Höllenkind

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2007
  • 6
Höllenkind
Höllenkind
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S.B. Tenz
55°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2007

Odyssee durch das Reich der Dämonen

Die Dämonata - Das Reich der Dämonen. Tummelplatz und Brutstätte für die schrecklichten Geschöpfe. Zeit spielt in der Dämonata keine Rolle und alle uns bekannten Gesetze der Physik scheinen auf den Kopf gestellt. Mit ";Höllenkind"; liegt nun der zweite Band der Dämonicon-Reihe vor und glänzt mit einigen Überraschungen.

Kernel Fleck! Klingt wie der Name einer Kleinstadt, ist aber der etwas sonderbare Rufname eines Teenagers, der mit seinen Eltern und dem jüngeren Bruder Art dem Großstadtleben entsagt, um sich in einer ländlichen Idylle niederzulassen. Die Eltern haben diesen Entschluss gefasst, um endgültig einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Über den Verlust der damals vierjährigen Tochter Annabella sind die Eltern nie wirklich hinweggekommen. Als dann auch Kernel und sein kleiner Bruder plötzlich für mehrere Tage spurlos verschwinden und sich nach ihrer Rückkehr scheinbar an nichts mehr erinnern können, geraten die Eltern in Panik und beschließen alles hinter sich zu lassen. In Paskinston, einem kleinen verschlafenen Dorf, will die Familie nun ganz von vorn beginnen. Kernel selbst gewöhnt sich sehr schnell an die neue Umgebung. Schließlich war sein Leben in der Stadt überwiegend von Einsamkeit geprägt. Die Familie scheint insgesamt glücklich in ihrer neuen Umgebung zu sein. Doch dann kehrt unvorstellbares Grauen in die trügerische Idylle des kleinen Dorfes ein. Das Tor zur Hölle scheint sich zu öffnen, und heraus strömen die schrecklichen Dämonen der Welt Dämonata. Der kleine Ort wird schlagartig für viele zur Todesfalle. Kernel und sein Bruder Art geraten in den Sog höllischer Mächte. Kernel kann nicht wissen, dass er der eigentliche Auslöser dieser schrecklichen Ereignisse ist.  Für ihn beginnt nun eine Odyssee durch das Reich der Dämonen.

Und dann sind da auch noch diese Lichter…

Alte Bekannte

Zum Auftakt der Dämonicon-Reihe gewährte der Autor mit ";Fürst der Schatten"; seinen Lesern nur einen flüchtigen Blick in das Reich der Dämonen. ";Höllenkind"; hingegen, öffnet das Tor zur Dämonata und lässt den Leser hindurchschreiten, damit dieser das ganze Grauen spürt, das in diesem Höllenloch allgegenwärtig ist. Dort wartet bereits ein alter Bekannter, Lord Loss - Fürst der Schatten, der in seinem eigenen Reich noch unbezwingbarer erscheint. Doch es gibt auch ein Wiedersehen mit Derwisch Grady (Onkel von Grubbs Grady), der an der Seite Kernel Flecks den Kampf gegen den Höllenfürsten und seine Heerscharen aufnimmt.

Nach etwa der Hälfte des Romans stellt sich plötzlich heraus, dass die Ereignisse in ";Höllenkind"; vor denen des ersten Bandes (Fürst der Schatten) angesiedelt sind. Derwisch Grady gibt seinen Einstand im Kampf gegen die Dämonen lange bevor sein zukünftiger Neffe Grubbs Grady das Licht der Welt erblickt. Zunächst wirkt das leicht irritierend, doch schnell erschließt sich dem Leser der gut durchdachte und logische Aufbau der generellen Handlung. Diese überraschende Vorgehensweise des Autors deutet darauf hin, dass den Leser mit ";Dämonicon"; auf lange Sicht ein äußerst komplexer Zyklus erwartet.

Kernel Fleck vs. Grubbs Grady

Um es gleich vorweg zu nehmen. Nachdem mehr als schlechten Start der Dämonicon-Reihe mit ";Fürst der Schatten"; gelingt es Darren Shaw mit ";Höllenkind"; das Eisen aus dem Feuer zu reißen. Diesmal macht er (fast) alles besser. Nach dem völlig verkorksten ersten Band konnte es aber auch nur noch besser werden. Der Plot, die Protagonisten, einfach alles wirkt glaubwürdiger, spannender und längst nicht so vorhersehbar, wie es zuletzt noch der Fall gewesen ist. Man könnte auch sagen, Kernel Fleck schlägt Grubbs Grady auf der ganzen Linie. Obwohl beide Charaktere sich sehr ähnlich sind, wirkt Kernel Fleck bedeutend glaubwürdiger. Sein tragisches Schicksal weckt Emotionen und beschäftigt den Leser auch noch über das Ende des Romans hinaus. Während Grubbs Grady es kaum vermag, einen bleibenden Eindruck beim Leser zu hinterlassen.

Nun kann man endlich auch von einem spannungsgeladenen Roman sprechen, der einige überraschende Wendungen und ein fesselndes Finale zu bieten weiß. Zwar erwartet den Leser am Ende ein brutaler Cliffhanger, spätestens zu diesem Zeitpunkt gerät man aber in den Bann dieses neuen Zyklus´, dem man sich so leicht nicht mehr entziehen kann. Etwas getrübt wird der Gesamteindruck jedoch von den weiterhin sehr schlechten Dialogen. Diese wirken noch immer ziemlich oberflächlich und albern. Eindeutig nicht die Stärke des Autors.

Wie geht es weiter?

Kernel Fleck und Grubbs Grady. Zwei jugendliche Helden die in unterschiedlichen Zeitabschnitten agieren. Beide an der Seite von Derwisch Grady, der als jugendlicher Punk ebenso zu überzeugen weiß wie als erfahrener Dämonenjäger und Onkel von Grubbs Grady.

Werden Kernel und Grubbs sich jemals begegnen? Vielleicht in der Dämonata, wo die Zeit keine Rolle spielt? Oder wird Kernel als Erwachsener Grubbs Grady in dessen Zeit einmal zur Seite stehen? Wie dem auch sei, spekulieren lässt sich viel, eine Antwort wird uns aber nur Darren Shaw selbst mit seinen noch folgenden Romanen liefern können.

Nun manövriere ich mich selbst in eine Zwickmühle, da ich einerseits den ersten Band der Reihe alles andere als empfehlen kann, andererseits es zum besseren Verständnis der Serie gereicht, wenn man diesen kennt. Eine vertrackte Situation. Eine zwingende Notwendigkeit besteht zwar nicht mit dem Inhalt des ersten Bandes vertraut zu sein, einige Überraschungsmomente in ";Höllenkind";  verfehlen dann jedoch ihre Wirkung.

Fazit

Darren Shaws Dämonicon-Band 2 weiß zu überzeugen. Splatter-Fans, aber auch Freunde der gepflegten Gänsehaut-Lektüre, werden auf ihre Kosten kommen. Nun heißt es allerdings erst einmal abwarten und hoffen, dass auch die Figur des Grubbs Grady an Profil und Überzeugungskraft gewinnt. Am Ende könnte der Autor ansonsten Gefahr laufen, die Fan-Gemeinde in zwei Lager zu spalten.  Im Moment hat eindeutig Kernel Fleck die Nase vorn. Das könnte sich jedoch schlagartig ändern, wenn es dem Autor gelingt, Grubbs Gradys nächsten Auftritt ebenso spannend zu erzählen, wie es ihm bei Kernel Fleck gelungen ist.

Das Reich der Dämonen birgt jedenfalls noch eine Menge Geheimnisse in sich, die es zu entdecken gilt. Genug Stoff, um eine spannende Serie daraus zu machen.

Höllenkind

Darren Shan, Droemer-Knaur

Höllenkind

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