Elbenzorn

  • Piper
  • Erschienen: Januar 2007
  • 1
Elbenzorn
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Carsten Kuhr
70°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2007

Braucht die Welt einen weiteren Herr-der-Ringe-Völker Roman?

Seit Jahrzehnten leben die Elben in ihren filigranen Prachtbauten in Frieden und Harmonie mit der Natur, da erschüttert ein brutaler Mord den Sommerpalast. Der Befehlshaber der Garde wird in seinem schwer bewachten Schlafgemach gemeuchelt, die Täter entkommen unerkannt. Wer steckt hinter dem feigen Attentat? Gerüchte mehren sich, welche die seit Generationen verstoßenen Dunklen Elben verantwortlich machen, doch warum sollten diese plötzlich Interesse an Intrigen und Machtspielen unter den Adeligen der hohen Häuser entwickeln?

lviidis, eine junge Elbin, gehört einer der fünf ältesten Familien des EIbenreiches an. Ihr Vater ist einer der Mächtigsten im Rat der Elben. Um so tragischer, dass ihre Familie ein Geheimnis hütet. Nicht nur, dass sich ihre Mutter vor Jahrzehnten bereits auf Wanderschaft begeben hat, dass lviidis einen einfachen Handwerker geehelicht hat, nein. ein dunkles Geheimnis gilt es zu wahren. lviidis hat eine Schwester, eine dunkle Zwillingsschwester. Kaum geboren, wurde diese verstoßen und wuchs bei menschlichen Pflegeeltern auf. Bei der Suche, was im Reich der Elben vorgeht, wer hinter den finsteren Plänen, hinter Verrat und Mord steckt, arbeiten die so ungleichen, einander aber herzlich zugetanen Schwestern Hand in Hand zusammen. Dabei finden sie Unterstützung durch einen Zauberzwerg, einen schlitzohrigen Ganoven und einen der ersten Baumelben, und die haben sie auch nötig...

Ein weiterer Besteller?

Susanne Gerdom hat vor einigen Jahren im Heyne Verlag bereits eine Fantasy-Trilogie vorgelegt. Nach dem Wechsel Friedel Wahrens zu Piper trägt sie nun dort ihr Scherflein zum Fantasy-Allerlei der »Herr der Ringe Fantasy-Völker-Romane« bei. Nach dem gigantischen Erfolg von Stan Nicholls »Die Orks« geht seitdem quer durch alle Verlage eine wahre Flut von entsprechenden Romanen und Zyklen auf den Leser nieder. Kein Volk, das nicht seinen Niederschlag zwischen Buchdeckeln findet, und die Leser und Käufer goutieren es mit immer neuen Bestsellern.

Nahm sich Bernhard Hennen bei Heyne der Elfen an, dürfen sich nun Susanne Gerdom wie auch Alfred Bekker bei Egmont / Lyx an den Elben versuchen. Fraglich ist zunächst einmal, wie lange der Trend noch anhält, ob die Leser nicht irgendwann einmal von den fast austauschbaren Titeln genug bekommen.

Dem vorliegenden Buch darf ich attestieren, dass die Autorin eine durchaus kurzweilige, spannende Geschichte erzählt. Die Besonderheiten der auftretenden Rassen steht deutlich im Hintergrund und sind für den Plot kaum von Bedeutung. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Aufklärung des Verbrechens, die Suche nach den Motiven, den Tätern und den Schuldigen. Das ist schlicht Abenteuer-Fantasy, nicht mehr aber bestimmt auch nicht weniger!

Und Gerdom versteht ihr Handwerk. Mit leichter Hand zeichnet sie Figuren, wandelt die altbekannten Eigenschaften ein wenig ab, um frische Anreize zu schaffen, erzählt flüssig und ohne Brüche ihre Geschichte. Das liest sich gefällig, ohne den Leser mit einer komplizierten Pseudohistorie, oder mit einem verschachtelten Weltengebilde, das sich erst im x-ten Band wirklich umfassend präsentiert, zu verwirren. Ihre Gestalten agieren in ihrer Rolle schlüssig und der Zufall muss nicht immer wieder bemüht werden, um die Handlung voranzutreiben. Dabei kommt sie erfreulicherweise ohne große Schlachtengemälde und ohne blutige Kämpfe aus, stellt statt dessen die Aufklärung der Geheimnisse in den Vordergrund. Erst gegen Ende des Buches geht sie auf die besondere Beziehung der Rasse zur Natur im Allgemeinen und zu den Bäumen im Besonderen ein. Hier, in der Darstellung der gedanklichen Verschmelzung ihrer Protagonistin mit einem alten Baum, hat sie eine der intensivsten und überzeugendsten derartigen Beschreibungen abgeliefert, die ich bislang gelesen habe.

Die Welt, die sie präsentiert, entspricht - abgesehen einmal von der Wüste, in der Zauberer dafür sorgen, dass Schiffe Wasser unter ihren Kiel bekommen, wenn sie die Sanddünen durchqueren - dem Gewohnten. Hier, im Sandmeer liegen denn meines Erachtens auch die noch ungenutzten Potentiale, die in einer eventuellen Fortsetzung vertieft und in den Mittelpunkt rücken könnten. Insgesamt gesehen ein handwerklich ordentlicher, inhaltlich spannender Roman, der eine Autorin präsentiert, die interessantes Potential offenbart.

Elbenzorn

Susanne Gerdom, Piper

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