Weltenwandler

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2008
  • 0
Weltenwandler
Weltenwandler
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Holger Schmidt
20°1001

Phantastik-Couch Rezension vonAug 2008

Aller guten Dinge sind zwölf ?

Es waren einmal drei wackere Helden, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können: Zum einen war da der Mensch Luis Wu, ein katzenartiger Kzin-Krieger, der sich seinen Namen erst noch verdienen musste, und ihr Anführer, ein Pierson-Puppenspieler namens Nessus. Gemeinsam sollten sie ein uraltes und riesiges Artefakt erforschen, doch stellte sich dies als nicht so einfach heraus. Neben den Reibereien untereinander, mussten die drei sich noch manch anderem - eher technischen - Problem stellen.

Larry Nivens "Ringwelt" erschien im Jahre 1974 und gilt als einer der großen Science-Fiction-Klassiker. Besonders die Kombination der sehr unterschiedlichen Helden, einer nicht allzu ernst gemeinten Geschichte und der spannenden Erforschung einer unbekannten Welt, machen "Ringwelt" zu einem beliebten SF-Buch. Bisher folgten zehn weitere Romane, die im Ringwelt-Universum angesiedelt sind, "Weltenwandler" ist somit der zwölfte.

Ein bisschen schiz' ist ganz normal

Mit seiner chronischen Paranoia ist Sigmund Ausfaller der perfekte Agent für den Geheimdienst der Vereinten Nationen. Während paranoides Verhalten bei seinen Kollegen durch eine entsprechende Medikation erst erzeugt werden muss, verfügt Sigmund von Natur aus über diese - für Agenten wichtige - "Eigenschaft". Schon nach kurzer Zeit im aktiven Dienst muss Sigmund bei mehreren merkwürdigen Vorfällen ermitteln.

Und so scheint eine Zeit lang für Sigmund alles bestens zu laufen; Er hat einen guten Job, der ihn fordert und auch sein Privatleben wird mit der Beziehung zu seiner Kollegin Feather interessanter. Ein gemeinsamer Kinderwunsch kann sich für das Paar jedoch nicht erfüllen, denn die Erde der Zukunft ist hoffnungslos überbevölkert. Nur Personen mit optimalen Genen dürfen Kinder bekommen. Da stehen die Chancen für zwei Paranoiker natürlich schlecht.

Der Exodus der Puppenspieler

General-Products-Zellen, kurz GP-Zellen, sind schon lange ein wichtiges Produkt der Pierson-Puppenspieler. Diese Außerirdische Spezies stellt die Zellen in einer geheimen Verfahrensweise her und treibt damit Handel. Die Zellen gelten als unzerstörbar und haben schon so manchem Raumfahrer, als Rumpfverkleidung seines Schiffes, das Leben gerettet. Plötzlich jedoch, machen Gerüchte über einen Unfall die Runde, bei dem eine solche Zelle angeblich zerstört wurde.

Die Entwicklung der GP-Zellen durch die Puppenspieler scheint nur logisch, gelten diese doch im gesamten bekannten Weltraum als ausgemachte Feiglinge. Für die Aliens ist das jedoch keine Beleidigung. Im Gegenteil, Forscher ihrer eigenen Spezies, die sich fern ihrer Heimatwelt aufhalten, gelten bei ihnen als verrückt. Als man von der Explosion des Galaktischen Kerns erfährt und die nahende Strahlenwelle in zwanzigtausend Jahren alles Leben zu vernichten droht, sieht es so aus, als wären alle Puppenspieler urplötzlich aus dem bekannten Universum verschwunden.

Teebeutelphilosophie

Was haben ein herkömmlicher Teebeutel und der Entwurf für einen Romanbestseller gemeinsam ? In der Regel sollte man beides nur einmal benutzen. Schon beim zweiten Aufguss, wirkt das Ergebnis etwas fade, der zwölfte Versuch, alte Erfolge wieder zu beleben, hat einen sehr bitteren Nachgeschmack. Wobei Weltenwandler natürlich nicht schon wieder die Geschichte der ‘Ringwelt' erzählt. Trotzdem kann dieses Buch dem Ringwelt-Universum keinerlei neue Impulse geben. Die Autoren ergehen sich vielmehr in ständigen Wiederholungen selbstgeschaffener Klischees. Die Feigheit der Puppenspieler, die Agressivität der Kzin etc., das alles ist beileibe nichts Neues.

Mängelexemplar

Die Kritikpunkte bei "Weltenwandler" sind vielfältig: Nach dem Lesen, weiß man nicht recht, worum es in diesem Buch überhaupt geht. Zwar verfügen die letzten Seiten über einen rudimentären roten Faden, doch der Rest wirkt wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen. Sigmunds Ermittlungen verlaufen dabei vollkommen im Sande. Die Figuren haben keinerlei vertrauensvolle Beziehungen zueinander, niemand traut dem anderen. Misstrauen und Feindschaft herrschen vor und vergiften sämtliche Beziehungen. Das ließe sich noch durch die Paranoia der Agenten erklären. Völlig unerklärlich scheint dagegen der allgemein lieblose Umgang des Autorengespanns mit den Charakteren ihres Romans. Die Distanz, mit der man als Leser das meiste miterlebt, ist äußert verwirrend und lässt keine Sympathien für die ‘Helden' des Buches aufkommen.

In der Mitte des Romans beginnt ein überraschendes Sterben der Nebencharaktere, die dann durch ebenso langweilige Figuren ersetzt werden. Die Szenen wirken zu kurz, die Kulissen trist, zudem wechseln die Kapitel sehr abrupt und lassen dadurch keinen Lesefluss aufkommen. Insgesamt gesehen, ist "Weltenwandler" ein eher überflüssiger Roman.

Weltenwandler

Larry Niven, Bastei-Lübbe

Weltenwandler

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