Der Auftrag des Magiers

  • Bertelsmann
  • Erschienen: Januar 2006
  • 4
Der Auftrag des Magiers
Der Auftrag des Magiers
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Carsten Kuhr
55°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2007

Eine Italienerin auf den Spuren der erfolgreichen Amerikaner

Nihal, unsere ungestüme Halbeelfe, ist wieder einmal auf dem Kriegspfad. Als erste Frau hat sie es geschafft, als Drachenreiterin ausgebildet und in den elitären Kreis der Ritter auf dem geschuppten Rücken aufgenommen zu werden. Doch es steht nicht gut um die acht Länder der aufgetauchten Welt. Der Tyrann, dessen durch dunkle Magie geschaffenen Truppen ein ums andere Mal die verbündeten Heere der Länder angreifen, hat bereits fünf Länder erobert, die Niederlage scheint unausweichlich.

Während Nihal ihren Freund Laio zu dessen despotischen Vater begleitet, der unbedingt will, dass sein Filius als Drachenreiter kämpft, macht sich der Magier Sennar im Auftrag des Rats der Magier auf, die verschollene untergetauchte Welt zu suchen, um dort Unterstützung im Kampf gegen den Tyrannen zu erbitten. Auf einem Piratenschiff gelangt er nach wilden Kämpfen gegen Seeungeheuer und Magie über den Krater zum Bauch des Meeres, nur um dort als Bewohner von oben verhaftet zu werden. Allen Besuchern von oben droht ohne weitere Gerichtsverhandlung der Tod. Sollte all sein unermüdlicher Einsatz umsonst gewesen sein?

Inzwischen hat Nihal mehr über ihre Vergangenheit und die geweissagte Zukunft erfahren. Nur sie scheint die Welt noch vor dem Tyrannen retten zu können, doch dazu muss sie das Amulett der Elfen zunächst mit den in allen Ländern verborgenen magischen Steinen vervollständigen und ihre Mission annehmen. Eine Mission aber, die ihr persönliches Lebensglück zu zerstören droht. Die Italienische Autorin legt auch im zweiten Band Ihrer Trilogie einen Plot vor, der sich zunächst ganz an anglo-amerikanische Vorbilder wie James CIemens oder David Eddings orientiert. Als letzte ihres Volkes ist sie dazu ausersehen, die Gewaltherrschaft des Tyrannen zu brechen, auch wenn sie dies letztlich ihre eigene Zukunft, ihr Lebensglück kostet. Dies aber nicht etwa aus eigenem Antrieb, sondern weil sie von Kindesbeinen an manipuliert wurde. Grundsätzlich also nichts wirklich Neues.

Konzentration auf die Nebenrollen und ein erster Blick auf den Tyrannen

Gewürzt wird diese gängige Fantasy-Handlung dann aber mit durchaus eigenständigen Beigaben. Stand im ersten Teil der Kampf um Anerkennung und die nachvollziehbare Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit im Zentrum der Aufmerksamkeit, so rückt Nihal diesmal ein wenig in den Hintergrund. Die beiden beherrschenden Personen sind eingeführt, jetzt konzentriert sich die Autorin auf ihre phantastische Welt und auf die Nebenrollen.

So erfahren wir einiges aus der Geschichte des Nihal als Drachenreiterin ausbildenden Gnomen Ido, und über dessen Historie erhalten wir auch einen ersten Blick auf den Tyrannen selbst. Immer noch bleibt dessen Motivation und seine Gestalt rätselhaft, wirkt er fast nur über seine Armeen und die dunkle Magie, derer er sich bedient. Hier deutet die Autorin weitere Geheimnisse und Enthüllungen an - insbesondere die Frage, wer sich hinter der Gestalt des Tyrannen wirklich verbirgt, bleibt interessant und macht auf den abschliessenden Band neugierig. Mit leichter Hand offeriert sie uns im Verlauf der Handlung weitere faszinierende Protagonisten. Laios despotischer Vater, ein gefangener, reuiger Dunkelzauberer, Agenten des Tyrannen und Bewohner der untergetauchten Welt - sie alle erzählen ihre Geschichte und sorgen auf diese Weise dafür, dass sich die Welt als Schauplatz mehr und mehr konkretisiert.

Piraten abseits der gängigen Klischees

Besonders gelungen fand ich die abenteuerliche Fahrt Sennars an Bord des Piratenschiffes und seine Mission auf dem Meeresboden. Hier hat Troisi der Versuchung widerstanden, den gängigen Klischees der momentan so sehr beliebten Piratenfilme zu entsprechen. Es kommt zwar zu einem Seegefecht, doch Sennar versteckt sich lieber - von dem Schlachten angeekelt - unter Deck, als dass er beim Entern hilft. Dies war überraschend, aber eben auch zum Charakter Sennars passend und somit glaubwürdig. Auch die Reise durch den Krater und später der Aufenthalt in der untergetauchten Welt bietet dem Leser viel. Neben einer spannenden Handlung muss sich Sennar auch entscheiden, ob er sein Glück, das ihm am Meeresboden in Gestalt einer hübschen Frau winkt, sucht, oder ob er der schwierigen und nicht unbedingt erfolgsversprechenden Suche nach dem Glück mit Nihal nachjagt. Dieser Zwiespalt wurde sehr anschaulich und überzeugend herausgearbeitet. Insgesamt gesehen gehobene Fantasy-Kost, die doch noch eigene Akzente zu setzten wusste.

Der Auftrag des Magiers

Licia Troisi, Bertelsmann

Der Auftrag des Magiers

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