken gegen Kälte, Wind und nachlassende Muskelkraft. Das Schicksal einer Auserwählten neigt des Öfteren zu erheblichen Anstrengungen. Aber unter uns, liebe Leser, meine gequetschten Knie würden gerade trotzdem so viel lieber auf dem Rücken eines Drachen durch die Lüfte gleiten. Da das leider nicht möglich ist, werfen wir doch einen Blick auf die Drachenreiterin Dumai und Ihre Gefährten und lassen mein einleitendes Geschwafel hinter uns.

Brennende Erde

Rauchsäulen, die zum Himmel steigen, verbrannte Leichen und tödliche Krankheiten prägen das Buch von Seite 1 an. Für manch einen Grund genug, das Handtuch zu werfen, nicht so jedoch für unsere Helden Glorian, Dumai, Tunuva und Wulf.

Aus Prinzessin Glorian wird im Laufe der Handlung die Königin von Inys. Für die Verantwortung ihrer Rolle hüllt sich Glorian in einen Mantel der Stärke und des Mutes. Gestärkt durch die Hilfe von Freunden und den Früchten ihrer Erziehung trotzt sie weiterhin den inneren Gefahren des Königshofes und stellt sich mutig mit Schild und Schwert der Bedrohung von außen.

Glorian und ihr Gefolge aus Flüchtlingen suchen Schutz in Festungen und Höhlen. Jeder Vorteil wird genutzt, um die Wyrm und ihre Brut aus mutierten Schergen abzuwehren.

Glorian sieht weiterhin im Fortbestand ihrer Blutlinie den größten Schutz vor dem Schrecken des Furchtberges. Zum Wohle ihres Volkes stimmt sie einer äußerst fragwürdigen und arrangierten Ehe zu, die das Potential birgt, neue Intrigen im Herrschaftszirkel zu säen. Glorian ist jedoch vorbereitet und trifft eine folgenschwere Entscheidung.

Das Leid und die Zerstörung haben die Insel Seiiki noch nicht erreicht. Für Dumai kein Grund, die Füße stillzuhalten. Zusammen mit ihrem Leibwächter und Jugendfreund Kanifa und der Tochter ihres Erzfeindes, Nikeya, die in Dumai unerwünschte Gefühle erweckt, reist sie in benachbarte Königreiche, auf der Suche nach einer Möglichkeit, die Wyrm aufzuhalten. Dabei stoßen die Suchenden tatsächlich auf fehlende Teile des Puzzlestücks. Doch die Zeit rinnt ihnen davon und als die Drachin Furtia das Trio zurück nach Seiiki fliegt, erwarten Dumai dort Feuer und Verrat.

Tunuvu und Canthe reisen gen Westen auf der Suche nach Tunuvas verloren geglaubtem Sohn. Dabei kehrt sie der Priorei vorerst den Rücken und unterwirft alles dem Vorhaben, ihren Sohn wieder in die Arme zu schließen. Tatsächlich kommt Tunuva ihrem sinnlichsten Wunsch auf ihrer Reise immer näher.

Wulf versucht das Entsetzen über den Tod seines Lehnsherren hinter sich zu lassen. Aber die offenen Fragen aus seiner Vergangenheit lassen ihm keine Ruhe. Warum hat er als einziger das Massaker auf hoher See überlebt und wer sind seine leiblichen Eltern? Stück für Stück erkämpft sich der tapfere Krieger die Antworten auf die losen Enden seiner Vergangenheit.

Verpuffende Funken

Samantha Shannon schafft es gekonnt, den Leser mitzunehmen auf der Reise durch Zerstörung und Leid, ohne dabei zu sehr auf Instrumente der Brutalität und rohen Gewalt zu setzen. Auch ohne massenhaft Splattereffekte wird der Schrecken des Krieges gegen die Wyrm angemessen transportiert.

Wie für eine Fortsetzung üblich, werden die roten Fäden weitergesponnen und stellen die Protagonisten vor immer schwierigere Herausforderungen. Ich kann meine Ausführungen zu Band 1 an dieser Stelle nur wieder aufgreifen, dass das Gerüst für eine hervorragend gelungene Geschichte mit Sicherheit vorhanden ist. Die Autorin schafft unterschiedliche und interessante Protagonisten, die sich alle an mehreren Fronten verteidigen müssen. Hinzu kommt ein wirklich beeindruckendes Worldbuilding, das sich nicht hinter Genregrößen verstecken braucht. Die Geschehnisse werden immer explosiver und der Leser wartet auf den lang ersehnten Knall. Bis hierhin ist dem Roman kein großer Vorwurf zu machen. Um aber meiner gleich folgenden Kritik mehr Ausdruck zu verleihen, eine kleine Metapher als Verdeutlichung:

Der Leser bewegt sich durch das Buch wie der Funke einer Zündschnur auf Weg zur großen Explosion. In diesem Fall sind es sogar mehrere Zündschnüre, die alle gut vorbereitet mit ihrem Ziel verbunden sind. Kurz bevor der Funke seinen Zweck erfüllen kann, werden die Drähte jedoch kurzerhand durchschnitten und die Spannungsexplosion bleibt aus. Die Kämpfe gegen die Schrecken des Furchtberges enden so abrupt, wie sie begonnen haben. Auch die gesponnenen Hürden an Intrigen in Inys und Seiiki sind schlussendlich keine großen Hindernisse für unsere Protagonisten.

Keine Frage, nicht jedes Buch braucht diesen Höhepunkt, oft reicht auch ein Funke aus, um den Leser glücklich zurückzulassen. Dass diese Funken vorhanden sind, steht dabei außer Frage. „Das Kloster des geheimen Baumes“ hätte aber dieses Mehr an Spannung wirklich gutgetan. Dieser Umstand wiegt hier schwerer als noch in Band 1. Zu Beginn einer Geschichte kann fehlende Spannung gut und gerne verziehen werden. Dementsprechend steigt aber die Erwartungshaltung für den Abschlussband.

Um dieser zündelnden Kritik berechtigterweise etwas den Sauerstoff zu entziehen (keine Sorge, liebe Leser, es folgen keine weiteren explosiven Wortspielereien mehr), ist klarstellend hinzuzufügen, dass es sich hier um „meckern auf hohem Niveau“ handelt. Das Buch bietet viel Gutes, insbesondere die liebevoll skizzierten Protagonisten, die über sich hinauswachsen, um den Feind in die Schranken zu weisen. Des Weiteren kann die Autorin mit einigen tragischen Momenten das Herz der Leser erobern.

Fazit:

Aufgrund des abrupten und dadurch spannungsarmen Endes fällt Band 2 der Dilogie hinter den 1. Teil zurück. Diesem Umstand zu Trotz bietet „die Drachenreiterin“ gute Unterhaltung und gehört gelesen, sofern Band 1 und die vorher erschienenen „Der Orden des geheimen Baumes“-Bände euer Interesse geweckt haben.

Das Kloster des geheimen Baumes - Die Drachenreiterin (A Day of Fallen Night 2)

Samantha Shannon, Penhaligon

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