Der Wind des Todes

  • Bastei-Lübbe
  • Erschienen: Januar 2009
  • 4
Der Wind des Todes
Der Wind des Todes
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Carsten Kuhr
90°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2009

„Der Samurai, die Karpaten und die dunkle Magie - die Wiederentdeckung der Sword & Sorcery

Seit Jahrzehnten ist Gonji Sabataké ein Ronin - ein Samurai ohne Kriegsherr, der auf eigene Faust durch die Lande zieht. Weit hat es ihn von seiner Heimat Nippon aus nach Westen verschlagen. Er, der Meister der fernöstlichen Schwertkunst, hat vor wenig Angst - allenfalls die Geister der Vergangenheit treiben ihn um. Vampire und sonstige unheilige Wesen aber bekommen sein Sagami zu schmecken.

In den Karpaten ist er auf der Suche nach der mystischen Stadt Vedun. Hierher haben ihn christliche Priester auf seiner Suche nach dem „Wind des Todes" entsandt. Auf dem Weg schließt er sich einer marodierenden Gruppe Söldner an, sucht und findet Gelegenheit zum Kampf, auch wenn seine Gegner von Ehre, Würde oder Pflicht nichts zu halten scheinen. Als er schließlich in der unbezwingbaren Gebirgsstadt eintrifft, findet er diese besetzt vor - und er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er sich stellt ...

Conan war gestern - jetzt kommt Gonji

Fernöstlich angehauchte Fantasy boomt zwar nicht unbedingt, doch entsprechende Werke sind in den letzten Jahren verstärkt publiziert worden. Was mit Barry Hugharts Meister-Li-Romanen (dt. Krüger und Piper Verlag) seinen Anfang nahm, mit Lian Hearns Otori-Saga (dt. Carlsen Verlag) fortgesetzt wurde und mit Kai Meyers Wolkenvolk-Trilogie (Loewe Verlag) auch das Jugendbuch eroberte, war in den 80er Jahren eine absolute Seltenheit. Damals beherrschten die Quest-Zyklen eines David Eddings (dt. Knaur und Bastei-Lübbe), eines Terry Brooks (dt. Goldmann) und eines Stephen Donaldson (dt. Heyne Verlag) in der Nachfolge Tolkiens die Regale in den Buchhandlungen.

Daneben aber tummelten sich damals auch Helden wie Robert E. Howards „Conan" (dt. Heyne Verlag) oder Fritz Leibers „Ffafhrd und der graue Mausling" (dt. Heyne und Edition Phantasia), John Jakes „Brak, der Barbar" (dt. Moewig) oder „Cane, der Verfluchte" von Robert E. Wagner (dt. Bastei-Lübbe) auf den Bücherborden. Heroic Fantasy, Sword & Sorcery (Schwert und Magie) nannte man diese Bücher, in denen muskelbepackte Recken sich mit ihre großen Schwertern in archaischen Kulturen aufmachten, ihr Glück zu suchen.

Mittlerweile ist dieses Sub-Genre fast ausgestorben. Einzig die Conan-Saga wird von den Verlagen gepflegt, dies aber auch wohl mehr, da hier der Name aufgrund der Verfilmung mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle den Lesern nach wie vor ein Begriff ist. Dass derartige Bücher ihren Reiz haben, dass die Helden durchaus auch von ihrer Anlage und Ausgestaltung her interessant und vielschichtig sind, beweist Ted C. Rypel im Auftaktband seiner Trilogie.

Ausgerechnet einer der bedeutendsten, weil eigenständigsten Phantasten, Kai Meyer, hat sich für die Reihe stark gemacht. Dass er, dessen Werke sich durch eine ganz eigene Phantasie und einen sehr bewusst eingesetzten Stil auszeichnen, sich für S & S einsetzt, mag auf den ersten Blick verwundern. Schon bald nachdem man die Lektüre aber begonnen hat, wird deutlich, warum Meyer von Gonji so angetan ist.

Mit einigen wenigen Sätzen zeichnet Rypel uns eine Gestalt, die so ganz anders, in sich widersprüchlich und interessant, ist als die austauschbaren Fantasy-Helden moderner Prägung. Das ist ein Mann, der getrieben von seiner leidvollen Vergangenheit und fußend auf seinen Überzeugungen und seiner Erziehung als Samurai in sich folgerichtig und nachvollziehbar agiert. Dazu gesellt sich das Bild einer interessanten, weil lebensecht ausgestalteten Welt.

In der sehr einfühlsamen Übersetzung von Thomas Schichtel, die auch stilistisch den Roman sehr sorgfältig ins Deutsche überträgt, nimmt uns Gonji schnell mit seinem Wesen gefangen. Zusammen mit ihm, dem Mann, der sich oftmals über seine Gegner und Verbündeten wundert, der ihrem selbstsüchtigen, von keinerlei Skrupel oder Gewissen gebremstem Handeln nur zu oft ratlos gegenübersteht, begegnen wir einer Welt, in der Magie ebenso wirksam ist wie die Macht der Kirche, Könige wie Piraten um Einfluss und Schätze kämpfen und Vampire und fliegende Bestien unserem Helden nachstellen.

Das packt den Leser mit seiner erzählerischen Wucht, mit seinem Tempo und den faszinierenden Einblicken in Psyche und dem rauen Charme der Karpaten. Eine der mit Sicherheit intelligentesten und bestgeschriebenen Varianten dieses Subgenres .

Der Wind des Todes

T. C. Rypel, Bastei-Lübbe

Der Wind des Todes

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