Die Dunklen

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2007
  • 1
Die Dunklen
Die Dunklen
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Eva Bergschneider
79°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2007

Eine besondere Gabe und ein rätselhaftes Vermächtnis

Schon im Titel von Ralf Isaus neuen Roman "Die Dunklen" klingt an, dass es um finstere Geheimbünde gehen wird. Auch der Slogan des Piper-Verlags: "Der neue Bestseller von Isau - Verschwörungen, dunkle Mächte und Jahrhunderte alte Geheimnisse", passt eher zu einem Thriller, als zu einem Fantasy-Roman. Hat der Autor von Werken wie "Die Träume des Jonathan Jabbok" oder auch "Der Herr der Unruhe" einen Richtungswechsel in seiner Arbeit vorgenommen?

Unheilvolle Nachrichten vom alten Meister

Die Pianistin Sarah D'Albis ist eine Synästhetikerin, sie sieht zu jedem Ton ein spezifisches Farbsignal. Der Besuch eines Konzerts in Weimar hält für die Künstlerin eine Überraschung bereit, die ihr Leben auf den Kopf stellen wird. Eine verschollene Komposition von Franz Liszt, die 124 Jahre im Rahmen einer alten Europa-Landkarte verborgen war, wird uraufgeführt. Die Klänge der Musik erzeugen vor Sarahs Auge zuerst ein Erkennungszeichen; das FL-Symbol in der Form ihres Kettenanhängers und anschließend den Schriftzug einer Botschaft:

Farbenlauscher nimm Dich in Acht
die schwarze Melodie der Macht
steht für Verrat den wird vereiteln nur
wer lesen kann die Purpurpartitur [...]

Schnitzeljagd voller Gefahren

Eigentlich wollte Sarah in Weimar ihren Familienstammbaum erforschen. Bis zu dieser Erscheinung, wies lediglich eine Notiz ihrer Mutter und der geerbte Kettenanhänger auf eine verwandtschaftliche Verbindung zu dem Komponisten hin. Unmittelbar nach dem Konzert beginnt für Sarah eine abenteuerliche Hetzjagd durch ganz Europa.

Symbole und weitere musikalische Botschaften aus der Vergangenheit führen sie immer näher  an die "Melodie der Macht" heran. "Die Dunklen" versuchen inzwischen alles, um die junge Frau aufzuhalten, denn sie befürchten die Vereitlung eines gewaltigen Vorhabens, das kurz vor der Vollendung steht.

Das Phänomen

Unter Synästhesie versteht man die Kopplung zweier eigentlich getrennter Sinneswahrnehmungen. Dabei löst ein Reiz die Reaktion an einem Sinnesorgan aus, das für diese Wahrnehmung gar nicht zuständig ist. So kann eine Farbe bei einem Synästhetiker ein Wärme- oder Kälteempfinden bewirken, oder ein Ton mit dem Sehen einer Farbe einhergehen.

Die Übermittlung von geschriebenen Botschaften in Musikstücken ist ein von Ralf Isau für diesen Roman entwickeltes Fantasyelement. Diese Idee wirkt überaus glaubhaft, da sich jeder die Musik als eine Kommunikationsform vorstellen kann, denn sie besitzt mit dem Notensystem ein eigenes Alphabet. Zudem ist die emotionale Wirkung bestimmter Tonfolgen und Klänge unbestritten und wird gezielt eingesetzt. Somit hat Ralf Isau eine ebenso interessante, wie plausible Grundlage für seine Geschichte erschaffen.

Künstlerin und  Synästhetikerin

Der Leser lernt Sarah D'Albis als eine erfolgsverwöhnte Frau kennen, die versucht, eine Standortbestimmung in ihrem Leben vorzunehmen, indem sie ihre Wurzeln erforscht. Dabei stößt sie auf ein altes Geheimnis und kommt Verschwörern auf die Spur, die auch vor Mord nicht zurückschrecken. Nicht immer gelingt es Sarah, Freund von Verräter zu unterscheiden.

Die Hauptfigur ist eine clevere Heldin, aber auch eine Sympathieträgerin, denn sie zeigt neben Courage auch verletzlichere Seiten, die sie weniger überlegen erscheinen lassen.

Weniger ist oft mehr!

Wie in vielen Verschwörungsthrillern, strapazieren auch in "Die Dunklen" einige zeitlich übereinstimmende Entwicklungen sehr den Zufall. Außerdem dürften die Züge der Handlung, in der Symbole und geheime Botschaften die Suche nach dem Instrument der Macht steuern, einigen Lesern bekannt vorkommen.

Diese Jagd hat Ralf Isau allerdings nicht, wie sonst zwecks Spannungssteigerung üblich, mit einer Unmenge an Leichen gepflastert, auch wenn in "Die Dunklen" einige Todesfälle zu beklagen sind. Es kommen auch keine abwegigen Erfindungen vor, die den Leser in Erstaunen versetzen sollen.

Stattdessen präsentiert der Autor eine ideenreiche Geschichte mit effektvoll gesetzten Highlights. Auch Isau hat es sich nicht nehmen lassen, einen spektakulären Show-Down zu inszenieren. Dieser wirkt jedoch nicht so überzogen, wie man das von vielen amerikanischen Vertretern des Genres kennt.

Ralf Isau ist es gelungen, eine einleuchtende Fantasy-Idee in einem spannenden Mysterie-Thriller zu verarbeiten. Dabei hält der Autor seine Leser mit erzählerischen Mitteln und nicht durch die Aneinanderreihung von Action-Szenen in Atem. Seiner Linie, Phantagone zu schreiben, ist der Autor treu geblieben, wenn auch der Schwerpunkt in diesem Roman etwas weniger in der Fantasy und näher beim Thriller liegt. "Die Dunklen" hat somit das Potenzial, Liebhaber beider Genre zu begeistern.

Die Dunklen

Ralf Isau, Piper

Die Dunklen

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