Unheil

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2007
  • 12
Unheil
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Carsten Kuhr
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonOkt 2007

Acht Tote, ein Serienkiller oder doch ein Vampir?

Ein Serienmörder geht um, eine deutsche Großstadt verharrt zwischen morbider Faszination und Angst. Junge Mädchen, kaum älter als 13 Jahre, werden bestialisch ermordet und ihres Blutes beraubt in Müllcontainern aufgefunden. Alle Opfer kommen aus der Gothic-Szene, die sensationslüsterne Boulevard-Presse titelt in schreienden Lettern von einem »Vampir, der umgeht«.

Acht Mädchen hat der vermeintliche Nosferatu schon getötet, doch die Soko Vampir kommt in ihren Ermittlungen kaum voran, alle Spuren erweisen sich als Sackgassen. Als Kommissarin Conny Feisst, die das erste Opfer entdeckt hat, eine geheimnisvolle Mail ausgerechnet von einem »Vlad« bekommt, geht sie der Spur aus reiner Verzweiflung nach. Wie viele junge Leben müssen noch ausgelöscht, wie viele Eltern ihrer Kinder beraubt werden, bis der Täter entdeckt wird? Dass ein Unbekannter ihr helfen kann, ist eher unwahrscheinlich. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen, und wer weiß, was für Erkenntnisse das Treffen für sie bereit hält?

In einer Gothic Disco macht sie das erste Mal Bekanntschaft mit ihrem Zuträger. Ein älterer, distinguierter Herr, sehr vornehm, offensichtlich begütert, will ebenso wenig wie die Kommissarin mit ihren fast 40 Jahren unter die Jugendlichen passen. Doch seine Tipps erweisen sich als goldrichtig. Tatsächlich ist da ein junger Mann, der sich gerade an ein neues Opfer heranmacht. In letzter Sekunde gelingt es Conny ein weiteres Gewaltverbrechen zu verhindern und den Täter, obwohl angeschlagen, am nächsten Tag zu stellen und zu töten.

Fall gelöst, Leiche verschwunden, das Unheil geht weiter

Eine Belobigung und die wohlwollenden Schlagzeilen in der Presse sind ihr sicher, doch der Killer will nicht tot bleiben! Seine Leiche verschwindet aus dem gerichtsmedizinischen Institut und neue Verbrechen im Umfeld Connys deuten an, dass sie jetzt auf der Abschussliste des Trittbrettfahrers steht. Ein Trittbrettfahrer oder doch mehr?

Immer wieder taucht Vlad, den niemand sonst sehen oder hören kann, auf, gibt ihr Tipps und rettet ihr Leben. Eichholz, der Leiter der Soko, der die Einzelgängerin seit Beginn an nicht leiden konnte, wittert eine Verwicklung Connys in die Verbrechen. Woher wissen die Täter so gut über die Erkenntnisse der Polizei Bescheid? Woher weiss Conny, wo der Täter sich versteckt? Hat sie gar selbst die Spuren gelegt? Der Dauerstreit zwischen den ungleichen Naturellen eskaliert, nur Trausch, ihr altgedienter Kollege, Mentor und vielleicht mehr, stellt sich auf ihre Seite. Doch dann kommt erneut ein mysteriöser Tipp - wenn Conny ihre Kollegen einschaltet, werden zwei Mädchen grausam sterben, nur sie allein vermag das Unheil aufzuhalten...

Provozierende Fragen

Über die Jahre hat Wolfgang Hohlbein so manches Mal in die literarische Kiste des Vampir-Plots gegriffen. Dieses Mal aber unterscheidet sich das Gebotene ein wenig von dem sonst so Üblichen.

Zunächst einmal präsentiert Hohlbein uns einen spannenden Thriller-/ Krimiplot. Es geht um Ermittlungen in Mordfällen und es geht um die Vereinsamung der ermittelnden Beamten, die aufgrund ihres Dienstes soziale Verbindungen, ihren Freundeskreis und letztlich vielleicht auch ihre Moral verlieren. Wie sagt es einer der Beamten so treffend: was hätten wir (die Polizei) nicht alles an schlimmen Verbrechen verhüten können, wenn unsere Opfer so viel Angst vor uns gehabt hätten wie ihre Opfer vor den Tätern? Das sind ungewohnt nachdenkliche, gleichzeitig auch provozierende Töne von einem der Meister des deutschsprachigen phantastischen Romans. Wo ist die Grenze, die zu überschreiten den Ermittler, den Jäger der Verbrecher selbst zum Täter stempelt? Wie weit dürfen die Vertreter der Ordnungsmacht gehen, um Verbrechen zu verhindern?

Lange Zeit bleibt offen, ob ein übernatürliches Wesen für die Verbrechen verantwortlich zeichnet oder ein perverser, aber hochintelligenter Killer. Dies führt dazu, dass man die Seiten mit Spannung im Herzen umblättert und nach Indizien für und gegen die Annahmen sucht und auf diese Weise in den Text förmlich hineingezogen wird.

Dass der Text in einem Satzspiegel gesetzt wurde, der eine Lupe zusätzlich zur Lesebrille angeraten erscheinen lässt und dass eine Kürzung dem Roman gut getan hätte - aber dies trifft auf weit über neunzig Prozent aller Buchveröffentlichungen zu - sind geringe Kritikpunkte. Das rasante Tempo und die Spannung, die der Autor über den gesamten Handlungsstrang aufrecht hält, lassen die kleinen Schwächen insbesondere in der Zeichnung seiner Personen schnell vergessen. Den Leser erwartet ein rasanter Thriller voller unerwarteter Wendungen, der einen packt.

Unheil

Wolfgang Hohlbein, Piper

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