Die Schwarze Königin

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: August 2023
  • 8
Die Schwarze Königin
Die Schwarze Königin
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Lisa Reim-Benke
59°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2023

Eine sehr wilde Vampirjagd

Len ist ein Nachfahre der berühmten Drăculești und damit ein Verwandter des Dracula-Vorbildes Vlad III. Drăculea– zumindest behauptet das seine Oma. Auf einer Reise durch Prag wird die Professorin Jolana Černá auf den Abkömmling aufmerksam und nimmt ihn mit auf ein Abenteuer, um die Geheimnisse um die Schwarze Königin alias Barbara von Cilli, der zweiten Ehefrau von Kaiser Sigismund, aufzudecken und nebenher ein paar Vampire zur Strecke zu bringen. Nur hat sich Len auf der Reise in Klara verliebt und hat deshalb eigentlich ganz andere Bedürfnisse.

600 Jahre zuvor verliebt sich die junge Barbara von Cilli ebenfalls sehr rasch in Vlad (dem Vater von Vlad III.), der von ihrem Ehemann als Geisel gehalten wird. In den ungarischen Wäldern haben die beiden eine schicksalshafte Begegnung mit dem Untoten Lucian und seiner Gespielin und widmen sich fortan der Vernichtung der Vampire. Dank Barbaras alchemistischen Experimenten sind sie einer effektiven Waffe gegen die Blutsauger so nah wie nie zuvor. Doch die Vampire wollen sich nicht so einfach ausrotten lassen.

Warum heißen eigentlich alle Vampire immer Lucian?

Markus Heitz hat ein neues Buch veröffentlicht! Da wird natürlich ordentlich die Werbetrommel gerührt. So sehr sogar, dass man bei der Gestaltung des Covers auf den Bestseller „Das Reich der Vampire“ von Jay Kristoff zurückgreifen musste. Und obwohl Markus Heitz, der sich einst einen Namen mit der Reihe um „Die Zwerge“ gemacht hat, eigentlich immer ein Garant für Unterhaltung ist, schwächelt sein neues Werk ungewöhnlich heftig. Sprachlich ziemlich einfallslos werden Phrasen und Worthülsen aneinandergereiht, als ob der Autor immer das Wort zu Papier gebracht hätte, das ihm als Erstes einfiel. Erzählerisch herrscht auch immer der gleiche Trott: Actionreiche Szenen wechseln sich mit Dialogen ab, die sich bemühen, die Handlung mit Sinn anzureichern. Die Idee zu dieser Vampirgeschichte und die Verbindung aus historischem Erzählstrang mit dem Abenteuer in der Gegenwart versprechen eigentlich eine fesselnde Geschichte, die aber erstaunlich uninteressant bleibt.

Augen zu und durch

„Die Schwarze Königin“ ist das buchgewordene Popcorn-Kino: Leicht verdaulich mit viel Action, Blut und wenig Finesse. Zu genau sollte man über die Geschehnisse deshalb nicht nachdenken, sonst stolpert man nur über bodenlose Plotlöcher. Beispielsweise entdecken Len und die Professorin gaaaaaanz zufällig ein altes Labor, legen es in Schutt und Asche, weil die toughe Gelehrte praktischerweise genau weiß, welche Stoffe sich in den zahlreichen Behältern befinden, und verstecken sich dann im Schneckentempo vor den Neugierigen, die vom Lärm angelockt werden. Von ähnlich bizarren Konzeptionen lebt der Plot.

Schwierig wird es auch bei den Antagonisten. Klar, Vampire saugen menschliches Blut und sind deshalb böse. Aber was genau ist denn jetzt so schlimm an den Vampiren in „Die Schwarze Königin“? Sie intrigieren, nehmen Einfluss auf die Politik und sind die wahren Herrscher der Welt – das wird zumindest behauptet, aber gezeigt bekommen wir es nicht. Anscheinend agieren die Vampire so sehr im Hintergrund, dass ihr Handeln schon fast irrelevant ist. Trotzdem ist es ein ganz großes Problem, dem sich Barbara nur zu gern widmet.

Hauptsache wir wissen, was die Figuren anhaben

Es gibt durchaus spannende Vertreter unter den Charakteren (die Professorin) und andere, die nicht so ganz überzeugen (eigentlich der ganze Rest). Barbara von Cilli stellt sich als Sadistin und alchemistisches Wunderkind heraus, bei der ich nicht recht weiß, ob ich mit ihr mitfiebern oder sie verabscheuen soll. Ihr Sidekick Vlad überzeugt mit wenig Persönlichkeit, dafür viel Muskelkraft. Selbstverständlich fühlen er und Barbara sich auf Anhieb zueinander hingezogen. Sehr schade, denn aus den beiden hätten mit ein bisschen mehr Vielschichtigkeit spannende Figuren werden können.

In der Gegenwart begleiten wir den pubertären Len, dem alles außer Klara vollkommen wurscht zu sein scheint, egal ob ihm eine Professorin begegnet, die ganz offensichtlich viel zu verbergen hat, oder ob er Zeuge eines brutalen Mordes auf der Karlsbrücke wird (einen Touristenmagneten als Schauplatz eines Mordes zu wählen, bei dem nur Len Zeuge ist und das Blut meterweit spritzt, ist hier kein Problem). Len beweist in jeder Lebenssituation unerschrocken seine Teflon-Qualitäten. Da muss man schon sehr, sehr lange blättern, bis er tatsächlich mal eine plotrelevante Entscheidung trifft.

Fazit:

Mein Tipp für die Lektüre: Nicht viel drüber nachdenken, sich mitreißen lassen und sich wie Len in Gleichmut üben, wenn alles ein bisschen zu absonderlich wird.

Die Schwarze Königin

Markus Heitz, Droemer-Knaur

Die Schwarze Königin

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