Das Blut von Brooklyn

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2009
  • 2
Das Blut von Brooklyn
Das Blut von Brooklyn
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Verena Wolf
85°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2008

Ein Buch wie eine sehr starke Bloody Mary

Joe Pitt lebt immer noch. Allerdings gehen seine Untoten-Kollegen auch diesmal nicht zimperlich mit ihm um und untertauchen wird immer schwerer. Denn was die meisten Menschen nicht ahnen: Die „Insel“ ist längst unter den verschiedenen Gangs der Vampyre aufgeteilt, die sich mit Y schreiben, da sie ein Vyrus zu dem macht, was sie sind. Dieses geteilte Wissen macht allerdings ihr Zusammenleben keinen Deut einfacher.

Die Vampire Manhattans wollen Brooklyn

Bis wörtlich aufs Blut bekriegen sich die Society, Bulls and Bears, die Koalition, Hood, die Enklave und die anderen Splittergruppen, die nicht unterschätzt werden sollten. Und obwohl sich Joe Pitt offiziell wieder seinem ältesten Freund Terry und dessen Vampyrclan, der Society angeschlossen hat, besser geht es ihm deswegen nicht. Er gerät wieder zwischen alle Fronten, als er den Auftrag bekommt nach Brooklyn zu gehen und dort im Auftrag der Society einige Dinge zu klären. Außerdem scheint ein Vampyrjäger, ein „Van Helsing“ sein Unwesen zu treiben. Aber Joe Pitt ahnt früh, dass das nur vorgetäuscht ist und politische Fäden im Hintergrund gezogen werden. Denn die Insel wird zu eng. Die verschiedenen Gangs interessieren sich mehr und mehr für Brooklyn, die Stimmung ist aufgeladen wie vor einem Gewitter. Außerdem geht es Pitts Freundin Evie immer schlechter. Sie ist aidskrank und die Krankheit ist nicht nur ausgebrochen, sondern frisst sie bei lebendigem Leibe, trotz Chemo und Tabletten. Immer öfter spielt Joe mit dem Gedanken, sie mit seinem Vyrus zu infizieren, sie so zwar auch zu einer Untoten zu machen, aber sie so von ihrer Krankheit zu heilen. Das ist jedoch gegen jedes Gesetz und der Ausgang ungewiss. Dann macht Daniel, der Oberguru der Enklave Joe das Angebot, ihm mitzuteilen, ob Evie überhaupt eine Chance hätte, ewiges Leben durch den Vyrus zu bekommen. Und dann entgleist einfach alles.

Düster und brutal

Auch dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete. Die Sprache ist hart, direkt, ohne Federlesen. Brillant ins Deutsche übertragen von Kristof Kurz steht sie dem englischen Original nicht nach. Die Handlung ist noch härter. Nur ein Vampyr kann solche Tage voller Schläge, Schlachten, Gewalt und Verrat überstehen. Und von diesen Tagen gibt es hier verdammt viele zu überleben. Aber das macht es gerade so großartig. Die Charaktere sind alle schon bekannt und handeln so, wie sie eben handeln. Aber was anderes, Hand aufs blutige Herz, will man gar nicht. Wie depressive Schwedenkrimis oder hoffnungslose Endzeitfilme haben diese Joe-Pitt-Bücher ihre Gesetze und ihren eigenen Stil. Das Blut von Brooklyn ist konsequenterweise ein Italo-Western in bester Film-Noir-Tradition. Man möchte dieses finstere, ständig dunkle Manhattan der Gangs gar nicht mehr verlassen.

Joe geht seinen harten Weg

Joe Pitt liegt am Boden, seine Feinde - oder Freunde - das geht ineinander über, stehen drohend über ihn. Und dann, wenn sie und der Leser denken, jetzt, jetzt hält er endlich einmal die Fresse, er hat genug, gibt er wieder einen Kommentar ab und kassiert dafür. Aber Joe Pitt gibt trotzdem nie nach. Er rappelt sich auf, humpelt durch die Tür und macht weiter. Er bleibt sich treu. Das macht die Atmosphäre in dem Buch aus. Gnade gibt es nicht, Freundlichkeit, Nachsicht und Wärme auch nicht. Aber das gibt es schließlich zu Hauf in Heimatfilmen und jeder Merci-Werbung. Zwischen diesen Buchdeckeln hat das nichts verloren. Hier gibt es nur schwarz und rot, getrunken wird wie in russischen Hinterzimmern und gekämpft als ginge es immer um alles. Was für Joe Pitt sogar stimmt. Es ist mondäner, düsterer Brutalkitsch, ein bisschen trashig, aber verdammt gut.

Der letzte Satz lautet: „Und während ich in die Bronx fahre, träume ich von Feuer und Liebe und dem Blut meiner Feinde.“

Damit ist alles gesagt, oder?

Das Blut von Brooklyn

Charlie Huston, Heyne

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