Der Schatten des Turms

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  • Erschienen: Januar 2008
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Der Schatten des Turms
Der Schatten des Turms
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Verena Wolf
35°1001

Phantastik-Couch Rezension vonApr 2009

Ein unfertiges Bauwerk

Das genau 200 Seiten starke Paperback-Werk ist in keinem großen Verlag mit viel Marketing-Power erschienen, sondern der Autor hat sich für den Shaker Media Verlag entschieden, einem Book-on-Demand-Verlag. Muss ja nicht verkehrt sein. Der Titel ist schon mal gut. Vielleicht schlummert hier ja ein fast noch unentdecktes Juwel. Worum geht es?

Der Klappentext verspricht folgendes:

Es ist ruhig geworden in den Ländern Ebenerdes, seit die Magie in ferner Zeit nach einem großen Krieg verbannt wurde: Schienen und Zeitungen statt magischen Wesen und Zaubersprüchen beginnen, das Angesicht der Welt zu prägen. Der Fortschritt hält Einzug und verdrängt die Relikte alter Zeiten. Doch die Ruhe ist trügerisch.

Die Mittelerzlande, eines der größten und ältesten der Länder Ebenerdes, sind in Gefahr. Mächtige Männer von großem Einfluss nutzen die Schwäche der maroden Regierung und planen den Umsturz. Ein Kopfgeldjäger, ein junger Künstler und ein greiser Zauberer geraten zusammen mit einigen Widerständlern in die Wirren der gefährlichen Ränkespiele als die geheime Gesellschaft des Turms nach der absoluten Macht greift.Durch das Schicksal zusammen gewürfelt, versucht man zu retten, was zu retten ist. Doch zuvor muss jeder sich entscheiden, auf welcher Seite er wirklich steht.

Unfertiger Aktionismus statt Spannung

Trödelei kann man Möhlmann nicht vorwerfen. Auf der ersten Seite lernen wir Spersulus kennen, der auf der zweiten erschossen wird, vorher schafft er es gerade noch, einen Brief an seine geliebte rothaarige Amazone Votime übermitteln zu lassen. Darin steht, dass ihn ein Mann namens Ragno jagt und „Erfolg haben wird", worauf Votime Rache schwört.

Das alles geht ziemlich schnell und ohne viel Federlesen geht es so weiter. Rasch hintereinander werden Clasus, ein Freund des verstorbenen Spersulus und der Amazone eingeführt, der Schauspieler Willbuhr, die hübsche Theiba, der Kopfgeldjäger Ragno und der Magier Grindolf. Alle 1,5 Seiten gibt es einen Szenenwechsel, ständig springt die Story hin- und her. Das ist viel zu schnell, um spannend zu werden oder sich zurecht zu finden. Nach einer Weile sortieren sich im Kopf trotzdem die einzelnen Parteien, denen man als Leser folgt. Willbuhr und Theiba waren bisher glücklose Schauspieler, werden aber plötzlich von der geheimnisvollen Elite der „Turmgesellschaft" aufgenommen. Ragno und der alte Grindolf kennen sich von früher und beschließen, zusammen weiter zu reisen, als Ragno einen Killerauftrag bekommt. Und dann gibt es noch die Amazone, die Ragno jagt und Clasus, der ihr folgt.

Irritierende Figurennamen

Möhlmann lehnt in seinem Buch viele der Namen an wirkliche Personen oder bekannte Figuren an. Es gibt einen General Wallstein, den Zauberer Grindolf, einen bekannten Dramaturg namens Shakspar und so weiter. Vielleicht sollen die Namen Assoziationen auslösen oder dem Buch eine gesellschaftskritische Doppelbödigkeit geben? Es störte nur.

Ein Hauptproblem ist, dass der Klappentext die gesamte Geschichte erzählt. Dementsprechend ist man nicht erstaunt über die Entwicklung. Aber was soll`s? Viele Fantasy-Bücher bestechen nicht durch Originalität, machen das aber durch gute Atmosphäre, eine liebevoll geschilderte Welt, gekonnte Dialoge oder unvorhersehbare Wendungen wett. Das schafft Möhlmann nur äußerst bedingt. Die Sprache ist oft nicht rund, das Buch wirkt insgesamt schlicht noch unfertig. Beschreibungen fehlen meistens, die Figuren handeln marionettenhaft und für den Leser nicht nachvollziehbar: Dass zum Beispiel Ragno sich nicht fragt, wen er wohl für die astronomische Summe von zwei Millionen Silbertaler töten soll, ist seltsam, dass er aber nicht einmal zögert, als ihm klar wird, dass er allein 22 Menschen töten soll, unglaubwürdig. Der Ansatz: technische Welt, in der die Magie zu schwinden droht, wird nicht genutzt bis zur - leider voraussehbaren - Erklärung, was wirklich geschah. Die Geschichte bleibt insgesamt hölzern, die Figuren einfallslose Klischees: der harte Auftragskiller, der weise Zauberer, die rothaarige, leidenschaftliche Amazone. Zum Schluss wird die Verschwörung aufgedeckt und alle tun, was zu tun ist.So wie man es befürchtete, aber nicht erhoffte. Das selbstironische Ende ist ein netter Einfall, reißt aber das Steuer nicht mehr herum.

Der Schatten des Turms

Roman Möhlmann, -

Der Schatten des Turms

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