Der Schatten des Horus

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  • Erschienen: Januar 2008
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Der Schatten des Horus
Der Schatten des Horus
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Carsten Kuhr
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2008

Stilistisch ansprechend, unheimlich spannend und fundiert recherchiert!

Dem 16-jährigen Sid wurde scheinbar alles in die Wiege gelegt: Ein mehr als reiches Elternhaus, Intelligenz, gutes Aussehen, eine gute Schulbildung und ein eigener Therapeut. Doch eines Tages ändert sich sein ganzes, ach so behütetes Leben radikal. Fremde verfolgen ihn, auf seinem Nachttisch hat ein Unbekannter altägyptische Hieroglyphen eingeritzt. In einer Strasse, die niemand sonst finden kann, entwendet Sid schließlich einem Antiquar die Aufzeichnungen eines Journalisten aus dem 19 Jahrhundert, der von einem 15000 Jahre alten Kult des Seth berichtet. Dieser hat sich die Rückkehr des ägyptischen Totengottes Seth auf die Fahnen geschrieben, ein mumifiziertes Herz soll den Weg bereiten.

In der selbstbewussten Punkerin Rascal findet der verwöhnte Sid seine einzige Hilfe. Gemeinsam versucht das ungleiche Paar, die verwirrenden Einzelheiten zu ordnen, einen Sinn in das Geschehen zu interpretieren und seinen Häschern zu entfliehen. Im elterlichen findet Sid sodann einen Brief, der davon berichtet, dass Sid das mumifizierte Herz des ehemaligen Hohepriesters Seth implantiert wurde.

Panisch flieht unser Paar ins ferne Ägypten, wo ja vor Jahrtausenden angeblich alles begann. Schon einmal gelang es einem Reporter, den Kult zu infiltrieren und dessen Geheimnisse aufzudecken. Pulitzer, so der Name des findigen Schreibers, hat Hinweise hinterlassen, gut versteckt in ungeöffneten Mumiengräbern und Pyramiden. Den wenigen Hinweisen folgend, unterstützt nur von einem geheimnisvollen Alten und einem einheimischen Führer, sucht Sid die Mumie des Priesters zu finden und zu zerstören.

Das Zellgedächtnis seines neuen Herzens befähigt Sid immer wieder, in Erinnerungen des ehemaligen Hohepriesters einzutauchen. In der Cheops-Pyramide wird er unfreiwillig zum ersten Mal im Sinne seines Herzspenders tätig: Die seit Jahrtausenden ruhende uralte Vendetta zwischen Setepenseth und dem Pharao flammt in der Königinnenkammer der großen Pyramide wieder auf, und Sid muss hilflos miterleben, wie ein fremdes Bewusstsein von seinem Körper Besitz ergreift.

Die Suche auf den verwehten Spuren Pulitzers führt sie über die Pyramiden von Giza nach Luxor, dann wieder zurück nach Kairo bis in die mysteriöse Kammer des Wissens, in der sie ein alter Feind überrascht ...

Lokalkolorit und überzeugende Charaktere

Thilo P. Lassak ist einer der profiliertesten deutschsprachigen Kinderbuchautoren. Mit seiner Mumienherz-Trilogie - eigentlich eher ein Roman in drei Bänden - legt er ein Werk vor, das zeigt,  wo die derzeit die interessantesten phantastischen Bücher publiziert werden: Bei den Jugendbuchverlagen.

Mit großem Verständnis für seine Figuren, deren Denk- und Lebensweise er überzeugend und jederzeit stimmig porträtiert, erzählt Lassak uns eine Geschichte, die den Leser förmlich an die Seiten bannt.

Seine Protagonisten, neben Sid ist hier auch die immer für eine Überraschung gute Rascal zu nennen, entsprechen in ihrem Verhalten und ihren Reaktion auf die Geschehnisse genau der jugendlichen Zielgruppe der Romane. Innerlich an sich und ihrem Umfeld zweifelnd, ohne dass sie wüssten, wohin sie ihr weiterer Lebensweg führt, überfordert sie das Geschehen. Haltlos hin- und hergerissen von den bedrohlichen Geschehnissen hadern sie mit sich selbst. Insbesondere Sid ist geprägt von Vertrauensverlust in seinen Rückhalt - die Familie, seinen Patenonkel. Dieser Zustand ist, ohne dass er aufgesetzt wirkt, sehr sorgfältig und überzeugend herausgearbeitet worden.

Geschickt vermischt Lassak in der Handlung die Faszination, die von der bis heute geheimnisvollen Hochkultur und ihrer Götterwelt ausgeht, mit dem Bild eines modernen Ägyptens und seiner Thrillerhandlung um einen uralten Kult. Ohne Scheuklappen oder falsche Scham beschreibt er dabei die sozialen Missstände der Kairoer Slums, die Teehäuser in den Basaren, und die islamistisch fundierte Lebensweise der Menschen. Es gelingt Lassak, die Atmosphäre des Molochs Kairo in seiner orientalischen Vielfältigkeit, aber auch mit einem Blick für die Nöte der Menschen, festzuhalten.

Geschickt nutzt er dabei neueste Erkenntnisse, lässt noch umstrittene, aber durchaus denkbare Thesen rund um die Pharaonen, ihre Ausbreitung und ihr Leben in sein Werk einfließen, spekuliert allerdings immer auf wissenschaftlichen Erkenntnissen ruhend und destilliert aus diesem Konglomerat zusätzliche Faszination.

Den Leser erwartet ein stilistisch ansprechender, unheimlich spannender und fundiert recherchierter phantastischer Thriller, der ihn nicht mehr aus seinen Buchdeckeln lässt, und der die Zeit bis zum Erscheinen des Abschlussbandes lang werden lässt.

Der Schatten des Horus

Thilo P. Lassak, -

Der Schatten des Horus

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