Fieber

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2009
  • 2
Fieber
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Peter Kümmel
82°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMär 2009

Ganz normaler Alltagshorror

In scheinbar wahlloser Reihenfolge veröffentlicht der Verlag Bastei Lübbe die Romane von Bentley Little in Deutschland. Nachdem man mit "The Association" aus dem Jahr 2001 begonnen hat, folgt nach dem recht enttäuschenden Frühwerk "The Mailman" aus 1991 nun "The Policy" aus 2003.

Wie bereits bei den ersten beiden ins Deutsche übersetzten Büchern Littles hat man sich beim Verlag entschlossen, den aussagefähigen Originaltitel durch ein austauschbares nichtssagendes deutsches Wort zu ersetzten. "Böse" und "Furcht" passen in diesem Genre eigentlich immer, doch bei "Fieber" kann der Namensgeber nur blind mit der Nadel in den Duden gestochen haben, denn mit "Fieber" lässt sich nichts, aber auch rein gar nichts vom Inhalt assoziieren. Und der Klappentext dürfte mal wieder von jemandem verfasst worden sein, der zwar das Buch nicht gelesen, aber eine Karriere als Werbetexter hinter sich hat.

Alles läuft bestens, bis...

Der Computer-Spezialist Hunt Jackson zieht nach der Scheidung und dem Verlust seines Arbeitsplatzes zurück in seine alte Heimat nach Tucson, Arizona, um noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Und es läuft gut - Hunt ist richtig zufrieden. Er knüpft Kontakt mit seinem alten Schulfreund Joel, den er seit Jahren nicht gesehen hat. Dieser hat Frau und Tochter und Hunt unternimmt viel gemeinsam mit der Familie. In seinem Beruf sind zwar keine Stellen frei, doch er findet Arbeit als Baumschneider. Das hat er zwar noch nie gemacht, aber findet schnell Gefallen daran. Die Arbeit in der Natur macht Spaß und in seinen Kollegen Edward und Jorge findet Hunt zwei neue Freunde. Was das Leben aber erst lebenswert macht, ist eine neue Beziehung. Über Joels Familie lernt er Beth kennen und schnell lieben und es dauert nicht lange, bis das frisch verliebte Paar zusammen zieht.

Alles könnte so schön sein, wenn nicht... - ja, wenn es keine Versicherungsgesellschaften gäbe. Ständig hat er nur Ärger. Ein Riss in der Autoscheibe sorgt dafür, dass er seinen Rabatt verliert, obwohl er die Versicherung gar nicht in Anspruch genommen hat. Ein Einbruchsschaden wird von seiner Hausratsversicherung reguliert, aber ganz und gar nicht so, wie er sich das vorgestellt hat. Und irgendwann steht dann das Böse in natura vor der Tür - in Form eines Versicherungsvertreters...

"Vampire müssen ausdrücklich in das Haus ihrer Opfer hereingebeten werden."

Der Versicherungsvertreter als Vampir. Nicht allzu weit hergeholt, muss man sagen. Wer hat es nicht selber schon erlebt? Den Kampf am Telefon mit den Versicherungen: Warteschleifen, Versicherungsnummern, Zuständigkeiten, Einzelheiten, die keinen interessieren. Es ist der ganz normale Alltagshorror, den Bentley Little hier aufs Korn nimmt. Einfach köstlich die Schilderung der Telefongespräche mit den Versicherungen.

Little verzichtet auf klassische Horrorgestalten wie Monster, die den Leser das Gruseln lehren. "Fieber" ist mehr sozialkritische Satire als Horror und basiert auf einer schlichten Grundidee. Was man nicht alles versichern kann: die Gefahr des Verlustes des Arbeitsplatzes, den ungerechtfertigten Verdacht eines Verbrechens, und dann gibt es noch eine ganz besondere Spezial-Lebensversicherung. Die angebotenen Versicherungen werden immer absurder, doch die Klienten haben keine andere Wahl, als sie abzuschließen, denn ansonsten tritt der Schadensfall ohne jeden Zweifel ein.

Little überzeugt durch seinen flüssigen und unterhaltsamen Erzählstil - Stoff, der sich einfach so runter lesen lässt. Das Finale jedoch fällt gegenüber dem Rest des Buches ab. Wie schon in "Böse" ist zum Schluß eigentlich alles viel zu einfach und zu einfallslos. In diesem Bereich kann sich Bentley Little von seinem "Lehrmeister" Stephen King doch noch das eine oder andere abschauen. Ansonsten ein Buch, das Spaß macht ohne wirklich zu gruseln - ganz normaler Alltagshorror eben.

Fieber

Bentley Little, Bastei-Lübbe

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