Greywalker

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2008
  • 9
Greywalker
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Carsten Kuhr
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJul 2008

Urban Fantasy und kein Ende - oder doch ein wenig Eigenständigkeit?

Harper Blaine aus Seattle ist Privatdetektivin. Nach dem Studium wollte sie ein wenig Glanz und Abenteuer in ihr sonst doch arg bürgerlich-spießiges Leben bringen, brach aus den behüteten Elterhaus mit seinen Konventionen aus, nur um sich im Bürokratismus ihres Job wiederzufinden. Meistens stehen keine glamourösen Bälle, raffinierte Verkleidungen oder wilde Verfolgungsjagden auf dem Programm, sondern klassische Recherche mit PC und Telefon. Doch dann schlägt das Schicksal zu. Ein unwilliger Unterhaltszahler greift sie tätlich an und sie stirbt. Nach zwei Minuten gelingt es dem herbeigerufenen Notarzt, sie zurückzuholen, doch seitdem bevölkern ihre Welt - nennen wir es einmal so - ein paar ganz schräge Vögel.

Zunächst schaut noch alles nach Routine aus. Für eine Mutter soll sie deren verschwundenen Sohn suchen, für einen ausländischen Auftraggeber ein verschollenes Harmonium. Doch nur allzu bald bemerkt sie, dass sie immer wieder in einen merkwürdig grauen Nebel gezogen wird, dass seltsame Wesen, die anscheinend außer ihr niemand erblicken kann, sie verfolgen.

Der kundige Leser ahnt, was folgt. Geister, Nekromanten, Hexen und Vampire geben sich ein Stelldichein und unsere wackere Spürnase hat alle Hände voll zu tun, um ihren Hals zu retten ...

Ein etwas anderer, glaubwürdigerer Ansatz

Was sich zu Beginn des Trends als sehr unterhaltsame, spritzige und humorvolle Neuerung anbot, das hat mittlerweile ein wenig Patina angesetzt. Zu viele Urban-Fantasy-Reihen überfluten die Buchhandlungen. Kaum ein Verlag, der sich dem angesagten Trend verschließt. Nun weiß man, dass weit mehr als 90 Prozent aller Bücher von Gelegenheitslesern gekauft werden. Diese suchen nach einem weiteren »Herrn der Ringe« oder »Sakrileg«, einem bekannten Grundkonzept, in dem sie sich ohne große Mühe zurechtfinden und heimisch fühlen können. Die Leser, die einen Überblick über die monatlichen Publikationen haben, sind dagegen verschwindend gering, ihre Klagen daher marketingmäßig unrelevant. Produziert wird, was sich verkauft, und gerade innovative Werke, Bücher, die neue Ansätze offerieren, die die ausgetretenen Pfade verlassen, finden sich leider nur allzu oft in den Wühltischen der Remittenten wieder.

Dies zur Einschätzung vorausgeschickt, wenden wir uns nun der Serie um Harper Blaine zu.
Im Gegensatz zu vielen ihrer überwiegend US-dominierten Konkurrentinnen haben ihre übernatürliche Wesen ihr Coming-Out noch nicht gehabt. Verborgen vor den Menschen existieren sie: die Geister, Vampire und Nekromanten.

Überraschend für mich, dass ganz im Gegensatz zu den sonstigen Protagonistinnen, Harper sich keineswegs der ihr unerwartet präsentierenden Welt mit offenen Armen entgegenwirft. Oh nein, sie negiert die Geschehnisse, sie wehrt sich zunächst vehement dagegen, das Undenkbare auch nur als Möglichkeit in Betracht zu ziehen, geschweige denn, sich damit abzufinden. Es ist ein langer, gut nachvollziehbarer Kampf, bis sie sich der Pseudo-Realität stellt.

Und auch danach ist sie keinesfalls die Person, die das Geschehen diktiert. Statt dessen begegnen und verfolgen wir eine junge Frau, die zum Spielball übermächtiger Wesen und Geschehnisse wird. Wir können gut ihre Verzweiflung, aber auch ihre Wut nachvollziehen, wenn sie einmal mehr die Bösen um Hilfe zur Rettung ihrer Stadt angehen muss. Das ist anders, als wir dies von den zwischenzeitlich recht austauschbaren Reihen her gewohnt sind, das ist in sich überzeugender, ohne dass es dabei etwa langweilig zugehen würde.

Greywalker

Kat Richardson, Heyne

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