Dunkler Engel

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2008
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Dunkler Engel
Dunkler Engel
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Carsten Kuhr
30°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2008

Dragonlance meets Urban Fantasy

Derek de Molay gehörte einst zu den aufrechten Streitern des Herren. Als Tempelritter focht er für Gott, selbst unter der grausamen Folter der Inquisition schwor er seinem Herrn nicht ab, blieb allen Schmerzen zum Trotz bei der Wahrheit.

Ein solch aufrechter Kämpe sollte daher eigentlich einen Freifahrtschein ins Paradies erhalten - man beachte den Konjunktiv. Sollte, denn die Engel an den Toren prüfen auch die Demut der Seelen. Und den Kopf beugen, um Vergebung für seine Sünden bitten, das ist so gar nicht Dereks Art. Schließlich hat er sich beileibe nichts vorzuwerfen. So verbringt er Jahrhunderte damit, als streitbarer Engel die Teufel und Dämonen aus der Hölle zu bekämpfen - bis er einen neuen Auftrag erhält.

Die Hölle plant einen grossen Coup. Um nicht weniger als die Vernichtung des brüchigen Friedens auf Erden geht es - und dies alles soll eine einzelne Frau bewirken.

Rachel ist eine sehr erfolgreiche Börsenmaklerin. Im Auftrag ihres Chefs spekuliert sie mit Millionen, macht Vermögen und häuft Macht und Einfluss an. Dass sie ihren Schutzengel verloren hat, bemerkt sie bei all der Hektik und dem Stress kaum. Als dann ein wichtiger Kunde, mehr noch ein charismatischer Beau in ihr Leben tritt, scheint ihr Glück perfekt. Andreas Zanus wirbt um sie, verwöhnt und umschmeichelt sie. Nur der neue Portier in ihrem Hochhaus, ein großer breitschultriger Mann mit strahlend blauen Augen, stört ihr oberflächliches Glück ein wenig. Immer wieder nähert er sich ihr, warnt sie vor den Einflüsterungen und dem Einfluss ihres Lovers. Ein verschmähter Bewunderer, Eifersucht, so denkt sie. Doch dann erteilt Zanus ihr einen Auftrag, der die Weltwirtschaft ins Trudeln bringen könnte, ein unmoralisches Angebot um den Preis ihrer Seele ...

Nicht alles, was glänzt ist Gold - oder Schuster bleib bei deinen Leisten

Margaret Weis, dieser Name steht untrennbar für einem Begriff, der aus der modernen Fantasy nicht mehr wegzudenken ist - Dragonlance. Zusammen mit ihrem Partner Tracy Hickman verfasste die Autorin diverse Zyklen (dt. alle bei Goldmann / Blanvalet), die dem Leser tolkienesque Fantasy boten. Fantasy mit hohem Wiedererkennungswert, Fantasy, die wenig Überraschendes für den Leser bereit hielt, aber eben auch Fantasy, die die Herzen der Fans und Leser im Sturm eroberte. Man mag noch so sehr grummeln, ob der Austauschbarkeit der Plots oder der altbekannten, abgegriffenen Figuren, die Kassen in den Buchhandlungen, sie klingelten.

Um so interessierter nahm ich mich vorliegendem Buch an. Zusammen mit ihrer Tochter hat sich Weis hier dem boomenden Markt der Urban Fantasy zugewandt. Man nehme eine junge, hübsche Frau, die dem Bösen in Form eines betörenden Mannes ausgeliefert ist, gebe einen ebenfalls wohlgestalteten Helden hinzu, dazu ein paar übersinnliche Gaben und schon hat man einen Bestseller - so zumindest die gängige Gebrauchsanweisung.

Dass es nicht ganz so einfach geht, beweist dieser Titel. Die Grundanlage ist so ungeschickt dabei nicht. Der Kampf der Engel gegen die Teufel, das ist uns aus dem großen Buch bekannt, und, dass sich dieser in unsere moderne Welt verlagert, ist durchaus nachvollziehbar. Auch Teufel gehen mit der Zeit - Hollywood hat es in diversen Filmen ja auch schon vorgemacht - gerade in einer Zeit, in der der äußere Schein immer mehr zählt, in der innere Werte verkümmern.

Wer nun aber meint, dass das Mutter-Tochter Autorengespann den moralischen Zeigefinger hebt, der sieht sich glücklicherweise getäuscht. Statt bibelfester Moralpredigten zeigen die Autorinnen uns ein zunächst überzeugendes Bild einer erfolgreichen Frau, die für ihre Karriere ihr Privatleben hintenan stellt.

Konnten die beiden Weis´ mich hier noch überzeugen, so ist die Ausgestaltung sowohl des teuflischen Verführers als auch dessen himmlischen Gegenspielers schlicht lachhaft. Das sind schwarz-weiss Figuren ohne Tiefe oder Überzeugungskraft. Nun könnte man noch argumentieren, dass Engel wie Teufel naturgemäß deutlich zu einer Seite neigen, doch dass das Böse so oberflächlich und letztlich plump agiert wie beschrieben, ist kaum nachvollziehbar. Wo bleiben die Beschreibungen des listigen Versuchers, wo die überzeugenden Verführungsversuche des Bösen?

Statt dessen brachiale Erpressung, Handgreiflichkeiten, wie sie unter Halbstarken auf dem Schulhof Gang und Gebe sind, ein wenig angedeutete Erotik in einem letztlich uninteressanten Plot ohne Höhepunkte. Das ist zu wenig, um im Konzert der erfolgreichen Urban-Fantasy-Autorinnen mithalten zu können und enttäuscht eher, als das es neugierig macht.

Dunkler Engel

Margaret Weis, Blanvalet

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