Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (4)

  • Heyne
  • Erschienen: Dezember 2021
  • 1
Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (4)
Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (4)
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S.B. Tenz
93°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2006

Vierter Teil des faszinierenden Epos

Dreieinhalb Jahrtausende sind vergangen. Leto II, Sohn des Muad´dib, hat sich selbst zum Gottkaiser über Arrakis und dem Universum ernannt.

Seit dem Tag, als die Sandforellenhaut anfing, seinen Körper zu bedecken, ist die Metamorphose unaufhaltsam fortgeschritten. Nur sein Gesicht erinnert noch an seinen menschlichen Ursprung. Langsam aber sicher verwandelt er sich in den Shai-Hulud. Diese Metamorphose ist Teil des "Goldenen Pfades", dem er unaufhaltsam folgt.

In den vergangenen Jahrtausenden hat Leto II den Menschen den Frieden gebracht. Doch um welch einen Preis! Auf Arrakis leben die Bewohner nur noch in stumpfsinniger Lethargie. Ihre Psyche wächst nicht mehr, und kaum jemand besitzt noch Prinzipien. Die einst so stolzen Fremen sind nur noch ein Schatten ihrer selbst; dienen bestenfalls noch als touristische Attraktion und werden zudem durch die Bezeichnung "Museumsfremen" gedemütigt. Aber auch die Umweltbedingungen auf Arrakis haben sich gewandelt. Der Planet ist fruchtbar geworden. Es gibt Niederschlag, Flüsse und Wälder. Lediglich ein relativ kleiner Landstrich, die Wüste Sareer, erinnert noch an die Vergangenheit. Die Sandwürmer jedoch sind gänzlich verschwunden und damit auch das wertvolle Gewürz, die Melange. Gottkaiser Leto II kontrolliert jedoch einen immensen Vorrat an Gewürz. Er alleine bestimmt, wer in den Genuß der bewußtseinserweiternden Droge kommt. Alle Versuche seiner Feinde, das Gewürz außerhalb Arrakis anzubauen, sind gescheitert. Niemand ahnt, daß es Letos Ziel ist, Arrakis wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu verwandeln. Nur er weiß, daß der Sandwurm sich erst dann erneut entwickeln kann, wenn das Land wieder völlig ausgedörrt ist. Somit wird Leto II zur einzigen Hoffnung des Shai-Hulud.

Besticht durch seine Dialoge und Philosophie

Einmal mehr gelang es Frank Herbert seine Fans sowie seine Kritiker in Erstaunen zu versetzen. Er ließ 3500 Jahre zwischen Band 3 und 4 vergehen. Anfängliche Skepsis wandelt sich schnell in Neugierde und schließlich in erneute Begeisterung. Ein weiteres Meisterwerk aus der Feder eines der größten SF-Autoren aller Zeiten.

"Götter brauchen keinerlei Verantwortung zu übernehmen, ausgenommen für die Schöpfung selbst. Ihre Sinne sind die Wahrheit und die gesamte Geschichte ist in ihren Händen ein dehnbares Instrument."

Wie kein anderer Band zuvor lebt und besticht dieser vierte Teil durch seine Dialoge und Philosophie. Man muß schon eine Menge Geduld aufbringen, um sich durch so manchen, seitenlangen Dialog zu kämpfen. Belohnt wird man schließlich mit neuen Erkenntnissen über Arrakis, den Goldenen Pfad und den geheimnisvollen Sandwürmern. Der Leser vertieft sein Wissen über den Wüstenplaneten. Fragen, die aus den drei ersten Bänden unbeantwortet blieben, werden zum Teil geklärt.

Einmal mehr sind die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend. Man weiß nicht so recht, was man von Leto II halten soll. Er, der er sich selbst Gott nennt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschheit zu retten. Man fragt sich jedoch, wovor? An Stelle von Krieg und Rebellion tritt gnadenlose Tyrannei und Unterdrückung.

Tiefe und Wortgewalt

Das beste Beispiel bieten dabei die Fremen. Zusammengepfercht in unwürdigen Reservaten, versuchen sie die alten Riten zu wahren, fristen dabei ein klägliches Dasein und sind lediglich alberne Marionetten des Gottkaisers. Leto alleine entscheidet über Leben und Tod. Umgeben von seinen religiösen Anhängern verfolgt er seine festgesteckten Ziele, ohne die Interessen seiner Untergebenen dabei zu wahren. Es gibt nur wenige, denen Leto Vertrauen kann und selbst diese beginnen an ihm zu zweifeln. Der Autor hat Leto II zu einer zwiespältigen Figur gemacht. Ein Wesen, halb Mensch, halb Monster, gefangen in einem unvorstellbaren Leid und Schmerz in seiner Einsamkeit und in seiner verzweifelten Suche nach Liebe, für das der Leser Mitleid und zugleich Abscheu empfindet.

Was Tiefe und Wortgewalt angeht, ist für mich "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" der beeindruckendste Band des Zyklus.

Fazit: So manchen Unkenrufen zum Trotz, die da sagen, Frank Herberts Wüstenplanetenepos würde irgendwann langweilig und ausgebrannt wirken, kann ich nur entgegenhalten, dass sie die Geschichte wahrscheinlich nicht intensiv genug gelesen haben. Natürlich legt der erste Band die Messlatte für alle fünf weiteren Bände. Das liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass der Leser zum ersten Mal die faszinierende Welt von Arrakis "betritt", auf die geheimnisvollen Fremen trifft und die Grundzüge des großen Abenteuers kennenlernt. Was dann folgt, ist ein regelrechtes Verschmelzen mit der Geschichte. Dazu kommt Herberts meisterhafter Schreibstil, der seine unglaublichen Phantasien so wunderbar zum Ausdruck bringt.

Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (4)

Frank Herbert, Heyne

Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (4)

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