Die Diebin

  • Blanvalet
  • Erschienen: Januar 2009
  • 7
Die Diebin
Die Diebin
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Amandara M. Schulzke
35°1001

Phantastik-Couch Rezension vonJun 2009

„Die Sklavin war schon vergeben

Sklaven bekommen ihre Namen von ihrem Besitzer. Als Tasil, ein fahrender Händler mitbekommt, dass er im Dunklen versehentlich ein Mädchen statt eines Jungen gekauft hat, gibt er ihr trotzdem den Namen „Maru", der Junge bedeutet. All seine Sklaven, die er verschlissen hat, hießen so. Auf dem Weg in die Stadt Serkesch erfährt Tasil, dass der Fürst gestorben ist und zwei Söhne - Zwillinge - hinterlassen, aber keinem davon seine Nachfolge überschrieben hat. Tasil beschließt, zwischen den beiden Brüdern Iddin und Numur zu intrigieren und Maru soll dabei seine Botin und Handlangerin sein. Dabei begegnen ihr eine Reihe von Figuren des bestehenden Herrschaftssystems, die die Geschichte voranbringen. Fantasymäßig wirken lediglich die Begegnungen mit Utukku, einem Wasserdämon, der ab und zu mal auftaucht und ihr zum Schluss das Leben rettet und dem Maghai, einem Zauberer, der sie umbringen will, weil er glaubt, dass sie die Tochter eines Magiers ist, was nicht sein darf.

Verworrene Begriffe

Mit dem Buchtitel „Die Diebin" haben sich Autor und Verlag einen verkaufsträchtigen Titel gewählt, der an Bestseller wie „Die Päpstin" oder „Die Alchemistin" anknüpft und suggeriert, dass jetzt gekonnt die Geschichte einer Diebin erzählt wird, ihr Hintergrund und ihre Abenteuer. Das ist mitnichten der Fall. Ziemlich zum Schluss zwingt sie ihr Besitzer Tasil, ein einziges Mal zu stehlen. Maru entdeckt eine Bernsteinkette, die ihr gefällt, aber selbst diese lässt sie liegen und nimmt nur Dinge für ihren Herrn. „Die Sklavin" war schon vergeben an Ashford und Weinmann. „Maru - die Tochter des Magiers" hätte eher gepasst.

Schwierig macht den Einstieg in die Geschichte, dass es viele verschiedene Phantasiebegriffe für menschliche Ränge gibt. Ich würde die Phantasie-Welt als vorchristliche oder vor der Zeitrechnung arabische Welt interpretieren. Die Herrschaftsform ist monarchisch. Wozu dann Raiks, Malks, Schabs, Immits und viele mehr? König, Fürst und Prinz hätten es besser getan. Das unterbricht immer wieder den Lesefluss und verkompliziert die einfache Story. Gleiches gilt gewissermaßen auch für Beschreibungen von Staaten und dem System der Götter. Natürlich verwenden auch andere Autoren Phantasiebegriffe für ähnliches, doch sind sie dann schlüssiger und nachvollziehbarer.

Fink beschreibt drei Tage im Leben dieser Sklavin. Dabei unterlässt er es, zu hinterfragen, warum Tasil, ihr Herr, so „böse" ist und lässt den Leser nicht an möglichen Motiven oder Entscheidungsprozessen teilhaben. Auch Marus Geschichte erfahren wir nur ansatzweise. Den Mangel, Marus Seele dem Leser näher zu bringen, empfinde ich als größten Mangel der Geschichte.

Auf dem Rücktitel wird angekündigt, dass es die Story einer jungen Frau ist, doch wir finden die Geschichte eines Kindes. Fink könnte das Buch vielleicht zu einem Kinderbuch umschreiben. Für Erwachsene ist es nichts. So funktioniert es aber auch nicht für Kinder, weil es zum einen unnötig verkompliziert ist und für Kinder wäre es teilweise zu brutal.

Die Story als solche braucht nicht unbedingt Fantasy. Natürlich beschreibt Fink eine eigene Welt mit eigenen Staaten und Göttern. Doch nur zweimal im Verlauf ist ein Fantasy-Ereignis signifikant. Als der Magier sie umbringen will. Stattdessen wird er selbst getötet. Also kann er auch nicht so mächtig sein, wie der Leser nach den Aussagen des Buches bis dahin vermuten müsste. Das zweite ist die Rettung Marus durch den Dämon Utukku aus dem Grab, das Maru plündern muss. Alles andere deutet Fink nur an. Der Leser erwartet von einem über 400-seitigen Buch mit dem Untertitel „Die Tochter des Magiers" mehr.

Sehr schön ist das Cover, doch was hat eine verschleierte Gestalt mit einem Schwert in der Hand da zu suchen? Nichts!

Die Diebin

Torsten Fink, Blanvalet

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