Im Bann des Nekromanten

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2009
  • 2
Im Bann des Nekromanten
Im Bann des Nekromanten
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Carsten Kuhr
75°1001

Phantastik-Couch Rezension vonFeb 2009

„Tolkien, Eddings & Co bekommen einmal mehr Zuwachs

Die Menschen in den sieben Königreichen haben es nicht einfach, leben aber seit den Magierkriegen und dem Fall des Obsidiankönigs in Frieden ihr Leben. Der von der dunklen Macht verführte Nekromant wurde unter großen Opfern gebannt, sein Geist aber nicht vernichtet.

Nach Jahrzehnten der Ruhe rührt sich das Böse wieder. Unheimliche Gestalten zeigen sich an den nördlichen Grenzen zum Reich des Eises. In Margolan, dem Königreich des Winters ermordet der Thronfolger seinen Vater, die Stiefmutter und seine Halbschwester, nur Prinz Tris Drayke gelingt zunächst die Flucht.

Während die Geister der gemeuchelten Herrscherfamilie vom dunklen Hofzauberer, einem Vampir, gefangen genommen werden, bevor sie die Grenze ins Reich der Göttin überqueren können, macht sich Tris begleitet von drei Freunden auf, Hilfe im Kampf gegen den Königsmörder zu suchen. Verfolgt von Kopfgeldjägern, Sklavenhändlern, Renegaten und Elitetruppen seines Halbbruders weiß er, dass er nur mit Hilfe von Magie eine Chance hat, die anstehenden Kämpfe zu überleben. Seit seiner Kindheit hat seine verstorbene Großmutter ihn ihre Macht, die Toten nicht nur zu sehen, sondern mit ihnen reden, ja bannen zu können, gelehrt. Doch das Wissen wurde - um ihn zu schützen - tief in seinem Gedächtnis versteckt. Auf dem Weg zur vermeintlich zerstörten Bibliothek von Westmark sammelt er Freunde und Helfer um sich, sichert sich ein magisches Schwert und erprobt seine wachsenden Kräfte. Doch wird er dem von seinem Stiefbruder ausgeworfenen Netz aus Gewalt, Habgier und Verrat entgehen können, wird, soll er den aussichtslos scheinenden Kampf überhaupt aufnehmen?

Gefällige Fantasy-Kost, oder die Neuauflage einer altbekannten Geschichte

In Zeiten, da die Verlage versuchen, ihre Bücher mit besonderen Gimmicks aus der Masse der allmonatlichen Novitäten herausstechen zu lassen, geht das kleine Taschenbuch fast unter. Kein Prägedruck oder Spotlackierung ziert sein Cover, keine englische Broschur (Klappbroschur) erwartet den Käufer und ein großformatiges Paperback ist es auch nicht geworden. Einzig ein sehr stimmiges, neugierig machendes Titelbild wurde dem Buch beigegeben. Weder eine der hochtrabenden Laudatio aus vermeintlich berufenem Munde noch markante Werbesprüche zieren das Backcover.

Der Grund liegt wohl in erster Linie darin, dass der unbekannte Autor in seinem Debutroman einmal mehr die altbekannte Mär vom jungen Helden und seiner Freunde erzählt, die ausziehen, das übermächtige Böse zu bekämpfen und ihre Welt zu retten. Das ist ein alter Hut, seit Tolkien haben unzählige Autoren ihren Lesern entsprechende Kost kredenzt. Und ich will nun auch gar nicht behaupten, dass Gail Martin hier neue Türen aufstößt, oder auf unbekannten Pfaden wandelt. Das tut er definitiv nicht.

Aber, und das ist ein großes Aber, er liefert auch beileibe keine schlechte Arbeit ab. Der Text liest sich flüssig und spannend in einem Rutsch durch. Das erinnert von den Gestalten und der Anlage her ein wenig an einen Dave Duncan, einen frühen David Eddings, und das sind nicht gerade schlechte Vorbilder.

Martin präsentiert uns eine sorgfältig abgewogene Mischung gängiger Themata und verbindet diese mit Figuren, in deren Haut der Leser gerne und leicht schlüpft. Ihre Sorgen und Nöte, die innere Verunsicherung, die Entwicklung die sie - allen voran der Protagonist - auf der Reise durchmachen, ist überzeugend dargestellt. Natürlich kommt hin und wieder ein Déjà-vu-Gefühl auf, doch insbesondere in den Szenen, in denen Tris sich mit seiner besonderen Gabe beschäftigt, die Toten mit ihm sprechen, gelingt es dem Autor, seiner Schöpfung Eigenständigkeit einzuhauchen. Ob die Idee, seinem Helden nun unbedingt noch ein magisches Schwert anvertrauen zu müssen, geschickt war, bleibt dahingestellt, dennoch ist die Ausgestaltung seiner Welt mit ihrer eigenen Magie, mit ihren Klerikern und Wissenden, Vampiren und Dämonen ein Spielplatz, der sich herrlich für Verwicklungen jeder Art anbietet und für unsere Helden so manche Prüfung bereit hält.

Nichts umwerfend Neues also, aber die Mischung stimmt und macht Appetit auf mehr.

Im Bann des Nekromanten

Gail Martin, Bastei-Lübbe

Im Bann des Nekromanten

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