Dunkles Erwachen

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
  • 2
Dunkles Erwachen
Dunkles Erwachen
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Verena Wolf
82°1001

Phantastik-Couch Rezension vonSep 2007

Science-Fiction im besten Sinne

T.M. Jenkins, die bisher fürs Fernsehen - vor allem für BBC - arbeitete, legt mit ";The Waking"; ihr Debüt vor, eine fesselnde Mixtur aus Science-Fiction und Thriller, spannend und brandaktuell.

Nate und Mary, ein Ärzteehepaar, lebt im L.A. der Gegenwart. Nate wird im Beisein seiner Frau auf einem Supermarktparkplatz bei einem Überfall erschossen, Mary friert ihn noch im Krankenwagen tief in der verzweifelten Hoffnung, dass man ihn später wiederbeleben kann. Vierundsechzig Jahre später ist es soweit. Ein ungewöhnliches medizinisches Experiment nimmt seinen Lauf. Nate soll wiederbelebt werden. Allerdings wird nur sein Kopf verwendet, der Körper des modernen Frankensteins stammt von dem 26jährigen zum Tode verurteilten Kriminellen Duane Williams - genauso wie ein Teil des Stammhirns.

Medizinischer Thriller

Diese Geschichte würde sicher schon ein Buch füllen. Jenkins hat offensichtlich viel recherchiert, lässt viel Wissen über Medizin, Gehirnforschung und die Geschichte der Kryonik einfließen und schreibt diese fort. Gespannt verfolgt man die kleinen Fortschritte, bis Nate wieder zum Leben erweckt wird und wie er langsam lernt, seine Umwelt wahrzunehmen und sich zurechtzufinden. Auch die Ärzte, die sich um ihn kümmern, werden genau gezeichnet. Ihre Hoffnungen und Ängste, vor allem aber auch ihr Ergeiz und ihre persönlich sehr unterschiedlichen ambivalenten Motivationen. Vor allem wird deutlich: keiner hatte einen Masterplan für die Möglichkeit, was passieren soll, falls das Experiment Erfolg hat. Dementsprechend wissen sie weder, wie sie mit Nate, der unangenehme Fragen stellt und endlich aus dem Labor will, umgehen sollen, noch wissen sie, wie sie die Gesellschaft auf die Existenz dieses wiedergeborenen Menschen vorbereiten sollen. Ein Machtkampf um Nate entbrennt, Intrigen werden gesponnen, Pfründe gesichert, spätestens als ein Journalist davon Wind bekommt, woher der ";anonym gestiftete Körper"; wirklich stammt und damit an die Öffentlichkeit geht.

Absolut glaubhafte Science Fiction

Was aber wirklich an ";The Waking"; besticht, ist, dass Jenkins es damit nicht genug sein lässt und parallel ein brillant scharfes Bild der nahen Zukunft entwirft. Wie Nate verstehen wir erst nach und nach, was alles zwischen 2006 und 2070 passiert ist. Wir erfahren, dass genoptimierte Menschen Realität geworden sind, aber ihr Aussehen und ihre - kostspielig erworbene - Intelligenz und Gesundheit auch Antipathien bei der durchschnittlichen Bevölkerung hervorrufen. Sie haben offensichtlich einen ähnlichen Beliebtheitslevel wie heute neureiche Bengelchen, die im Internat im Rautenpulli Golf spielen. Auch ist die globale Erwärmung längst Realität, die Städte an der Westküste der USA wurden 2012 durch Erdbeben zerstört, die ökonomischen Nachwirkungen sind immer noch katastrophal, Ölknappheit und verseuchte Natur haben weltweit ihren Tribut gefordert. Viele Küstenlinien haben sich verändert, Hungersnöte und Epidemien grassieren, Reisen über Bandesstaatebene sind mit wenigen Ausnahmen verboten. Das Leben hat sich verändert, es ist ernster geworden und schwieriger. Aber anders als viele SF-Autoren prangert sie nicht plump an oder versucht unbedingt eine Botschaft in die Köpfe der Leser zu trichtern. Jenkins lässt vielmehr sehr elegant Nate - und damit uns - die Auswirkungen nach und nach erfahren und hautnah erleben, als er vor seinen Verfolgern auf der Flucht ist.

Schnell und hart

";The Waking"; hat beste Thrillerqualitäten, dabei hat die Story perfekt konstruiertes Format und die Charaktere Tiefe. Allein die Darstellung von Duane, dem zum Tode verurteilten Killer und seiner desolaten Vergangenheit ist brillant. Jenkins schafft es, die verschiedensten Figuren, Geschichten und Geschehnisse zu einem gut erzählten Krimi zusammen zu schweißen und lässt diesen in einer bedrückend echt wirkenden Zukunft spielen. Es ist ein ";erwachsenes"; Buch im besten Sinne. Man mag nicht glauben, dass es ein Debut ist.

Dunkles Erwachen

T. M. Jenkins, Bastei-Lübbe

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