Drachenbrut

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2007
  • 43
Drachenbrut
Drachenbrut
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Eva Bergschneider
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2007

Drachen und Historie - eine mutige Kombination

Immer mehr Autoren widmen bestimmten Fantasyfiguren ihre eigene Serie. So gibt es inzwischen Reihen über die Orks, über die Elfen und auch über Drachen. Seit dem Roman- und Kinoerfolg der "Eragon"-Reihe von Christopher Paolini stehen die fliegenden Echsen ganz oben in der Publikumsgunst. Auch die Amerikanerin Naomi Novik hat diese Fabelwesen in den Mittelpunkt ihrer Tetralogie "Die Feuerreiter seiner Majestät" gestellt. "Drachenbrut" (amerikanischer Originaltitel: "Temeraire" bei Yoyager und "His Majesty's Dragon" bei Random House) ist der Auftaktroman. Das Besondere an dieser Reihe ist der historischen Hintergrund, vor dem die Autorin die Erzählung spielen lässt.

Eine wertvolle Beute

Der Kapitän der englischen Marine, Will Laurence, erobert im Gefecht gegen die Franzosen während der napoleonischen Kriege einen einzigartigen Schatz: ein Drachenei.
Der Schiffsarzt bestätigt, dass der Drache bald schlüpfen wird, es muss sich schnell jemand finden, der sich des Wesens annehmen wird. Durch das Los wird ein junger Matrose für die Aufgabe auserwählt.

Der Mensch kann einen neugeborenen Drachen zähmen, indem er ihm sein Geschirr anlegt und gleichzeitig sein Vertrauen erwirbt. Von diesem Zeitpunkt an ist er untrennbar mit dem Drachen verbunden. Das Chor der Drachenreiter ist eine schlagkräftige Einheit. Daher verlangt es die patriotische Pflicht, den Drachen für die britische Luftstreitmacht nutzbar zu machen. Als der junge Drache schlüpft, wählt dieser jedoch seine Bezugsperson selbst. Kapitän Will Laurence wird sich für immer von seiner Karriere in der Marine und seiner Verlobten verabschieden müssen.

Treue Kameraden

Will Laurence benennt seinen Gefährten nach einem Schiff aus der Schlacht von Trafalgar, Temeraire. Der Kapitän stellt bald fest, dass sich sein Schützling zu einem intelligenten und liebenswerten Wesen entwickelt, dass genauso höflich auftritt, wie der Marineoffizier selbst. Aus der zunächst unwillig angenommenen Pflicht entwickelt sich eine tiefe Freundschaft.

Ein gemeinsames Training in Schottland bereitet Drache und Reiter auf ihren Einsatz gegen die Franzosen vor. Bald kommt es zur ersten Luftschlacht, in der Will und Temeraire Mut, Geschick und unbedingte Loyalität zueinander und zum Chor der Drachenreiter beweisen müssen.

Ein Offizier, zwei Gentlemen

Im Mittelpunkt des Auftaktromans der Serie "Die Feuerreiter seiner Majestät" steht die Beziehung zwischen Will Laurance und seinem Drachen Temeraire. Die sorgfältige Charakterisierung der Hauptfiguren und die Entwicklung ihrer Freundschaft fügt sich perfekt in das Abenteuer und die historische Rahmenhandlung ein. Auch wenn die Fakten nicht immer korrekt wieder gegeben wurden, ist es der Autorin gelungen, die Atmosphäre dieser Zeit authentisch wieder zu geben.

Will Laurence ist ein englischer Gentleman durch und durch. Der impulsive Drache steht, trotz seiner Jugend, seinem Mentor in Bezug auf Ehre und Gerechtigkeitssinn nicht nach. Drache und Mensch genießen eine gleichberechtigte Partnerschaft, deren Tiefe sich durch Fürsorge und liebevolle Gesten zeigt. Trotz des militärischen Codex und der strengen Etikette, enthüllt "Drachenbrut" Gefühle, die dem Leser unter die Haut gehen.

Die Luftstreitkraft der Feuerreiter

Naomi Novik hat sich für die Schlachtenszenen der Drachenreiter ausgefeilte Strategien und ein auf Flaggen basierendes Kommunikationssystem ausgedacht. Die Kampfhandlungen in der Luft erscheinen dadurch besonders real und bilden die Höhepunkte des Romans. Ab der Mitte steuert "Drachenbrut" etwas langatmig auf ein Finale zu,  in dem die Autorin noch einmal alle Register zieht, um einen spektakulären Kampf mit einer faustdicken Überraschung zu präsentieren. Das Ende strotzt vor Heldentaten und Edelmut.

Mehr von Temeraire !

Auch wenn es bereits viele Romane um die fliegenden Feuerechsen gibt, hat Naomi Novik in dem Auftakt der "Temeraire"-Reihe außergewöhnliche Fantasy geschrieben.
"Drachenbrut" liest sich fast wie ein historischer Roman, denn abgesehen von Drachen sind keinerlei Fantasy-Elemente enthalten. Stattdessen schildert die Autorin das fiktive, aber glaubwürdig dargestellte Kriegs- und Zeitgeschehen quasi aus der Vogelperspektive. Die Aktionen der Feuerreiter erinnern ein wenig an Abenteuer aus den Anfangstagen der Kampfflieger. Ebenso wie diese Heldengeschichten, lässt auch "Drachenbrut" ein kritische Darstellung über die Schrecken des Krieges vermissen, Tod und Trauer treten allenfalls am Rande in Erscheinung.

Unterm Strich ist der Start der "Die Feuerreiter seiner Majestät"-Serie ein aufregendes Abenteuer mit faszinierenden Figuren. Kein Wunder, das "Herr der Ringe"-Regisseur Peter Jackson sich bereits die Rechte an der Verfilmung der "Temeraire" Bücher gesichert hat. Naomi Novic erzählt so anschaulich, dass der Leser die Gesichtszüge und eleganten Bewegungen der Drachen vor Augen hat. Man darf gespannt sein, wie der "Meister der Kreaturen" diesen Stoff in bewegte Bilder umsetzt.

Drachenbrut

Naomi Novik, Blanvalet

Drachenbrut

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