Abwärts

  • Edition Phantasia
  • Erschienen: Januar 2005
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Frank A. Dudley
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2007

Der König des Horrors und der Vater der Hippies

Jack Kerouac und H. P. Lovecraft sind Ikonen ihrer jeweiligen Genres. Der eine gilt als der Beatnik-Literat schlechthin, der andere anerkanntermaßen als Meister des mythischen Horrors. Aber wie passen diese beiden so gegensätzlichen Schriftsteller in eine Geschichte? Nick Mamatas zeigt, wie das auf höchst anregende Weise geht. Und er verneigt sich, wenn auch bisweilen ironisch, in seiner Crossover-Pastiche vor den Schöpfern von Beat und Cthulhu.

Irgendwann Anfang der 1960er Jahre in Big Sur, Kalifornien. Jack Kerouac erholt sich mithilfe von Alkohol und anderen Drogen von einem Nervenzusammenbruch. Die zahllosen Trips quer durch die USA haben ihn ausgelaugt und seine wachsende Bekanntheit macht ihm zu schaffen. Nach einer unnennbaren Anzahl von Jahrtausenden teilen sich die Fluten des Pazifiks und das uralte mythische R'lyeh taucht wieder auf. Es wirft seinen dunklen Schatten über die Menschheit und kündet von der Wiederkehr des "Großen Alten" Cthulhu, der danach trachtet, mit seinen Shoggothen alle Menschen zu unterwerfen.

Für Kerouac gibt es jetzt nur eins: Er muss seinen Freund und Weggefährten Neal Cassady finden, denn nur mit seiner Hilfe kann die Welt gerettet werden. In einem seiner letzten Briefe schrieb Cassady auf unnachahmlich abschweifende Weise vom "erweckten Schläfer", vom Mythos, der die Welt in die Knie zwingen wird. Der entsetzte Kerouac macht sich auf den Weg, begibt sich wieder "on the road", und sammelt mit Allen Ginsberg und William S. Burroughs zwei weitere berüchtigte Lichtgestalten des Beat ein. Bis zum zwingenden Finale in New York, wo Kerouac und Cassady nicht nur Cthulhu, sondern auch ihrer Beziehung gegenübertreten, schickt Nick Mamatas seine Leser auf eine wüste Achterbahnfahrt durch ein Amerika, das seit den "Unterwegs"-Tagen von Kerouac und Co. noch verrückter geworden ist und voller Gestalten steckt, die dem Lovecraft'schen Gruselkabinett entsprungen sind.

Unterwegs mit dem Großen Alten

Kerouac trifft Cthulhu - der mythische Pop-Schriftsteller zieht gegen den künstlichen Mythos des H. P. Lovecraft ins Feld. Was für eine Kombination, was für eine Anforderung an die Leser! Auf nur 200 Seiten erschafft Mamatas die nahtlose Verbindung zweier amerikanischer Autoren, zollt beiden damit literarischen Tribut und bietet köstlich-surreale Unterhaltung.

Den höchsten Genuss werden die Leser haben, die mit den Werken Kerouacs und Lovecrafts gleichermaßen vertraut sind - zur Not hilft Wikipedia weiter. Erst dann verbinden sich die Anspielungen und Charakterstudien zu einer wunderbaren Pastiche, beinahe so atemlos wie Kerouacs "spontaneous prose" und düster wie Lovecrafts Tiefenhorror. Aber auch wem "On the Road" und "R'lyeh" nichts sagen, sollte dieses Buch lesen - als kultige Anregung, den Spuren der Beatniks und des "Großen Alten" zu folgen.

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Nick Mamatas, Edition Phantasia

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