Ohne Entschuldigung

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2008
  • 1
Ohne Entschuldigung
Ohne Entschuldigung
Wertung wird geladen
Eva Bergschneider
53°1001

Phantastik-Couch Rezension vonNov 2008

We don't need no education

Isamu Fukui, ein junger Nachwuchsautor aus New York, schrieb sein Romandebut ";Ohne Entschuldigung" (";Truancy") im Alter von 15 Jahren. Fukui verarbeitete einen Stoff, der als Grundlage für Pink Floyds berühmtes Musikstück ";Another Brick In The Wall" hätte dienen können; Schüler rebellieren gegen ein totalitäres und seelenloses Erziehungssystem.

Gehorsam bringt Segen - Befreiung fordert Opfer

Tack ist alles andere als ein guter Schüler und wird von seinen Lehrern Tag für Tag drangsaliert. Seine Eltern sind ihm ebenfalls keine Hilfe. Sie nehmen ihn nur wahr, wenn sie ihn zum Hausaufgaben machen oder Lernen drängen. Die Qualen, die Tack in der Schule erleiden muss, hinterfragen sie nicht, sondern haben sie als Teil eines Systems akzeptiert, das ein erfolgreiches Leben verspricht. Tacks Schwester Suzie ist die Einzige, die zuhört und ihm menschliche Nähe und Zuneigung schenkt.
Durch Zufall gewinnt Tack einen weiteren Freund. Umasi wohnt in einem abgesperrten Stadtviertel und verkauft Limonade. Von ihm erfährt Tack, wie der Bürgermeister der Stadt mit eiserner Faust regiert und die Öffentlichkeit manipuliert. Zugleich warnt er ihn vor einer Gruppe jugendlicher Rebellen, die sich ";Die Schulschwänzer" nennt und mit Gewalt gegen das System vorgeht.

Zyid führt diese Gruppe verbannter Schüler, die die Erzieher zur Obdachlosigkeit und Armut verdammt haben, an. Eine besonders gelungene Aktion, ist der Angriff auf den Wagen des Disziplinardirektors, der gerade eine Schülerin abgeführt hat. Der Erzieher und das Mädchen kommen dabei ums Leben.

";Sie war ein Kollateralschaden", ist der einzige Kommentar, den der Anführer der Rebellen ihrem Bruder zu sagen hat. Tack schwört Rache zu nehmen. Doch als er sich den ";Truants" anschließt, sympathisiert er mit ihren Idealen und genießt die Kameradschaft.

Der Junge, der Tyrann und ein kämpfender Philosoph

Der Autor erzählt ";Ohne Entschuldigung" aus zwei unterschiedlichen Perspektiven, aus der des Schülers Tack und der des despotischen Bürgermeisters. Der 15 jährige Junge leidet unter den strengen Regeln des Schulsystems. Sein täglicher Kampf um das Überleben wird nur von wenigen schönen Momenten, die er mit seiner Schwester erlebt, erträglich gemacht. Der Bürgermeister versucht mit allen Mitteln die Kontrolle aufrecht zu erhalten, die ihm immer mehr zu entgleiten droht. Grausamere Strafen sollen jeden Widerstand im Keim ersticken, doch die ";Truants" setzen sich immer vehementer zur Wehr. Umasi erinnert an einen Ninja-Volkshelden aus japanischen Anime-Serien. Der mysteriöse Junge erklärt Tack die Welt und bildet ihn zum Kämpfer aus. Darüber, warum er das tut, kann man bis zum Ende nur spekulieren.

Bis zu dem Wendepunkt der Geschichte, als Tack sich den Schulschwänzern anschließt, baut Fukui die Geschichte nicht immer logisch, aber überwiegend nachvollziehbar auf. Tacks Erfahrungen erzwingen eine Zwickmühle, in der er sich für oder gegen eine Eskalation der Gewalt entscheiden muss. Doch bis es soweit ist, erstreckt sich recht wenig Geschehen auf über 200 Seiten. Immer wieder kämpfen die Truants in Straßenschlachten. Dazwischen wird ein wenig geliebt, Verrat geübt und ein neuer Gegner in das Rennen geschickt. Schließlich kommt es zum großen Aufstand und zum Finale der Kontrahenten. Dieser Kampf, den die Wachowski-Brüder nicht besser in Szene hätten setzen können, erstreckt sich über 30 lange Seiten. So spektakulär ein Schwertkampf in bewegten Bildern auch aussehen mag, mit so vielen Worten beschrieben verliert er schnell an Unterhaltungswert.

Isamu Fukui versteht es, den Leser zu packen. In der ersten Hälfte des Romans treibt der Autor die Geschichte voran. Er schreibt emotional und engagiert, wenn auch mit leichten sprachlichen Schwächen, über das Leben seines Helden und die Machenschaften des Tyrannen. Bis zur Hälfte ist ";Ohne Entschuldigung" spannend und kurzweilig zu lesen. Am Schluss kann Fukuis dystopisch angelegter Sci-Fi Roman nicht halten, was er am Anfang verspricht. Der abgesperrte Distrikt 19 bleibt ein Mysterium, ebenso wie sein augenscheinlich einziger Bewohner. Der Autor deutet an, dass die Stadt nicht vollkommen isoliert existiert, sondern Teil einer größeren Welt ist. Leider erfährt man nichts darüber, wie diese aussieht. So bleiben unterm Strich viele der Handlungsfäden und Hintergründe auf der Strecke, Zufälle steuern die Geschichte auf ein vorhersehbares Ende zu.

Ohne Entschuldigung

Isamu Fukui, Blanvalet

Ohne Entschuldigung

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Ohne Entschuldigung«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Sci-Fi & Mystery
(MUSIC.FOR.BOOKS)

Du hast das Buch. Wir haben den Soundtrack. Jetzt kannst Du beim Lesen noch mehr eintauchen in die Geschichte. Thematisch abgestimmte Kompositionen bieten Dir die passende Klangkulisse für noch mehr Atmosphäre auf jeder Seite.

Sci-Fi & Mystery