Der Krieg der Goblins

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
  • 1
Der Krieg der Goblins
Der Krieg der Goblins
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Carsten Kuhr
50°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2008

Goblin Power - die Dritte

Das Schicksal hat es bisher gut gemeint mit Jig Drachentöter - auch wenn unser kurzsichtiger Goblin selbst das vermutlich ganz anders sieht. Wie hat es der vergessene Gott Tymalous Schattenstern, früher als Herbststern bekannt, so treffend ausgedrückt: ";Jig ist einfach fabelhaft. Selbstsüchtig und feige und völlig unzuverlässig, aber auch gerissen und erfinderisch". Das sitzt, das trifft und schmerzt - aber genauso ist unser kleiner, vorlauter Held.

Er hat die Entführung durch eine widerliche Bande von Abenteurern nicht nur überlebt, sondern zwei der abscheulichen Menschen sogar ausgeschaltet, den sie begleitenden Zwerg in einen Vogel verwandelt und sich selbst als Drachentöter unsterblich gemacht. Dazu kommt, dass er als Hohepriester des vergessenen Gottes Tymalous Herbststern weitere Meriten sammeln konnte.

Doch diesmal kommt es wirklich knüppeldick. Er wird gefangen genommen, von Menschen noch dazu, und aus seinem geliebten Berg verschleppt. Der Bruder der beiden Abenteurer schnappt sich das Zauberzepter der Macht, und sein Schwesterherz bekommt als Arbeitssklaven die gefangenen Goblins inklusive des heldenhaften Drachentöters Jig. Währenddessen hat Billa die Blutige, eine Ork, eine Heerschar aus Orks, Wolfsreitern und Goblins um sich geschart, um diese in den Kampf gegen die Menschen zu führen.

Zwar gelingt es Jig schnell, aus der Gefangenschaft der Menschen zu fliehen, doch dann gerät er vom Regen in die Traufe. Als unfreiwilliges Mitglied der Heerschaft Billas steht er wieder einmal an vorderster Front. Die Gottin Isa, einst mit Tymalous verbandelt, will den Henker der vergessenen Götter, ausgerechnet Tymalous Sohn TOD, durch ein Gemetzel ohnegleichen herbeilocken. Es sei Zeit für Rache, doch Tymalous kann seinen Sohn nicht einfach ans Messer liefern. So heißt es erneut Einsatz für Tymalous Geheimwaffe - Jig, der Goblin mit viel Furcht und Tadel ...

Es ist viel geschrieben worden in den letzten Monaten über die Völkerromane, die querbeet durch alle Verlage über den Fantasy-Freund hereinbrechen. Ausgelutscht, altbacken, langweilig waren einige der Adjektive, die genannt wurden.

Vieles von dem, was in der Diskussion vorgebracht wurde, ist unzweifelhaft zutreffend. Dennoch haben auch diese Romane ihre Existenzberechtigung - schon alleine deshalb, weil breite Leserschichten sie goutieren. Leser, die nach ihrem Kinogenuss vom ";Herrn der Ringe" auf der Suche nach entsprechender Lektüre sind, die leicht konsumierbare, spannende Abenteuer-Fantasy suchen. Das sind oft Gelegenheitsleser, die stilistische Finessen oder eine minutiöse Ausgestaltung einer fremden Welt - von ungewöhnlichen Handlungsbögen und Ideen gar nicht zu sprechen - weder suchen, noch wertschätzen. Das sind Menschen, die in der Bahn, im Freibad oder im Urlaub in die Haut ihres Recken schlüpfen wollen, abenteuerliche Auseinandersetzungen erleben wollen und am Schluss nach dem Sieg das Happy End erwarten. Und das sind Käufer, die mit ihrem Obolus dafür sorgen, dass in den einschlägigen Reihen auch Platz für nicht ganz so stromlinienförmige Bücher ist.

Der Underdog in der großen, weiten Welt

Jim C. Hines hat uns im Allerlei der Völkerromane einen sympathischen Helden vorgestellt. Der kleine, aber vife Goblin, der Underdog schlechthin, der allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz durch seine Intelligenz immer wieder den dünnen Hals aus der Schlinge zieht, ist sicherlich nicht unbedingt typisches Heldenmaterial. Dennoch ist er liebenswert gezeichnet, seine Abenteuer sind flott erzählt und warten mit überraschenden Wendungen auf.

Vorliegend allerdings verlässt unser Held seine angestammte Heimat und wandert bildlich gesprochen in die weite Welt. Nicht mehr die engen, verwinkelten Gangsysteme des Berges gilt es zu bereisen, diesmal muss er sich der Weite der Oberwelt stellen - und verliert hier viel von seiner Bauerschläue. Ist die Queste gar eine Nummer zu groß für unseren Helden?

Man könnte es fast meinen, muss er doch, ausgestattet lediglich mit dem arg machtlosen guten Willen seines Gottes sich Zauberschwertern, Elfenpfeilen und einer intelligenten Ork stellen.

In kurzen, für meinen Geschmack viel zu kurzen Einschüben berichtet der Autor uns von der Sichtweise Herbststerns, der seinen Priester und Diener wider willen sehr wohl einzuschätzen weiß. Hier kommt dann auch Faszination auf, hier gelingt es Hines, mich zu packen. Die, nennen wir es einmal Kampfhandlung der Heere aber plätschert mehr vor sich hin, als dass große Faszination aufkommt. Es fehlt ein wenig das Tempo und vor allem die selbstironische Auseinandersetzung unseres Helden mit sich selbst, seiner Rasse und seinem Gott. Zu sehr handelt Jig diesmal in göttlichem Auftrag, wird gegängelt, agiert selbst zu wenig, um auch dieses Mal als eigenständiger Protagonist zu überzeugen.

Der Krieg der Goblins

Jim C. Hines, Bastei-Lübbe

Der Krieg der Goblins

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