Der Herr der Dunkelheit

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2007
  • 0
Der Herr der Dunkelheit
Der Herr der Dunkelheit
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Carsten Kuhr
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2007

Abwechslung ist angesagt - endlich einmal keine Rittergeschichte

Mögen Sie auch die Rittergeschichten, wie die in ihre schweren Rüstungen gekleideten Kämpen auf dem Pferderücken die Ehre auf den Schlachtfeldern der Welt verteidigen, während die holden Burgjungfrauen auf der Tribüne ihren Galanen beim Wettkampf zuschauen? Oder vielleicht doch lieber eine Geschichte von einem talentierten Zauberer, der die Bösen der Welt das Fürchten lehrt?

Nun, wenn Sie entsprechendes Lesefutter suchen, dann sind Sie bei Heide Solveig Göttner falsch. Wenn Ihnen aber der Sinn einmal nach einer etwas anderen phantastischen Geschichte voller Zauber und Mythen steht, dann kann ich Ihnen die »Insel der Stürme« nur empfehlen.

Achtung Leser, hier warten ungewöhnliche Völker

Vor Jahrtausenden bevölkerte nur das Feenvolk die Insel der Stürme. Mit ihrer besonderen Gabe, die Natur zu benennen und damit das Wesen der Dinge zu erkennen und zu lenken schufen die äusserlich von Menschen kaum zu unterscheidenden Feen ein Land, das vor Vitalität und Fruchtbarkeit strotzte. Als schiffbrüchige Menschen an den Gestaden der Insel strandeten, nahmen sie diese trotz anfänglicher Vorbehalte auf und gaben ihnen ein neues Zuhause. In der Folgezeit entwickelte sich ein reges Zusammenleben, die Völker befruchteten sich gegenseitig. Nach und nach aber entzweiten sich die Völker. Die Menschen zogen sich in ihre befestigten Städte mit ihren wehrhaften Türmen zurück, die Feen verschwanden aus dem Alltagsleben. Mit den gehörnten Naurn, einem kriegerischen Volk von Nomaden kam es zu ersten Auseinandersetzungen, bevor ein unbarmherziger Bürgerkrieg die Insel teilte. Seitdem trennt ein vulkanischer Spalt die Insel in zwei einander misstrauisch gegenüberstehende Hälften.

Im ersten Band fand sich eine ungewöhnliche Mischung Menschen zusammen, um Lillia, das geweissagte ewige Kind mit den türkisblauen Augen, zu schützen. Amra, Priesterin der Antiles, des schwarzen Gott des Todes, Jemren, ein Bogenschütze der seine Pfeile mit seiner Magie ins Ziel lenkt, und Gorun, der erste Reiter von Calaxi fliehen vor den sie verfolgenden Horden der Naurn und Menschen. Erdbeben und Horden marodierender Naurn zerstören erste Türme der Menschen, Streitkräfte sammeln sich, ein vielleicht alles vernichtender Krieg droht.

Verrat einstiger Freunde führt zur Trennung der Kameraden. Lillia wird auf das aus Salz und Gischt gefertigte Schiff des Antiles entführt, nur Gorun gelingt es ihr zu folgen. Doch kann ein Mensch, und wenn es auch der erste Streiter einer Stadt ist, gegen einen Gott, noch dazu gegen den Gott des Todes, der seine Untertanen zu mobilisieren weiss, bestehen?

Währenddessen gelingt es Amra und Jemren, bei der Überquerung des Spalts die sie gefangen haltenden Naurn abzuschütteln und zu fliehen. Allerdings wird die Priesterin verletzt und durch die Wunde gelingt der Gott des Todes in ihren Körper. In der grössten Stadt der Menschen, in Defágos, treffen unsere Gefährten wieder aufeinander. Dort werden Geheimnisse gelüftet, Bündnisse geschmiedet und Freundschaften begründet. Doch wird all dies reichen, um die angreifenden Horden der Naurn und der mit diesen verbündeten Tau-Schützen abzuwehren?

Abseits ausgetretener Pfade sucht Solveig-Göttner ihre Themen

Ich deutete es zu Beginn bereits an. Die Autorin begibt sich abseits der ausgetretenen Pfade, zeichnet wirklich fremdartige Kulturen, eigenständige Völker, die sich eher an Indianische Mythen oder Afrikanische Stämme anlehnen, als dass sie mittelalterliche Strukturen aufwärmen. In diesen Bilderbogen einer faszinierend anderen Welt bettet sie ihre Figuren ein. Diese, mit Ausnahme des rätselhaften Kindes, kommen aus unterschiedlichsten Kreisen.

Sie alle wuchsen in ihrer jeweils fest an Überzeugungen und Ritualen festhaltenden Gesellschaft auf, sind geprägt durch ihre Herkunft und die jeweilige Rolle, die sie im Sozialgefüge ihrer Heimat einnehmen. Und gerade diese, fast bin ich geneigt zu sagen, erzkonservativen Charaktere werden nun mit dem verfassten Fremden konfrontiert. Ablehnung, Unglaube, Misstrauen, Neid trennt sie zu Beginn ihrer Flucht. Im Gegensatz zu anderen Autoren macht Göttner hier aber nicht den Fehler ihre Personen die Differenzen und Unterschiede scheinbar mühelos überbrücken zu lassen. Nach wie vor stehen die Gefährten sich, drücken wir es vornehm aus, distanziert gegenüber, doch es wächst, wenn auch langsam, ein Gefühl der Gemeinsamkeit, des einschätzen könnens der Anderen.

Fast schon ein Entwicklungsroman

Diese Entwicklung, sowohl jedes Einzelnen als auch der Gruppe insgesamt, wird fast schon exemplarisch beschrieben. Das sind kantige Figuren, die wie im richtigen Leben Probleme damit haben, Neues anzunehmen, alte Vorurteile über Bord zu werfen und sich dem Unbekannten zu öffnen. Man fürchtet das, was man nicht kennt, und dies beweisen die Handelnden im Buch nur zu deutlich. Gegenüber dem ersten Teil nimmt die Handlung Fahrt auf, die Ereignisse entwickeln sich dramatisch, erste Hintergründe werden enthüllt und man darf gespannt sein, wie die Autorin ihre Fäden zum Finale zusammenführt.

Der Herr der Dunkelheit

Heide Solveig Göttner, Piper

Der Herr der Dunkelheit

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