Dämonenspiel

  • Droemer-Knaur
  • Erschienen: Januar 2007
  • 5
Dämonenspiel
Dämonenspiel
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S.B. Tenz
72°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2007

Film ab! Geschnetzeltes, die Erste!

Nachdem Kernel Fleck im zweiten Band der Dämonicon-Reihe ("Höllenkind") sein Debüt als Dämonenjäger gegeben hat, folgt nun ein weiteres Abenteuer mit Kollege Grubbs Grady. ";Dämonenspiel"; knüpft damit nahtlos an die Ereignisse des ersten Romans ";Fürst der Schatten"; an.

Im Reich der Dämonata unterliegt die Zeit anderen Gesetzmäßigkeiten. Ein Jahr unserer Zeitrechnung kann dort ein Tag, ein Jahrzehnt oder sogar ein Jahrhundert sein. Diese Erfahrung musste Derwisch Grady zuletzt in ";Fürst der Schatten"; machen.
Lord Loss und seine Gesellen sind (vorerst) besiegt. Bill-I Spleen wurde von seinem Fluch befreit und Grubbs Grady und sein Onkel Derwisch haben das Abenteuer relativ unbeschadet überstanden. Letzterer schweigt sich allerdings nach seiner Rückkehr aus der Dämonata, über das was dort geschehen ist, aus. Wie in der Dämonata tatsächlich die Zeit für ihn vergangen ist oder wie es ihm gelang, den Dämonenfürsten Lord Loss im Einzelkampf zu besiegen, bleibt auch für Grubbs Grady ein Rätsel. Fest steht nur, dass seit diesen Ereignissen in unserer Welt ein ganzes Jahr ins Land gezogen ist. Grubbs Grady hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, seinen Onkel jemals lebend wiederzusehen. Soweit die Begebenheiten aus ";Dämonicon Band 1- Fürst der Schatten";.

Auch wenn Derwisch das Reich der Dämonen mit heiler Haut wieder verlassen konnte; die schrecklichen Erlebnisse haben ihre Spuren hinterlassen. Physisch soweit okay, zeigt sich Derwischs Psyche recht angeschlagen. Fast jede Nacht wird er von schrecklichen Albträumen geplagt. Er wirkt äußerst verwirrt und sein geistiger Zustand ist mittlerweile schon Besorgnis erregend. Für Grubbs keine einfache Situation. Schließlich ist er selbst noch ein halbes Kind und die Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet, wird immer schwerer. So herrscht denn auch eine allgemein depressive Grundstimmung im Hause Grady.

Mitten hinein in diese sich anbahnende Trostlosigkeit platzt eines schönen Tages überraschend Davida Hayms. Ihres Zeichens erfolgreiche und berühmte Produzentin von Horrorfilmen. Sozusagen der weibliche Gegenpart Wes Cravens. Im Gepäck ein geheimnisvolles Drehbuch zu einem neuen Film. Dieser soll alle Zuschauerrekorde brechen und das Genre revolutionieren. Davida Hayms möchte unbedingt Derwisch in ihrem Team haben. In Sachen ";Dämonen-Theorie"; soll er ihr in beratender Funktion zur Seite stehen. Grubbs, selbst ein großer Fan der Filme Davida Hayms, wittert die einmalige Chance, bei den Dreharbeiten live dabei zu sein. Davon hätte er nie zu träumen gewagt. Nach anfänglicher Skepsis und auf Drängen seines Neffen erklärt sich Onkel Derwisch schließlich bereit, den Job anzunehmen. Eine willkommene Abwechslung für die beiden geplagten Seelen. Mit von der Partie ist auch Bill-I. Derwisch möchte ihn ungerne alleine lassen den er weiß, dass ";Die Lämmer"; auf Bill-I aufmerksam geworden sind. Eine beunruhigende Tatsache.

Die drei machen sich also auf den Weg nach ";Schlachta";, einer verlassenen Kleinstadt im Nirgendwo, die als Kulisse für die Dreharbeiten des gleichnamigen Films dienen soll. Grubbs zeigt sich am Set sofort begeistert und genießt die Atmosphäre der Traumfabrik in vollen Zügen. Dann aber geschehen plötzlich merkwürdige Dinge. Schauspieler verschwinden spurlos. Niemand stellt Fragen oder interessiert sich wirklich für die Vorkommnisse. Selbst Derwisch schalt seinen Neffen einen paranoiden Spinner. Doch Grubbs lässt sich nicht beirren. Gemeinsam mit Bill-I will er der Sache auf den Grund gehen. Was beide noch nicht wissen: das eigentliche Drehbuch hat schon längst ein ganz anderer geschrieben.

Und der arbeitet ohne Tricks und doppelten Boden.

Nichts für zarte Gemüter

Grubbs Grady ist zurück und legt sich mächtig ins Zeug. Im Gegensatz zu seinem ersten Auftritt wirkt er reifer, längst nicht mehr so nervig und dadurch weitaus sympathischer. Auch Derwisch überzeugt nun endlich in seiner Rolle als erfahrener Dämonenjäger und gewissenhafter Vormund seines ihm anvertrauten Schützlings. Beide Figuren bilden ein illustres, ungleiches Team, das mit Witz und Charme zu überzeugen weiß. So gewinnt auch die Story selbst letzten Endes an Format und wirkt nicht mehr so an den Haaren herbeigezogen, wie es noch im ersten Abenteuer der Fall gewesen ist.

Stilistisch bleibt alles wie gehabt. Grubbs Grady fungiert auch weiterhin als Ich-Erzähler und schildert die fantastischen Erlebnisse temporeich, witzig und wortgewandt in der Sprache eines pubertierenden Jugendlichen. Waren die Dialoge in ";Fürst der Schatten"; noch unerträglich banal, lässt sich auch dahingehend eine positive Entwicklung feststellen. So liest sich der Roman recht flott und äußerst unkompliziert. Überraschende Wendungen sorgen dabei für Abwechslung. Allerdings lässt der Autor es in ";Dämonenspiel"; zunächst etwas ruhiger angehen. Es dauert eine ganze Weile, bis die ersten Dämonen die Bühne - im wahrsten Sinne des Wortes - betreten. Knapp 200 Seiten (von 300) verwendet Shan dazu, den Spannungsbogen ganz langsam ansteigen zu lassen. Der Rest ist dann pure Action. So kommen Splatter-Fans auch diesmal voll auf ihre Kosten. Im letzten Drittel des Romans startet der Autor dann voll durch und lässt jede Menge Köpfe rollen. Da werden diverse Gliedmaßen abgerupft und das Blut fließt in Strömen. Die Zahl der von Dämonen abgeschlachteten Menschen kann man am Ende nur noch schätzen.

Leider artet die Gewaltdarstellung für meinen Geschmack zu sehr aus. Wenn man bedenkt, das Darren Shans Romane sich vorwiegend an jugendliche Leser richten, ist das sicher etwas zu heavy. Das ist beileibe nichts für zarte Gemüter und dürfte auch so manche Eltern auf die Barrikaden steigen lassen, wenn sie Shans Romane unter den Kopfkissen ihrer Sprösslinge entdecken. Im Gegensatz zu einem R.L. Stine, der in seinen Jugendromanen mehr auf den klassischen Grusel Effekt setzt, wendet sich Darren Shan eindeutig an blutrünstigere Gesellen.

";Dämonenspiel"; ist ein in sich abgeschlossenes Abenteuer und kann auch ohne Kenntnis der beiden vorhergehenden Bände gelesen werden. Zum besseren Verständnis der Zusammenhänge eines sich bildenden Zyklus ist es jedoch empfehlenswert von Anfang an dabei zu sein. ";Dämonenspiel"; ist für mich persönlich der bisher beste Band innerhalb der ";Dämonicon-Reihe";.

Fazit

Eine triviale Horrorgeschichte ohne besonderen Tiefgang. Schnell und unkompliziert erzählt. Ideal für Urlaub oder längere Zugreisen. Zielgruppe: Jugendliche und Gelegenheitsleser, denen z.B. ein King oder Koontz schon zu anstrengend ist. Für den anspruchsvollen Horror-Fan eine willkommene Abwechslung. Mehr sicher nicht!

Dämonenspiel

Darren Shan, Droemer-Knaur

Dämonenspiel

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