Schule der Lüfte

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2009
  • 0
Schule der Lüfte
Schule der Lüfte
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Amandara M. Schulzke
65°1001

Phantastik-Couch Rezension vonMai 2009

„Vom Bauernmädchen zur Pferdemeisterin

Das kleine Fürstentum Oc lebt inmitten sich bekriegender Nachbarn in Frieden. Die begehrten einzigartigen geflügelten Pferde schützen sie vor Angriffen. Deshalb werden die Pferde und ihre Pferdemeisterinnen geschützt, ausgebildet und gefördert. Besonderen Wert legt die Gesellschaft auf die Einhaltung der Blutlinien. Sorgsam wählt sie die Mädchen aus, die sich an ein geflügeltes Pferd binden und die Akademie besuchen dürfen. Da findet das junge Bauernmädchen Larkyn aus den abgelegenen Hochlanden eine völlig abgemagerte Stute, die sie aufpäppelt. Nach wenigen Monaten bringt diese ein schwarzes geflügeltes Fohlen zur Welt und stirbt dabei. Larkyn zieht das Fohlen mit Ziegenmilch groß und schläft sogar bei ihm in der Scheune. Jetzt bekommt der ruhige Bauernhof einen hochrangigen Besucher nach dem anderen. Die Pferdemeisterin Winter holt Larkyn und das Fohlen Tup auf die Akademie. Es entstehen die üblichen Konflikte, wenn ein Bauernmädchen unter Adligen leben und lernen muss. Außerdem ist Lark der Klasse ein halbes Jahr hinter her, weil Tup ein Winterfohlen ist, während alle anderen im Sommer geboren wurden.

In der gestrengen, doch wohl gesinnten Meisterin Winter findet Larkyn eine loyale Mentorin, während die Pferdemeisterin Stark sie schikaniert, wo sie nur kann. Stark handelt so, weil sie der junge Fürstensohn Wilhelm erpresst. Und dann stirbt der allseits geliebte und weise Fürst Friedrich. Wilhelm tritt sein Erbe an...

Gute Ambienteschilderung, Charaktere ausbaufähig

„Die Wolkenreiter - Schule der Lüfte" steht in der Tradition von Drachengeschichten wie Anne McCaffreys Drachenreiter von Pern, Christopher Paolinis Eragon oder Naomi Novaks Temeraire. Als Erstlingswerk von Toby Bishop ist es ein nettes Buch, das die typischen Anforderungen des Genres im Großen und Ganzen erfüllt. Ihre Erfahrungen als Cowgirl und Krankenschwester sowie ihre Leidenschaft für Pferde und Hunde hat sie liebevoll in die Geschichte gebracht. Sie versteht es, Ambiente zu schaffen.

Doch gibt es auch ein Aber. Anfangs geschehen lauter schon vom Leser voraus geahnte Dinge wie die Berufung auf die Akademie, die Mitschülerinnen, die sie mobben. ihr inniges Verhältnis zu ihrem Fohlen, dass sie dann doch zwei Freundinnen findet. Wo bleiben die unvermuteten Überraschungen, die der Story Wenden geben? Toby Bishop schreibt sich warm, spannend wird es spätestens, als das geflügelte Fohlen entführt wird.

Den Charakteren fehlt teilweise die Tiefe und Entwicklungsgeschichte. Es interessiert den Leser normalerweise, aus welchen Gründen sich eine Person so oder so entwickelt. Das fehlt auf jeden Fall bei den beiden „Bösen", dem Fürstensohn Wilhelm, und der Pferdemeisterin Stark. Die Begründung, dass ihr Vater sonst wegen Betruges ins Gefängnis müsste, scheint ein wenig dünn. Das Bauernmädchen Larkyn wächst mit drei liebevollen Brüdern als Waise auf. Die Eltern sind einfach nicht da. Wir wissen aber, dass selbst Erzählungen über verstorbene Eltern ihren Nachwuchs prägen.

Die verschwundene Fürstentochter Pamella taucht wieder auf, stumm und mit einem Baby. Sie kann schreiben, doch warum schreibt sie dann nicht auch logischerweise die Geschichte ihres Verschwindens auf und lässt alle weiter rätseln? Natürlich hat der „böse" Bruder Wilhelm seine Hand im Spiel. Wie wird aus einem verwöhnten, anmaßenden Mädchen ein schüchternes Ding, das ganz gewöhnliche Bauernarbeit verrichtet?

Wünschenswert: mehr Magie

In wie fern ist "Die Wolkenreiter - Schule der Lüfte" nun Fantasy? Wir finden ein irreales Fürstentum, fliegende Pferde, eine mystische Gerte und Apotheker, die seltsame Tränke brauen. Das war's dann schon. Der Story mangelt es an Magie, an dem Märchenhaften, dem Übernatürlichen. Dabei hätte mehr davon gut Raum gehabt. Die Verständigung von Pferd und Reiter erfolgt rein intuitiv, das beschreibt Bishop und verschenkt dabei die Möglichkeit, das Wachsen der Charaktere tiefgründiger heraus zu arbeiten.

Obwohl der Böse nicht böse genug ist, die Beziehungen zu den Nachbarn völlig fehlen, bleiben noch viele Fragen offen, die es lohnen, beantwortet zu werden. Auch weil das Buch gegen Ende hin immer besser wurde, freue ich mich auf den zweiten Band.

Der Heyne-Verlag sollte dringend neue Grafiker mit Ideen beschäftigen. Ein Mädchen steht mit einem in die Luft gereckten Schwert auf einem Felsen. Das hat mit der Geschichte rein gar nichts zu tun. Genau so ein Nonsens, wie alle Hennen-Bücher mit einem Schwert zu versehen.

Schule der Lüfte

Louise Marley, Heyne

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