Das Amulett von Samarkand

  • Bertelsmann
  • Erschienen: Januar 2004
  • 21
Das Amulett von Samarkand
Das Amulett von Samarkand
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Verena Wolf
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2006

Mitreißender Mix aus Magie, Humor und Spannung

Zauberei, Dämonen, ein Junge, der Kampf zwischen Gut und Böse, alles schon einmal dagewesen? Ja, aber noch nie so wie hier.  Altbekannte Fantasymuster werden von Jonathan Stroud in ";Bartimäus - Das Amulett von Samarkand"; völlig neu gemischt.

Das Buch spielt in einem England, in der die regierende Elite Zauberer sind. Sie tragen Anzüge, geben sich modern und gönnerhaft, sind aber korrupt und nutzen die Magie, um sich selbst zu bereichern und den Rest der Gesellschaft zu kontrollieren. Das Neue ist: die Zauberer haben zwei Probleme. Zum einen können sie nicht selbst zaubern, sie haben nur die Macht magische Wesen zu beschwören, die dann ihre Befehle ausführen müssen. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn diese Afriten, Dschinn, Foliote und Kobolde sind davon gar nicht begeistert. Darum kann ein Fehler in der Beschwörung den Tod des Zauberers durch den Dämon bedeuten. Und, Handikap Nummer zwei, Zauberer dürfen keine eigenen Kinder haben, sondern haben die Pflicht, einen adoptierten Zauberlehrling auszubilden.

So wird, nicht ganz freiwillig, der zwölfjährige Nathanel von dem Ehepaar Underwood aufgenommen. Aber Arthur Underwood, Zauberer und kleines Minister-Licht erkennt Nathanels Fähigkeiten nicht einmal an, das frustriert! Als Nathanel endlich selbständig in der Bibliothek seines Meisters lernen darf, liest er in verbotenen Büchern. Er wird es allen zeigen! Flugs beschwört er den uralten Dämon Bartimäus, um sich mit dessen Hilfe an dem bösartigen, aalglatten Zauberer Lovelace zu rächen, der ihn gedemütigt hat. Bartimäus soll Lovelace das Amulett von Samarkand stehlen, aber weder Dschinn noch Junge ahnen, wie mächtig das Amulett wirklich ist. Der als Streich geplante Diebstahl gelingt, aber löst eine Lawine an Ereignissen aus, deren Tragweise Nathanel und Bartimäus viel zu spät erkennen.

Ein spitzzüngiger, schlauer Dämon als Held

Spannend erzählt Stroud die folgenden Abenteuer und schafft eine Welt, in der Zauberer und ";Gewöhnliche";, so werden die nichtmagiebegabten, unterdrückten Menschen genannt, in einer konfliktgeladenen Gesellschaft leben. Aufstände drohen, Intrigen werden gesponnen und Zauberei ist eine ernste, anstrengende Wissenschaft, die durch die Dämonen so ihre Tücken hat.

Aber das wirklich Einmalige des Buches ist die konkurrenzlos schillernde Hauptfigur: der Dschinn Bartimäus. Das Klischee des Dämons in Fantasystories- brutal, böse, dumm - stellt Stroud auf den Kopf. Bartimäus ist schlau, schlagfertig, witzig und sehr begeistert von sich selbst. Eigentlich will er nur seine Ruhe haben und ständig beschworen zu werden geht im mächtig auf den Geist. Magier findet er vor allem eins: lächerlich. Seinen Stolz trifft besonders hart, dass er jetzt einem Dreikäsehoch von Jungen zu Diensten sein muss und das sagt er ihm auch immer wieder, ausführlich, frech und respektlos. Mit Nathanel und Bartimäus erfindet Stroud ein unschlagbares Duo, ein Team wider Willen, bei dem man sich auf manches gefasst machen muss.

Stroud verwendet abwechselnd zwei Perspektiven, was der Geschichte zusätzlich Witz und Tempo verleiht. Die Hälfte der Kapitel ist aus der Sicht des hochnäsigen Zauberlehrling Nathanel geschrieben, der darum kämpft anerkannt zu werden, die andere aus der des spitzzüngigen, exzentrischen Dämons.

Die Themen Unterdrückung, Korruption und Einsatz von Macht auf Kosten anderer sind in ";Bartimäus - Das Amulett von Samarkand"; durchaus ernst behandelt. Trotzdem muss man grinsen bei der britisch humorvollen Erzählweise und den Fußnoten, in denen Bartimäus frech-herablassende Kommentare abgibt, ohne dass die Story je Gefahr läuft in platte Haha-Komik abzugleiten. Weder der verschlossene, ehrgeizige Junge noch der prahlerische, scharfsinnige Dämon sind flache Superhelden. Sie haben ihre Schwächen, machen Fehler, sind moralisch zumindest fragwürdig und wirken dadurch unglaublich lebendig. Es interessiert den Leser schlichtweg, wie es mit ihnen weitergeht.

Fazit: ";Bartimäus - das Amulett von Samarkand"; ist eine spannende Geschichte voller rasanter Einfälle und einem unvergesslichen, auf exzentrische Art liebenswürdigen Helden. Gut, dass es noch zwei weitere Bücher über den Dschinn Bartimäus und den Zauberlehrling Nathanel gibt.

Das Amulett von Samarkand

Jonathan Stroud, Bertelsmann

Das Amulett von Samarkand

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