Das verborgene Reich

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2009
  • 0
Das verborgene Reich
Das verborgene Reich
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Carsten Kuhr
80°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2008

„Indianer, Tartaren und Engel auf dem Kriegspfad in Amerika

Die Malakim, Dämonen in Engelsgestalt haben ihren großen Plan weit vorangetrieben. Fast die ganze Welt ist in ihrer Gewalt, einzig die ehemaligen Kolonien in Amerika konnten sich bislang widersetzen.

Zwischenzeitlich haben die Malakim ihr Ziel, die Plage, die sich Menschheit nennt, auszurotten, fast erreicht. Während in Europa die Truppen des Zaren mit Hilfe der Erfindungen, die die Malakim zulassen, fast überall triumphiert haben, und London von einem Kometeneinschlag zerstört wurde, stellen sich den Dämonen nur mehr die ehemaligen Kolonien entgegen. Hier, weit ab von den ehemaligen Mutterländern haben die Bürger eine Basisdemokratie ausgearbeitet, wurden die Sklaven befreit und mit den Indianern ein Friedens- und Bündnispakt abgeschlossen.

Ben Franklin hat seinen ganzen erfinderischen Ehrgeiz der Bekämpfung der Dämonen gewidmet. Als eines Tages ein Schiff in den Hafen von Charles Town einläuft und den geflohenen Englischen König an Land setzt, ahnt er, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Dem begeisternden Empfang, den insbesondere die schon vorab herbeigeeilten Royalisten dem Monarchen bereiten, ist zu entnehmen, dass sein Auftauchen von langer Hand vorbereitet wurde. Hier sollen handfeste Tatsachen geschaffen, alte Machtverhältnisse wiederhergestellt und Seilschaffen an die Hebel der Macht gehievt werden.

Ben Franklin und seine demokratischen Freunde ahnen aber, dass weit mehr hinter dem Eintreffen steckt. Und richtig, tief verborgen im Hafenbecken lauern Unterseeboote mit Dämonen, zum Eingreifen bereit, sollte die Machtübernahme nicht so reibungslos gelingen wie geplant. Der König selbst ist ein Monarch von des Zaren Gnaden, wobei selbiger selbst seit Monaten verschollen ist. Während Franklin und seine Streitgenossen sich in die nahen Wälder zurückziehen und einen Partisanenkrieg beginnen, Voltaire an einer Freiheitsresolution feilt, und ein Malakin Ben Franklin von seiner Läuterung zu überzeugen sucht, stößt Red Shoes tief im Inneren des Kontinents auf eine Eroberungsarmee, die sich längst aufgemacht hat, die letzte freie Bastion der Menschen anzugreifen ...

Die etwas andere Geschichte des Amerikanischen Unabhängigkeitskampfes

Zum dritten Mal hebt sich der Vorhang zu einer der interessantesten Steampunk-Reihen auf dem Deutschen Buchmarkt. Blanvalet hat mit seinem Hausautor Greg Keyes einen guten Griff getan. Die ersten beiden Auftaktbände der Tetralogie boten feinstes Abenteuergarn der phantastischen Art. Verrückte Erfindungen, Aetherschreiber und Engelsdämonen, dazu mixe man ein wenig Freiheitskämpfer, Piraten und blaublütige Tausendsassa, fertig ist des wohlschmeckende Gericht.

Ging es in den ersten beiden Teilen weitestgehend um das alte Europa - Paris, Venedig und Sankt Petersburg standen wie das mittlerweile zerstörte London im Mittelpunkt der Romane -, so verschiebt sich dieses Mal das Okular in Richtung Westen.

Die ehemaligen Kolonien, so spinnefeind sich die Franzosen aus Louisiana oder die Spanier aus Texas gar nicht zu reden von den Engländern im Osten auch sein mögen, sie alle sind von der Unterstützung durch ihre zumeist besiegten Mutterländer abgeschnitten. Entsprechend hat Keyes die Situation hochextrapoliert und ist zum einzig logischen Schluss gelangt - um zu überleben, müssen sich alle Parteien an einen Tisch setzen, und zusammenarbeiten.

Mehr noch, die unterdrückten und verfolgten Ureinwohner müssen befriedet, am besten mit ins Boot geholt werden. Und so erwartet den Leser eine Situation, die mit der Realität, abgesehen von der Ausgangslage wenig gemein hat, die aber so oder so ähnlich nicht nur vorstellbar ist, sondern zu reizvollen Gedanken Anlass bietet. Das Spekulieren, wie sich diese Situation auf die Menschen, auf ihre Art, wie sie sich organisieren, wie sie zusammenleben, auswirken würde, das macht den Reiz der Romane aus.

Neben der Lederstrumpf-Romantik, die geschickt mit Luftschiffen gepaart wird, sind es die Personen, die den Leser in ihren Bann ziehen. Aus unterschiedlichsten Kulturen stammend, sind sie jeweils ihrer Herkunft und deren Art und Weise, die Welt zu sehen, verpflichtet, dabei aber geeint im Kampf gegen die Malakim. Aufgrund der unterschiedlichen, parallel laufenden Handlungsstränge bekommt der Leser einen umfassenden Einblick in die Geschehnisse, deren Zusammenwirken erst spät wirklich deutlich wird.

Insgesamt gesehen eine der interessantesten, weil eigenständigsten Steampunk-Reihen, deren vierter und letzter Teil bei Blanvalet für den Sommer in Vorbereitung ist.

Das verborgene Reich

Greg Keyes, Blanvalet

Das verborgene Reich

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