Die Suche

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2007
  • 1
Die Suche
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Carsten Kuhr
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2007

Indiana Jones in der fernen Zukunft - oder die Suche nach der verschollenen Kolonie

Alex Benedict und seine Assistentin Chase verfolgen einmal mehr eine seit Jahrhunderten erkaltete Spur auf der Suche nach verschollenen Überresten aus der menschlichen Geschichte. Als Antiquitätenjäger und Händler mussten sie in den letzten Monaten einiges an Kritik einstecken, selbst vermeintliche Freunde distanzieren sich von denen, die die mühsame, gefährliche und kostenintensive Drecksarbeit bei der Suche nach verschollenen Raumschiffen und Kolonien machen. Doch dann bekommt Alex eine Porzellantasse in die Hände, die von der »Seeker« stammen könnte.

Vor Jahrtausenden kam es zu einem Brain-Drain ohnegleichen. Vor Bevormundung und Gängelung durch das damalige System entschlossen sich die Vordenker der Menschheit ihrer Heimat den Rücken zuzukehren und auszuwandern. Ihr Ziel sollte geheim bleiben, zwei Raumschiffe, die »Seeker« und die »Bremerhaven« brachte die Aussiedler in ihre neue Heimat, Margolia. Seit 9000 Jahren hat man von diesen nie wieder gehört. Existiert irgendwo in den Weiten des Alls eine blühende, ethisch wie technisch weit überlegene Gesellschaft oder fiel die Kolonie einer Katastrophe zum Opfer?

Alex und Chase nehmen allen Widerständen zu Trotz die kalte Spur auf und stossen auf immer neue Ungereimtheiten, Hinweise und stetig zunehmende Widerstände. Menschen werden bedroht, Anschläge, die ihnen gelten, fordern unschuldige Opfer. Als sie die »Seeker« im All havariert finden, scheint das Rätsel gelöst, doch dann schlägt Alex´ Instinkt an und die Suche beginnt von Neuem, denn wo nur ist Margolia und was ist vor Tausenden von Jahren wirklich geschehen ...

Abenteuer-SF mit Anspruch - McDevitt at his Best

Jack McDevitt hat sich in den letzten Jahren als einer der innovativsten Autoren der spannenden Abenteuer-SF positioniert. Neben den umjubelten und zurecht mit Preisen überhäuften Romanen um Priscilla Hutchins, die vornehmlich die Begegnung mit ausserirdischem Leben thematisieren, beleben seine Romane um Alex Benedict das Segment des Krimi / Detektivgenres.

Mit seiner Intelligenz und seinem Spürsinn gepaart mit Chases bodenständiger Gewieftheit machen die Zwei sich auf, die jeweiligen Rätsel zu knacken. Auffallend zunächst einmal, dass eigentlich so viel nicht passiert. Selbst die Anschläge auf ihr Leben werden eher distanziert geschildert. Grosse Actionszenen, Verfolgungsjagden oder Gewaltdarstellungen sucht man vergebens. Statt dessen stellt McDevitt die mühsame, aber eben auch faszinierende Suche nach den Hinweisen, die falschen Fährten, auf die unser Ermittlerpaar gelockt wird und die mühsame Kombinationsarbeit in den Mittelpunkt des Buches. En passent lässt der Autor dabei eine Welt vor den Augen seiner Leser Gestalt annehmen, die so oder zumindest so ähnlich vorstellbar ist. Das sind eben keine Übermenschen, das sind Personen wie Du und Ich, mit Träumen, Ängsten und Geheimnissen, die von nachvollziehbaren Motiven angetrieben und bestimmt werden.

So könnte die Zukunft aussehen - die Belohnung der Nebula 2007

Das Besondere an den Romanen McDevitts ist zum Einen die überragend realistisch erscheinende Darstellung der Menschen und Aliens der Zukunft, zum Anderen aber eben auch, dass er seine Personen immer in ihrer Figur überzeugend agieren lässt. Das sind Personen, die unsere Sympathie verdienen, aber auch Handelnde, deren Verhalten wir zwar aus ihrer Situation und ihrer Überzeugung heraus verstehen, wenn auch nicht billigen können.

Im Vordergrund der Bücher steht immer das intelligente Denkspiel - was ist damals passiert, wie wertet man die vorhandenen Indizien, wohin führen uns die Spuren? Das ermuntert das Mitraten, hält die kleinen grauen Zellen in Alarmzustand und fesselt den Leser förmlich an die Seiten. Dazu kommt, dass der Autor über die nunmehr drei Bücher eine gelungene, in sich geschlossene und überzeugende Darstellung des zukünftigen Lebens geschaffen hat. Die eine ausserirdische Rasse, die die Menschheit bislang in den Weiten des Alls entdeckt hat, wird mit Vorsicht, ja Argwohn beobachtet. Entsprechend sind bei einer Reise von Chase in das Imperium der »Lautlosen«, die sich mittels Telepathie verständigen, Ressentiments zuhauf vorhanden. Hier wird das Andersartige nicht beschönigend beschrieben, hier bleibt die instinktive Vorsicht und Ablehnung allezeit deutlich, und gerade deshalb wirkt die Überwindung der Ablehnung um so überzeugender.

Insgesamt gesehen ein Roman der beweist, dass McDevitt einer der unterhaltsamsten und intelligentesten SF-Autoren unserer Zeit ist und für diesen Roman zurecht sowohl den Nebula als auch den SESFA Award 2007 erhalten hat.

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Jack McDevitt, Bastei-Lübbe

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